Streitkräftebasis

Die Corona-Spürhunde der Bundeswehr

Die Corona-Spürhunde der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Ulmen
Lesedauer:
3 MIN

Bei einem aktuellen Forschungsprojekt der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover wird erforscht, ob die Diensthunde der Bundeswehr in der Lage sind, das neuartige Coronavirus SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2 am Geruch von Speichelproben zu identifizieren.

Porträt eines Corona-Spürhundes der Bundeswehr

Donnie ist ein Spürhund der Bundeswehr. Er ist ein belgischer Schäferhund, auch bekannt unter der Bezeichnung Malinois.
Nun erhält er seine dritte Ausbildung – zum Corona-Spürhund und soll dann das neuartige Coronavirus SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2 aufspüren.

Bundeswehr /Roland Alpers

Noch einmal dreht er sich kurz um, wartet auf den Befehl und dann läuft er los. Zunächst erfasst er kurz die Situation in der großen Halle, dann geht er ganz zielstrebig vor: Er schnüffelt nacheinander systematisch alles ab, was ihm vor die Nase kommt. Schließlich steckt er seine Nase in eine Öffnung und harrt plötzlich aus – für etwa zwei Sekunden. Dann ist er am Ziel und bekommt seine Belohnung. Donnie ist ein Spürhund der Bundeswehr und seine Belohnung ist ein kleiner gelber Spielball. Im rheinland-pfälzischen Ulmen nimmt er an einem Forschungsprojekt teil, in dem es darum geht, Coronaviren zu erschnüffeln.

Die molekulare Zusammensetzung ist entscheidend

Halbporträt einer Soldatin in Flecktarn-Uniform

Dr. med. vet. Esther Schalke leitet das Projekt an der Schule für Diensthundewesen. Sie selbst besitzt einen Labrador. Sie weiß, dass verschiedene Gerüche auch bei Hunden bestimmte Emotionen freisetzen und nutzt dies für ihre Arbeit.

Bundeswehr /Roland Alpers

Dass Spürhunde dazu in der Lage sind, Krankheiten aufzuspüren ist nicht neu. An der molekularen Zusammensetzung eines Geruchs, können diese Hunde nicht nur Sprengstoffe oder Drogen aufspüren, sondern auch verschiedene Krebserkrankungen oder die drohende Unterzuckerung von Diabetikern riechen. So entstand die Idee für ein Forschungsprojekt in einer Kooperation der Tierärztlichen Hochschule Hannover mit der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen. Die Leiterin des Projektes ist Dr. med. vet. Esther Schalke, die als Oberstabsveterinär und Fachtierärztin für Tierverhalten in dieser Forschung das „ideale Zusammenspiel von Wissenschaft und praktischer Anwendung“ sehr schätzt.


Belastbare Ergebnisse in drei bis vier Wochen

Die Nase eines Hundes steckt in einem Loch in einer großen Blechkiste

Spürhund Donnie schnüffelt so lange alles ab, bis er den richtigen Geruch findet. Dann bekommt er eine Belohnung. Die Belohnung besteht entweder aus einem Spielball oder einer Extra-Portion Futter. Sie hängt von Charakter des Hundes ab.

Bundeswehr/Roland Alpers

Der dreijährige belgische Schäferhund Donnie ist einer von zehn Hunden der Bundeswehr, die das Aufspüren von SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2 Viren erlernen sollen. Ausgebildet werden dazu Schäferhunde, Spaniel und Retriever. Dabei hat Donnie bereits eine duale Ausbildung mit seinem Hundeführer absolviert. Er ist ausgebildeter Sprengstoffspürhund und gleichzeitig Schutzdiensthund. Mit einer Trefferquote von derzeit etwa 80 Prozent sind die Forscher in Ulmen auf dem besten Weg, das Projekt erfolgreich weiterzuführen. „Wir brauchen noch etwa drei bis vier Wochen, bis uns belastbare Ergebnisse vorliegen. Dann werden wir ziemlich genau sagen können, ob unsere Hunde in der Lage sind, die neuartigen Coronaviren aufzuspüren“, ist sich die Leiterin des Projektes Dr. Schalke sehr sicher.


Forschungsprojekt als Doktorarbeit

Porträt einer jungen Frau

Paula Jendrny studierte in Hannover und arbeitet nun an ihrer Doktorarbeit. Auch sie hat einen Hund. Sie ist froh darüber, an einem spannenden und dazu noch gesellschaftlich relevanten Thema forschen zu können.

Bundeswehr/Roland Alpers

Forschungen, in denen es um die Detektion von Coronaviren durch Spürhunde geht, finden nicht nur in Deutschland statt: Auch in Großbritannien, Finnland und Frankreich befassen sich Expertinnen und Experten mit diesem Thema. „Im Gegensatz zu den europäischen Kollegen nutzen wir den Speichel von infizierten Personen, in dem zunächst die Viren chemisch inaktiviert, also unschädlich gemacht werden. Speichel hat den Vorteil der schnellen und ortsunabhängigen Verfügbarkeit, wenn viele Menschen getestet werden sollen“, so Paula Jendrny, die das laufende Forschungsprojekt als Doktorandin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover begleitet.


Zuspruch vom Inspekteur der Streitkräftebasis

Zwei nebeneinander knienede Soldaten auf einer Wiese – dazwischen sitzt ein Hund

Der Inspekteur der Streitkräftebasis Generalleutnant Martin Schelleis (links) besuchte die Schule in Ulmen. Hundeführer Oberfeldwebel Miguel Acosta (rechts) zeigte dem General die Fähigkeiten seines Diensthundes Donnie.

Bundeswehr /Roland Alpers

Im Juni besuchte der Inspekteur der Streitkräftebasis Generalleutnant Martin Schelleis die Dienststelle in der Eifel, um sich über den Forschungsfortschritt zu informieren. Schließlich gehört die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr zur Streitkräftebasis. „Ich bin sehr beeindruckt, auch von der zivil-militärischen Zusammenarbeit und kann diese Forschung nur absolut unterstützen“, sagte der General bei seinem letzten Besuch in Ulmen. Mit dem derzeitigen Stand der Forschung ist er zufrieden, weil doch sehr vieles darauf hindeute, dass eine Ausbildung der Vierbeiner zur Detektion des neuartigen Coronavirus möglich sei.


Notwendige Diskussion zur Nutzung der Forschungsergebnisse

Ein Hund steckt seine Nase in ein Rohrstück an einem Gerät

Training macht den Meister: Spürhund Donnie muss immer wieder neu darauf konditioniert werden, bestimmte Gerüche zu erkennen. Diese Arbeit macht ihm Spaß, weil er genau weiß, dass er eine Belohnung bekommt.

Bundeswehr/Roland Alpers

Wenn die Versuchsreihe mit den inaktiven Viren erfolgreich abgeschlossen wird, kommt die nächste Hürde: Dann muss auch die Detektion aktiver Viren im Speichel getestet werden. „Das muss dann unter ganz anderen Bedingungen stattfinden, schließlich müssen wir sicher sein, dass sich niemand an den hochinfektiösen Proben anstecken kann“, sagt die Doktorandin Paula Jendrny. Es ist also noch ein langer Weg, bis die Tiere vollständig einsatzfähig sind. Und wenn es dann wirklich möglich sein sollte, Personen die an COVID-19Coronavirus Disease 2019 erkrankt sind mittels Spürhund-Detektion zu identifizieren, wird eine Diskussion nötig sein, in welchen zivilen und militärischen Bereichen diese Hunde ihren Dienst verrichten sollen. Nur eines scheint ziemlich sicher: Donnie und seine vierbeinigen Kameraden hätten dann wirklich viel zu tun.

  • Porträt eines Hundes, der auf dem Boden liegt.

    Pause für Donnie. Zwischendurch darf der belgische Schäferhund eine kleine Pause machen. Dennoch ist er hellwach und möchte nicht verpassen, wenn etwas spannendes passiert.

    Bundeswehr/Roland Alpers
  • Halbporträt eines Soldaten in Tarnfleck.

    Generalleutnant Martin Schelleis informiert sich als ranghöchster Soldat der Streitkräftebasis über seine Dienststellen. In der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr konnte er sich vom Fortschritt der aktuellen Forschung überzeugen.

    Bundeswehr/Roland Alpers
  • kniender Soldat neben sitzendem Hund auf einer Wiese

    Oberfeldwebel Miguel Acosta ist der Hundeführer von Donnie. Gemeinsam haben sie bereits an mehreren Ausbildungen teilgenommen.

    Bundeswehr/Roland Alpers

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von Andreas Beu  E-Mail schreiben

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