Als Reservist vom „Badegast“ zum Schiffsarzt - Teil 2
Als Reservist vom „Badegast“ zum Schiffsarzt - Teil 2
- Datum:
- Ort:
- München
- Lesedauer:
- 4 MIN
Diesmal ohne Schiff. Für seine Ausbildung zum Sanitätsoffizier der Reserve verschlägt es Flottillenarzt Professor Dr. Christian Brülls an die Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBwSanitätsakademie der Bundeswehr) in München. Auf dem Dienstplan stehen Recht, Innere Führung, Taktik im Einsatz und allgemeinmilitärische Themen. Außerhalb des Hörsaals wird es auch mal schweißtreibend.
Orientierung ist bei der Bundeswehr nicht nur im Gelände gefragt. Der Lehrgang für angehende Sanitätsoffiziere der Reserve gibt den Reservistinnen und Reservisten unter anderem auch einen Überblick über die Anforderungen und Fähigkeiten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Zugleich, so fasst es Brülls zusammen, sei der Lehrgang „… auch eine Einführung in das soldatische Leben und das Offiziersein im Sanitätsdienst: er gibt den Teilnehmern ein erstes Rüstzeug an die Hand“.
Zusammen mit elf weiteren Reservistinnen und Reservisten ist Brülls angereist. Der Kreis der Teilnehmenden ist sehr heterogen und bringt die unterschiedlichsten Vorerfahrungen, aber auch zivilen Expertisen mit. Vertreten sind vor allem Mediziner und Pharmazeuten. „Mit den hier im Hörsaal Anwesenden könnte man schon ein kleines Krankenhaus betreiben“, scherzt der Flottillenarzt.
Ausbildung zum Sanitätsoffizier der Reserve
Die einzelnen Teilnehmenden dort abholen, wo sie stehen. Das ist stets eine Herausforderung in Lehr- und Ausbildungssituationen. Bei Reservistinnen und Reservisten geht es oft auch darum, altes Wissen aufzufrischen und zeitgleich völlig neue Inhalte zu vermitteln. „Vieles klingt mir noch aus meiner Grundwehrdienstzeit vertraut“, so Brülls. Häufig liegen viele Jahre zwischen der Zeit bei der Bundeswehr und dem Wiedereinstieg über die Reserve. Dazu kommen noch (Sanitäts-)Offiziere aus dem sogenannten Seiteneinstieg, die bisher ungedient sind, also keine militärischen Vorerfahrungen mitbringen.
Zugleich ist der Lehrgang ein wichtiger Baustein im Werdegang des angehenden Schiffsarztes Brülls. Denn zurzeit und bis zum Ende seiner Ausbildung und Bewährung auf dem Dienstposten führt er den Dienstgrad Flottillenarzt noch vorläufig. Damit trägt die Bundeswehr bereits zum Einstieg in die Laufbahn der (Sanitäts-)Reserveoffiziere der zivilen Qualifikation und Lebenserfahrung Rechnung. Vorläufige Dienstgrade dürfen jedoch nur in der Ausbildung und in der vorgesehenen Verwendung geführt werden.
Hindernisbahn und Orientierung im Gelände

Beim Übersteigen der Palisadenreihe ist sowohl Koordination als auch Geschwindigkeit gefragt
Bundeswehr/Pascal Rick
Unter den Drähten hindurchzugleiten fordert zum Ende hin nochmal viel Kraft
Bundeswehr/Pascal RickAbwechslung zu der doch eher „hörsaallastigen Ausbildung“ bietet der grüne Teil des Lehrgangs. So standen auch das Überwinden der Hindernisbahn und Orientieren im Gelände auf dem Dienstplan. Nachdem die Ausbilderinnen und Ausbilder das überwinden der Hindernisse vorgeführt haben, seien die Gefühle im Hörsaal gemischt gewesen. „Von Ungläubigkeit, Respekt und der Frage: 'wie soll ich das schaffen', ist alles dabei gewesen“, so Brülls.

Als Grundwehrdienstleistender habe ich die tiefste Gangart wirklich gehasst und ich stelle fest, dass sich meine Emotionen gegenüber dem Gleiten nicht verändert haben.
Im Notfall seine Patienten beschützen
Als Arzt in Uniform muss man auch schießen können. Das ist wohl der gravierendste Unterschied zum Zivilen. „Im Ernstfall muss ich meine Patienten beschützen können“, sagt Brülls. Klar ist, der Waffengebrauch im Sanitätsdienst dient nur zum Eigenschutz und zum Schutz der Patientinnen und Patienten. Daher werden die Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer auch an der Pistole P8 ausgebildet. Hierfür verantwortlich ist der einsatzerfahrene Offizier und Hörsaalleiter Hauptmann Marcel L.
Schritt für Schritt lernen die Reservistinnen und Reservisten den Waffengebrauch allgemein und die Pistole P8 im Besonderen kennen. Die theoretischen Grundlagen vermittelt Hauptmann Christian T. Dazu gehören sowohl Technik, Ballistik und Ladetätigkeiten, aber auch die vom Einzelschützen durchzuführende Persönliche Sicherheitskontrolle (PSK). Am Ende der praktischen Waffenausbildung sei vor allem die sichere Handhabung wichtig. „Was wir theoretisch und in der Trockenausbildung gelernt haben, durften wir schließlich im Simulator unter Beweis stellen“ schildert Brülls. Im sogenannten Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrhandwaffen (AGSHPAusbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrhandwaffen) konnten die Teilnehmenden das Gelernte direkt anwenden.
Auch Sport gehört dazu
„Bauchmuskeltraining tut weh!“ verkündet Stabsfeldwebel Susi Erdmann. Die mehrfache Rodelweltmeisterin ist Sportfeldwebel an der SanAkBwSanitätsakademie der Bundeswehr und bringt den Hörsaal kräftig ins Schwitzen. „Wir waren allesamt hoch motiviert“, so Brülls. Allein die Möglichkeit für Dienstsport sei, im Vergleich zur Zivilwelt, schon etwas Besonderes. Und auch hier zählt Gemeinschaft und Kameradschaft beim gegenseitigen Anspornen und Anfeuern.
Fazit vom Schiffsarzt
„Wird man in drei Wochen zum Sanitätsoffizier? Sicher nicht.“ Man nehme aber sehr viel, auch für das zivile Leben, mit. „Als Schiffsarztlehrling habe ich viel vom Können der Kameradinnen und Kameraden an Land gelernt - im Gegenzug haben wir ganz basal angefangen: mit der Entzifferung des ‚Strichcodes‘ der Marine auf der Schulter.“ Darüber hinaus müsse er für sich das Gelernte nochmal für seine künftige Bordverwendung adaptieren. Ein Lehrgang könne schließlich immer nur Grundlagen vermitteln, alles Weitere werde dann auf dem Dienstposten erlebbar, fasst Brülls seine Zeit an der SanAkBwSanitätsakademie der Bundeswehr für sich zusammen.
Reserve im Sanitätsdienst
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