Heer
Seminar

Von der Methodik der Gefechtsausbildung

Von der Methodik der Gefechtsausbildung

Datum:
Ort:
Hammelburg
Lesedauer:
5 MIN

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Immer wieder werden Soldatinnen und Soldaten dafür ausgebildet, dass sie in einem möglichen Gefecht bestehen können. Wie können Feldwebel und Offiziere als Ausbilderinnen und Ausbilder ihren Gefechtsunterricht methodisch und didaktisch verbessern? Dazu hat die Infanterieschule in Hammelburg ein Ausbilderseminar veranstaltet. Beziehen von Räumen und Gefechtsschießen einer Infanteriegruppe in der Verteidigung waren dabei Themen.

Soldaten hocken auf dem Waldboden um eine Lagekarte aus Steinen, Blättern und Stöcken.

Mit einfachsten Mitteln, wie hier einem Geländesandkasten, kann der Führer im Gelände seine Befehlsausgabe so erläutern, dass ihm alle Soldaten folgen können. Brigadegeneral Michael Matz (r. stehend) folgt den Ausführungen.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Zu Beginn des Seminars richtet Brigadegeneral Michael Matz, General der Infanterie und Kommandeur der Infanterieschule, einige Worte an die Teilnehmer und erläutert ihnen Sinn, Zweck und Zielsetzung des Ausbilderseminars: „Sie sind alle keine Berufsanfänger, also bringen Sie Ihre Erfahrungen mit ein und verstehen Sie das Seminar als Weiterbildung, sodass auch Sie den einen oder anderen Kniff für Ihre Ausbildung mitnehmen können.“ Dabei gehe es um das Wie. Denn der Auftrag habe sich gewandelt, wie der General beschreibt: „Wir gehen weg vom klassischen Einsatzszenario und wieder hin zur Landes- und Bündnisverteidigung.“

Er verstehe, dass viele der Ausbilder dieses Szenario nicht ganz fassen könnten. Nicht weil sie schlechte Soldaten seien, sondern einfach, weil sie in einer anderen Zeit geboren worden sind, nach dem Ende des Kalten Krieges, „als wir nur noch von Freunden umzingelt waren und keinerlei Bedrohung von unseren Nachbarn mehr ausging“, wie der Kommandeur weiter beschreibt. Der wichtigste Unterschied sei es, die eigene Position zu verstehen. Während es in den bisherigen Auslandseinsätzen so war, dass bei Ausfall einer Fähigkeit oder eines Fahrzeugs „einfach im Feldlager geblieben wurde“, sei es bei der Bündnis- und Landesverteidigung so, dass der einzelne Soldat, unabhängig von den Rahmenbedingungen, dort eingesetzt werden würde, wo er gebraucht wird. Punkt. Zudem müsse man den potenziellen Gegner verstehen. „Er ist nicht mehr derjenige, der besinnungslos über einen offenen Geländeabschnitt rennt, mit der Absicht sich in die Luft zu sprengen, sondern er ist ebenbürtig. Er ist ähnlich ausgebildet und ausgerüstet wie wir und verfügt über Taktiken und Verfahren, wie auch wir sie haben“, so Matz.

Alles beginnt mit der Lehrvorführung

Ein Soldat steht im Wald vor einer aufgestellten Lagekarte und spricht. Soldaten stehen drumherum.

Major Andreas Mathes erläutert den Teilnehmern des Seminars die Bedeutung einer Rahmenlage. Die Auszubildenden müssen wissen, in welchem Szenario sie sich bewegen.

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Das Seminar der Ausbilder, mit dem das Ausbildungskommando Leipzig die Infanterieschule beauftragt hatte, ist in drei Stationen gegliedert: Beziehen von Räumen, Gefechtsschießen einer Infanteriegruppe in der Verteidigung sowie Vorgehen der Infanteriegruppe im Ort außerhalb von Gebäuden. Jeder Ausbildungsabschnitt wird mit einer Lehrvorführung eingeleitet, dann wird die praktische Umsetzung besprochen, damit die Teilnehmer des Seminars möglichst viele Anregungen für ihren Dienst mitnehmen können. Fragen und das Einbringen von eigenen Erfahrungen sind hierbei stets erwünscht.

Mit Exponaten arbeiten

Die Lehrgruppe A, unter Führung von Oberstleutnant Andreas Eichhorn, ist mit der Station „Beziehen von Räumen“ betraut. Ausbilder, Major Andreas Mathes, stellt die Rahmenlage vor und erklärt den Teilnehmern den Ablauf. Inhalte der Lehrvorführung sind unter anderem die Rundumsicherung, der Alarmposten, das Erkunden von Alarmstellungen und die dazugehörige Befehlsgebung. Zwischen den einzelnen Abschnitten geben Mathes und General Matz praktische Tipps. Mathes stellt beispielsweise einen Turm aus glasfaserverstärktem Kunststoff vor, der einfach und schnell beispielsweise auf einem Transportpanzer Fuchs montiert werden kann, um ein realistisches Bild eines Feindfahrzeugs darzustellen. An verschiedenen Exponaten wird den Auszubildenden veranschaulicht, was wirklich eine Deckung ist und was nur einen Sichtschutz, denn: „Man sieht immer wieder Soldaten, die sich hinter einem Baum mit einem Durchmesser von 25 Zentimetern in ,Deckung‘ begeben. Zeigt man vorab die Exponate, so wird ein ganz anderes Bewusstsein für diesen Sachverhalt geschaffen“, erläutert der Major. Auch der militärische Sprachgebrauch ist essenziell für das Zusammenwirken der Kräfte, denn „Sprache ist kein Zufall“, wie der General einwirft: „Nur wenn Sie wissen, wovon der andere spricht, können Sie dementsprechend handeln. Das fängt bei Entfernungsangaben an und hört bei Bezeichnungen sowie feststehenden Begrifflichkeiten auf. Halten Sie sich daran und vermitteln Sie sie weiter.“

Gefechtsschießen gut vorbereiten

Ein Soldat steht vor einer Wand mit laminierten Blättern angebracht. Er spricht.

Oberstleutnant Andreas Wiechert veranschaulicht den Seminarteilnehmern, wie wichtig es ist, ein Gefechtsschießen gründlich vorzubereiten

Bundeswehr/Andrea Rippstein

Schießbahn 13. Mehrere dumpfe Schläge sind im Hintergrund zu hören, als Oberstleutnant Andreas Wiechert, Kommandeur der Lehrgruppe B, in die Station einweist: „Auf einer Schießbahn herrschen viele Gegebenheiten und Auflagen, die nicht abänderbar sind. Wir wollen Ihnen zeigen, wie Sie hier realistische Bilder stellen können.“ Major Jan-Eric von Zitzewitz-Schumann, Chef der IV. Inspektion und Leiter der Station, ergänzt: „Wir werden Ihnen heute vom Auftrag des Kompanie-/oder Inspektionschefs über den Ablauf eines Gefechtsschießens bis zum Schießen selbst alles erläutern, woran Sie denken müssen. Es wird auf alle Vorbereitungen und Absprachen eingegangen und auf verschiedene Möglichkeiten hingewiesen, wie Sie ein Gefechtsschießen gestalten können.“

Königsklasse der Einzelschützen

Zwei Soldaten stehen hinter einer halbhohen Wand aus Holzbalken. Einer weist mit dem Arm ins Gelände

Der Leiter des Gefechtsschießens stimmt mit einem Soldaten von der Range Control, also der Geländeaufsicht, den geplanten Ablauf des Gefechtsschießens ab

Bundeswehr/Anja Gehring

Das Gefechtsschießen ist die „Königsklasse des Einzelschützen“. Es könne ganz leicht in eine Gefechtsausbildung integriert werden, erklärt Wiechert: „Stellen Sie sich vor, Sie sind schon vier Tage auf dem Übungsplatz unterwegs. Sie bekommen hier auf der Schießbahn den Platz der Gruppe zugewiesen, setzen Alarmposten ein und nach Alarmierung beziehen Sie Ihre Stellungen und führen im ,scharfen Schuss‘ den Feuerkampf in einem realistischen Szenario.“ Welche Sicherheitsmaßnahmen dabei zu ergreifen sind und wie die Abläufe organisiert werden sollten, wurde an dieser Station erläutert. Einer der Teilnehmer sagt nach Ende der Station: „Ich bin schon länger Ausbilder und auch Schießlehrer, aber diese Ausbildung hat mir tatsächlich noch einige Möglichkeiten und Kniffe gezeigt, an die ich noch nie gedacht habe, wirklich super!“

Theorie und Praxis verbinden

Mehrere Soldaten stehen um einen Taktiktisch herum, der modellhaft das Gelände abbildet.

Stabsfeldwebel Jens Pöhl erläutert den Feldwebeln und Offizieren, wie Theorie und Praxis verknüpft werden können, um den Ausbildungserfolg zu maximieren

Bundeswehr/Anja Gehring

Hauptmann Mathias Lorenz aus der Teileinheit Orts-/Waldkampf Lehnin betreibt zusammen mit seinen Ausbildern die Station „Die Infanteriegruppe im Ort“. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf Methodik und Didaktik der Ausbildung. Die Station ist in drei Abschnitte gegliedert: Möglichkeiten des Unterrichts, Möglichkeiten, die Ausbildung im Gelände darzustellen und die praktische Umsetzung der vermittelten Theorie im Gelände.

Die Ausbilder um Lorenz gehen auf alle Aspekte der Ausbildung ein, die ein Ausbilder bedenken und umsetzen sollte. Lorenz betont: „Wir können alle ganz tollen Unterricht halten und auch praktisch ausbilden. Aber es muss mehr darauf geachtet werden, Theorie und Praxis der Ausbildung sinnvoll zu verknüpfen.“ Hierzu müssten verschiedene Bilder gestellt und eingeübt werden. So spare man sich als Ausbilder am Ende Zeit, weil die Ausbildungsgruppe die Umsetzung schneller begreife. Und Stabsfeldwebel Jens Pöhl ergänzt: „Wichtig ist es, dass man sich klar darüber ist, wen man vor sich hat und wie man methodisch und didaktisch auf diese Lerngruppe eingeht.“ Und diesen Grundsatz sollte sicher jeder Ausbilder beherzigen, bevor er mit der Ausbildung beginnt.

von Thomas Heinl

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