Luftwaffe testet A400M als mobile Bodenbetankungsanlage für Kampfflugzeuge
Landes- und Bündnisverteidigung- Datum:
- Ort:
- Wunstorf
- Lesedauer:
- 3 MIN
Eine starke Luftverteidigung braucht eine funktionierende Infrastruktur. Wenn diese beschädigt oder nicht verfügbar ist, hat die Luftwaffe eine Lösung: den Forward Area Refueling Point (FARPForward Area Refueling Point). Für Hubschrauber wird diese Fähigkeit bereits genutzt. Nun hat das Lufttransportgeschwader 62 mit dem A400M erstmals auch Eurofighter und Tornado direkt am Boden betankt.
Der A400M als mobile Bodentankstelle für Kampfjets: Für die Tests kamen einen Eurofighter aus Nörvenich und ein Tornado aus Büchel zum Lufttransportgeschwader 62 nach Wunstorf.
Bundeswehr/Luka WolffAls „fliegende Tankstelle“ ist der A400M schon seit Mitte 2019 im Einsatz. Die Fähigkeit, Kampfflugzeuge in der Luft zu betanken, nutzen neben der Luftwaffe auch internationale Bündnispartner, beispielsweise an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke, im Auslandseinsatz Counter Daesh oder bei Übungen.
Für das Betanken von Hubschraubern am Boden wird der A400M ebenfalls schon länger genutzt. Nun wurde dieses Verfahren für die Waffensysteme Eurofighter und Tornado erprobt.
Kampfflugzeuge erreichen mit hoher Geschwindigkeit ihre Ziele, um ihre Aufträge auszuführen, beispielsweise bei den Einsätzen im Luftraum über der Ostsee. Allerdings ist ihr Kerosinverbrauch hoch und nicht überall gibt es die passende Infrastruktur zum Auftanken. Auf Ausweichflughäfen stehen nur selten Tankwagen zur Verfügung, und im Fall einer beschädigten Pipeline könnten auch reguläre Flugplätze von der Versorgung abgeschnitten werden. Hier kommt der A400M ins Spiel. Aufgrund seines großen Tankvolumens von circa 60.000 Litern könnte er weltweit als „mobile fliegende Bodenbetankungsanlage“ eingesetzt werden. Er würde fehlende oder zerstörte Infrastruktur ersetzen und die Kampfflugzeuge könnten ihre Einsätze weiter durchführen.
Doch vor einer Nutzung im Einsatz sind viele Tests notwendig. Hierbei stehen Machbarkeit, Sicherheit und Optimierung im Fokus. Bei der Versuchsreihe mit Eurofighter und Tornado kam neben dem bereits genutzten FARE-KitForward Area Refueling Equipment (Forward Area Refueling Equipment) erstmals der Prototyp des Betankungssystems MK430 zum Einsatz. Dieses Schlauchtrommelsystem hat das Lufttransportgeschwader 62 gemeinsam mit dem Systemzentrum 23 und dem Waffensystemunterstützungsteam Transport- und Sonderluftfahrzeuge entwickelt und hergestellt. Das MK430 ist luftverladbar und zusammen mit dem A400M weltweit als Forward Area Refueling Point (FARPForward Area Refueling Point) einsetzbar.
Die Testreihe wurde gemeinsam von der Gruppe zur Weiterentwicklung von Technik, Taktik und Verfahren des Lufttransportgeschwaders 62, dem Waffensystemunterstützungsteam Transport- und Sonderluftfahrzeuge und den Versuchsgruppen der Jetverbände aus Büchel und Nörvenich geplant und durchgeführt. Der A400M und die FARPForward Area Refueling Point-Systeme wurden in Wunstorf vorbereitet. Das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ aus Nörvenich unterstützte die Tests mit einem Eurofighter und das Taktische Luftwaffengeschwader 33 in Büchel schickte einen Tornado.
Vor Beginn der Versuchsreihe testen die Spezialisten des Lufttransportgeschwaders 62 den Kraftstoff und begutachteten die Proben, um eine Beschädigung der Kampfflugzeuge durch mögliche Verunreinigungen zu verhindern
Bundeswehr/Luka Wolff
Das Betankungssystem MK430 ist eine Eigenentwicklung des Systemzentrums 23. Das ist die einzige zertifizierte Schlauchwerkstatt der Bundeswehr, die so ein System eigenverantwortlich entwickeln und herstellen kann.
Bundeswehr/Luka Wolff
Zuerst werden die Betankungsversuche mit dem Tornado durchgeführt. Die Erdung beim Tankvorgang ist wichtig, damit keine Funken erzeugt werden.
Bundeswehr/Luka Wolff
Der A400M kann mit fast 60.000 Litern Kraftstoff betankt werden. Das ist genug, um – je nach Entfernung – zu einem Ziel zu fliegen, mehrere andere Luftfahrzeuge aufzutanken und zurückzukehren.
Bundeswehr/Luka Wolff
Bei den Tests mit dem Eurofighter werden die einzelnen Vorgänge genau beobachtet und in den Versuchsbericht eingetragen
Bundeswehr/Luka WolffBeim Betanken des Tornados stellte sich heraus, dass die volle Pumpenleistung des A400M mit gleichzeitigem Betanken aller Kraftstofftanks des Tornados zum besten Ergebnis führte. Mit einer Fördermenge von 330 Liter pro Minute wurde der maximale Füllstand nach gut 15 Minuten erreicht. Insgesamt flossen dabei 4.870 Liter Kraftstoff aus dem A400M über die FARPForward Area Refueling Point-Systeme an den Tornado.
Beim Eurofighter zeigte sich, dass hier eine sequenzielle Betankung optimal ist. Nach separater Betankung erst der Außen- und dann der Innentanks wurde der maximale Füllstand mit einer Fördermenge von bis zu 310 Litern pro Minute erreicht. Aus dem A400M wurden insgesamt 6.150 Liter Kraftstoff in den Eurofighter gepumpt. Eine komplette Betankung würde etwa 20 Minuten dauern.
Diese Tests zeigen, dass ein FARPForward Area Refueling Point durch einen A400M auch für Kampfflugzeuge aufgestellt und betrieben werden kann, sodass das Transportflugzeug künftig weltweit als „mobile Bodenbetankungsanlage“ einsetzbar ist.
von Martin Buschhorn