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Gelebte Partnerschaft

French Connection: Offizierlehrgang in Frankreich

French Connection: Offizierlehrgang in Frankreich

Datum:
Ort:
Frankreich
Lesedauer:
3 MIN

Beim Besuch angehender Zugführerinnen und Zugführer in der Offizierlaufbahn in Bourges ging es nicht um Crêpes, Mode oder den gleichnamigen Film von 1971. Im Mittelpunkt stand der Austausch von jungen Führungskräften der Logistikschule der Bundeswehr mit ihrem französischen Pendant der Écoles Militaires.

Ein französisches Artilleriegeschütz auf einem Lkw wird von einem französischen Soldaten inspiziert.

Ein Höhepunkt der Manövertage: Das Artilleriesystem CAESAR ist eine in Frankreich entwickelte und hergestellte selbstfahrende Haubitze im Kaliber 155 Millimeter

Bundeswehr/Meik Eckhardt

„Wir wurden aufgrund der deutsch-französischen Freundschaft eingeladen, unsere Partner bei ihrer Abschlussübung, dem französischen Gegenstück zu unserer Ausbildungslehrübung, zu besuchen. Das ist aufgrund von Corona jetzt zwei Jahre ausgesetzt worden. Dieses Jahr konnte es wiederaufgelebt werden“, erklärt der Lehrgangsteilnehmer Oberleutnant David P.

Bourges liegt knapp 250 Kilometer südlich von Paris, praktisch im geografischen Mittelpunkt von Frankreich. Doch dieses Mal fand das Manöver auf dem Truppenübungsplatz von Mourmelon-le-Grand nahe der Ortschaft Reims im Nord-Osten Frankreichs statt. Der mehrtägige Besuch wurde nicht nur zum Austausch von militärischen Kenntnissen, sondern auch zum Auf- und Ausbau des militärhistorischen Wissens genutzt. Die lange gemeinsame Geschichte mit den französischen Nachbarn wurde während der Reise gewürdigt.

Gemeinsam Üben

Französische Soldaten bereiten eine sogenannte Faltschwimmbrücke für die Überquerung eines Flusses vor.

Eine Faltschwimmbrücke wird für eine Gewässerüberquerung mit Fahrzeugen vorbereitet. Das System besteht aus einzelnen Schwimmpontons, den Mittelabschnitten und Rampenteilen.

Bundeswehr/Meik Eckhardt

Auf dem französischen Truppenübungsplatz wurden folgende Übungen durchgeführt: Nachtfahrten ohne elektronische Hilfsmittel wie Nachtsicht oder Restlichtverstärker, Flussüberquerungen, simulierte ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Einsätze sowie der Einsatz von Artillerie im Zusammenspiel beim Gefecht der verbundenen Waffensysteme (das bedeutet, ein koordiniertes, abgestimmtes und sich ergänzendes Vorgehen). Die Übungen konnten im Hinblick auf die Situation in der Ukraine nicht aktueller sein und bewiesen, dass Flussüberquerungen und der Artillerieeinsatz entscheidend sein können.

Nicht immer ist es möglich, auch bei Dunkelheit ohne elektronische Hilfsmittel einen Konvoi sicher mit eigenen Bordmitteln – also kleinen, kaum sichtbaren Leuchtmitteln – durch unbekanntes Terrain zu führen. Die französischen Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer zeigten, wie dies mit viel Übung und Erfahrung möglich ist. Dabei wurde mit Unterstützung einer Faltschwimmbrücke eine Gewässerüberquerung durchgeführt. Zusätzlich wurde der Einsatz eines amphibischen Schwimmbrückenfahrzeugs demonstriert.

Soldaten und Fahrzeuge stehen auf einer Faltschwimmbrücke auf einem Fluss.

Die Faltschwimmbrücke ermöglicht mehreren Fahrzeugen eine schnelle und trockene Gewässerüberquerung

Bundeswehr/Meik Eckhardt

Den Teilnehmenden des Offizierlehrgangs 3 fiel auf, dass die französischen Soldatinnen und Soldaten für Herausforderungen eigene Lösungsansätze besaßen. Die Problemlösungen der Franzosen unterschieden sich teilweise – bedingt durch Erfahrungswerte von Herangehensweisen – von denen der Bundeswehr, führten aber schlussendlich zu qualitativ gleichwertigen Ergebnissen. „Beide Armeen stehen vor ähnlichen Herausforderungen.“, resümiert Oberleutnant David P. Trotzdem beweist die Situation in der Ukraine einmal mehr, wie wichtig das Üben eines reibungslosen Ablaufs einer Gewässerüberquerung ist. Im Anschluss daran konnte ein Instandsetzungszug inspiziert werden. Eine Besonderheit dieses Zuges war ein Werkstattwagen, der mit Hilfe eines 3D-Druckers Ersatzteile praktisch vor Ort drucken konnte. Eine neue Methode, die es ermöglicht, Fahrzeuge schnell wieder gefechtsbereit zu machen, ohne ein großes Kontingent von Ersatzteilen im Werkstattwagen mitzuführen.

Verbundene Systeme

Anschließend folgte eine ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Übung mit der Simulation der Kontaminierung (Verunreinigung) von Soldatinnen und Soldaten sowie Material. Der Höhepunkt der Manövertage war das Gefecht der verbundenen Waffen, hier repräsentiert durch das Artilleriesystem CAESAR, den Kampfpanzer Leclerc und den Radschützenpanzer VBCI. Die demonstrierte Feuerkraft war enorm und der ausschlaggebende zielgerichtete Einsatz der Artillerie erkennbar. Die Übung beinhaltete auch die Simulation des Beschusses der eigenen Kräfte durch den Gegner, der hier mit Einsatz von MEDEVAC (kurz für: MEDizinische EVAKuierung) geübt wurde.
 

Der Eingang der Festung Fort Douaumont des Ersten Weltkriegs.

Fort Douaumont: Das größte Werk des äußeren Fortgürtels des französischen Festen Platzes Verdun in Lothringen war im Ersten Weltkrieg schwer umkämpft

Bundeswehr/Meik Eckhardt

„Der einwöchige Austausch bot uns als besuchende Delegation einen äußerst interessanten Einblick in die Arbeitsweise der französischen Armee. Die Bedeutsamkeit der deutsch-französischen Freund- und Partnerschaft steht auch politisch seit Jahren im Mittelpunkt und wird durch solche Veranstaltungen gestärkt. Durch die internationale Aufstellung der NATO ist eine enge Zusammenarbeit und die damit verbundene Aneignung interkultureller Kompetenzen unabdingbar. Dabei hat diese Woche unbestreitbar geholfen“, resümiert der Inspektionschef II. Inspektion „Modulare Offizierausbildung“.

von Meik Eckhardt, Brian Melzer   E-Mail schreiben

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