2. Energie- und Rohstoffversorgung
Wichtige Energie- und mineralische Rohstoffe gelangen nur über See nach Deutschland.

Natürliche Ressourcen sind die Grundlage wirtschaftlicher Aktivität. Sie haben seit jeher eine zentrale Rolle in der ökonomischen Entwicklung von Gesellschaften.
Rohstoffe sind in zwei unterschiedliche Kategorien einzuordnen: biotische und abiotische Rohstoffe. Biotische Rohstoffe wachsen nach. Dazu gehören Rohstoffe, die aus der Land- und Forstwirtschaft stammen. Abiotische Rohstoffe dagegen wachsen nicht nach und sind begrenzt. Hierzu gehören vor allem fossile Energieträger, Erze und mineralische Rohstoffe.
Fossile Energieträger sind Kohle, Öl, Petroleum- und Erdgasprodukte. Zu den aus Erdöl wiederum gewonnenen Fertigprodukten gehören Benzin, Diesel, Heizöl und Gasbrennstoffe. Sie dienen zur Energie- und Wärmeerzeugung sowie zur Fortbewegung per Schiff, Flugzeug oder Landfahrzeug.
Zu den mineralischen Rohstoffen gehören gemäß der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe unter anderem Steine, Erden, Metalle und Industrieminerale. Zur Bundesanstalt gehört die Deutsche Rohstoffagentur, die der deutschen Wirtschaft als Beratungsplattform zur Verfügung steht. Sie bietet Information über die einzelnen Rohstoffe, darunter die besonders gefragten Seltenen Erden.
Wenige Rohstoffe in Deutschland
Obwohl Deutschland allgemein als rohstoffarmes Land gilt, ist der Bergbau ein wichtiger Wirtschaftszweig. Hierzulande werden laut Bundeswirtschaftsministerium neben Braunkohle auch Kali- und Steinsalze sowie Kies, Sand und gebrochener Naturstein abgebaut. Mit dem Abbau im eigenen Land kann Deutschland also vor allem bei den Baurohstoffen den Eigenbedarf sicherstellen.
Bei fossilen Rohstoffen, außer Braunkohle, Metallrohstoffen und einzelnen Industriemineralen, sieht es anders aus. In diesen Bereichen ist Deutschland stark von Importen abhängig. Und auch nur ein kleiner Teil seines Erdöl- und Erdgasbedarfs wird im Land selbst gewonnen.
Probleme einer Importabhängigkeit
Eine Abhängigkeit von einem oder wenigen Importländern geht mit Risiken einher. Es gibt rohstoffproduzierende Länder, die nicht das Wertesystem westlicher Staaten teilen. Das schließt einen umweltschonenden Abbau ein wie auch die Rechte von Arbeitern. Zudem befinden sich einige Rohstoffvorkommen in Krisengebieten und sind teils physisch umkämpft.
Eine Abhängigkeit von solchen Exportländern kann dazu führen, dass diese ihre Rohstoffe als Druckmittel nutzen. Auch wären Sanktionen gegen sie als außen- und sicherheitspolitisches Mittel schwer zu verhängen, ohne gleichzeitig eigene Interessen zu beschneiden.
Potentielle Engpässe: der Transport von Rohstoffen
Rohstoffe werden je nach Konsistenz und Herkunft unterschiedlich nach Deutschland transportiert. Das geschieht in der Regel auf dem Seeweg, manchmal per Schiene, oft aber ist auch eine Kombination aus mehreren Verkehrsmitteln möglich. Weil die meisten Rohstoffe in großen Massen transportiert werden, ist es ineffizient, ausschließlich Lkw zu nutzen. Für den Transport von Erdgas und Erdöl dienen neben Tankern zudem Pipelines – in vielen Fällen auf dem Meeresboden verlegt.
Für den Seetransport von Rohstoffen gibt es unterschiedlich spezialisierte Schiffe. Für schüttbare Rohstoffe zum Beispiel werden Massengutfrachter genutzt, auch Schüttgutfrachter oder Bulker genannt. Sie können auf Kohle, Eisenerz, Getreide oder Kies spezialisiert sein. Ebenso kann aber ein Schiff auch die Vorgaben für verschiedene Schüttgutladungen erfüllen.
Gleichfalls gibt es bei Tankern eine Unterscheidung nach Landungstyp. Dazu gehören Rohöltanker, Tanker für Flüssiggase wie Liquefied Natural Gas (LNGLiquefied Natural Gas) oder Liquefied Petroleum Gas (LPGLiquefied Petroleum Gas) sowie für Nahrungsmittel in flüssiger Form von Orangensaft bis Olivenöl. Weiterhin gib es Chemikalientanker, die ihre Ladungen unterschiedlich, gleichzeitig oder nacheinander transportieren können. Hier wird vor allem unterschieden, ob die Ladung flüssig oder gasförmig ist.
Je nach Ladungsart müssen diese Tankschiffe ganz bestimmte technische Voraussetzungen und andere Auflagen erfüllen. Teilweise brauchen sie Zertifikate beziehungsweise Genehmigungen für individuelle Ladungen.
Wie bei der Ausstattung von Häfen kommt dieser Spezialisierung von Handelsschiffen eine gesamtwirtschaftliche wie auch strategische Bedeutung zu. Unter den weltweit fahrenden rund 64.000 Handels- beziehungsweise Seeschiffen gibt nur weniger als 2.000 LNGLiquefied Natural Gas-Tanker, während der Rohstoff, den sie transportieren, immer stärker gebraucht wird.
Autor: Marineschifffahrtleitung | E-Mail schreiben
Veröffentlicht am: 12.11.2024, zuletzt aktualisiert am: 17.06.2025
Ort: Hamburg
Lesedauer: 7 Minuten