Streitkräftebasis

Grün trifft blau – Heimatschützer bei den Blaulichtorganisationen

Grün trifft blau – Heimatschützer bei den Blaulichtorganisationen

Datum:
Ort:
Münster
Lesedauer:
5 MIN

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14 Frauen und Männer starteten im Rahmen ihres Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz – einem Angebot der Streitkräftebasis – gerade in den dritten Ausbildungsblock. Hier steht - nach absolvierter Grund- und Spezialausbildung - vor allem die Zivil-Militärische Zusammenarbeit im Mittelpunkt.

Angehörige des THW sowie Soldatinnen und Soldaten arbeiten zusammen

So sieht Zusammenarbeit aus: Angehörige des THWTechnisches Hilfswerk sowie Soldatinnen und Soldaten bildeten eine Kette, um die Sandsäcke an die fiktive Wasserlinie zu transportieren

Bundeswehr/Olaf Pieper

Genauer gesagt geht es um den gemeinsamen Einsatz der Bundeswehr mit Blaulichtorganisationen wie der Feuerwehr oder dem Technischen Hilfswerk. Und die Ausbildung hat es in sich, denn die Lage ändert sich tatsächlich täglich. Gerade brannte und rauchte es in einer Tiefgarage. Und die jungen Obergefreiten lernten am Institut der Feuerwehr in Münster, wie sie in so einer brenzligen Situation die Orientierung behalten. Nur einen Tag später hieß es dann: Hochwasseralarm! Gemeinsam mit den Angehörigen des Technischen Hilfswerks Arnsberg wurden Sandsäcke gefüllt, um einen provisorischen Deich zu bauen. 

An die Schippe, fertig, los

Soldatinnen und Soldaten befüllen Sandsäcke

Nach 48 Minuten lagen auf jeder Palette 81 Sandsäcke

Bundeswehr/Olaf Pieper

Was die Heimatschützer in den nächsten Tagen – neben Feuerwehr und THWTechnisches Hilfswerk – alles erwarten wird? Darüber schweigt Oberleutnant Maximilian Greif vom Landeskommando Nordrhein-Westfalen – noch. Er zählt als Zugführer und Projektoffizier zum Ausbilderteam der Heimatschutzkräfte und möchten den jungen Menschen auch ein Bild vom militärischen Leben vermitteln: „Und da bestimmt die Lage das Handeln. Wir versuchen den jungen Rekrutinnen und Rekruten ein möglichst realistisches Bild des Einsatzes als Heimatschutzsoldat zu vermitteln. Eine grundlegende Lageänderung bereits im Vorfeld bekannt zu geben ist realitätsfern.“ Also wird erst abends verraten, was der nächste Tag bringt. Jetzt heißt es aber erst einmal: rein mit dem Sand in den Plastiksack. Vier Paletten mit je 81 gefüllten Sandsäcken schaffen die Profis in einer Stunde. 

Die Geräte sind simpel, aber erfüllen ihren Zweck. Zwei Stehböcke, Leiter drauf und zum leichteren Befüllen kommen zwischen die Streben Pylonen mit abgeschnittenen Kappen. Ja, es gibt moderne Technik. Aber die muss erst einmal auch an Ort und Stelle gebracht werden. Und im Katastrophenfall mangelt es nahezu immer an Zeit. Also wird in die Pylonen geschippt und der Sand durch sie in die Säcke gefüllt. Kleiner Tipp der Experten: So ein gefüllter Sandsack macht sich auch gut unter dem Knie; so werden Gelenke geschont und außerdem wird das Versinken – etwa in einer schlammigen Region – verhindert. Ebenfalls wichtig: die Personen wechseln regelmäßig die Positionen, um spätere Rückenschmerzen zu vermeiden.

Immer der Reihe nach

Respekt. Nach gerade mal 48 Minuten haben die weiblichen und männlichen Heimatschützer 162 Säcke mit Sand befüllt. So eine gefüllte Tüte wiegt übrigens knapp 13 Kilo. Es ist also kein Leichtgewicht, das jetzt weiter zu der fiktiven Wasserlinie transportiert werden muss. Hierfür stellen sich die Angehörigen der Bundeswehr und des THWs in eine Reihe und übergeben – nicht werfen (sehr wichtig!) – die Säcke von einer Person zur nächsten. Beim anschließenden Verbau gilt es die richtige Technik beim Stapeln zu üben.

Verletztendarsteller auf einer Trage, Soldaten und Soldatinnen drumherum

Ebenfalls beim THWTechnisches Hilfswerk wurde den Obergefreiten gezeigt, wie Verletzte für den Transport vorbereitet werden

Bundeswehr/Olaf Pieper

Und es gibt noch mehr zu lernen. Etwa den sicheren Transport von Verletzten. Luca ist hier klar im Vorteil: Seit zwei Jahren ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr und kennt diverse Transporttechniken, die er jetzt mit einem Ausbilder des THWs seinen Kameradinnen und Kameraden zeigt. Wie der 19-Jährige beim Heimatschutz landete? „Die Bundeswehr fand ich immer faszinierend, schon seit meiner Kindheit. Tatsächlich bin ich der erste in meiner Familie, der bei der Bundeswehr ist. Ja, meine Familie war anfangs nicht so begeistert, aber sie haben mich trotzdem unterstützt“, so der Obergefreite. Gleich nach seinem Abitur im Juli 2021 startete er seinen Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz. Für ihn ein Pluspunkt dieses Programms: „Ich wollte definitiv nicht ins Ausland. Außerdem hat mich die Spezialausbildung angelockt. Und auch die Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen, die wir jetzt gerade kennenlernen.“ 

Übungsplatz Tiefgarage

Auch Anna zählt zu den Heimatschutzkräften, die bei der Feuerwehr und dem THWTechnisches Hilfswerk die Zivil-Militärische Zusammenarbeit kennenlernen. Ähnlich wie Luca musste die 19-Jährige in ihrer Familie etwas Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit leisten. Dabei war ihr schon nach ihrem Abitur im Jahr 2020 klar: „Ich will zur Bundeswehr – und zwar für längere Zeit.“ Da kam das Programm Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz gerade recht, um die gigantische Organisation etwas besser kennenzulernen. Was sie besonders begeistert, ist das Leben in und mit der Truppe.

Ausbildungssituation

Der Ausbilder erklärt den Soldatinnen und Soldaten, wie sie sich in einer verrauchten Tiefgarage zurechtfinden

Bundeswehr/Olaf Pieper

Sie erinnert sich an ihre Grundausbildung: „Da hatten wir am Ende des Biwaks (einem Lager von Soldatinnen und Soldaten im Feld, Anm. d. Red.) noch einen Abschlussmarsch. Es hat in Strömen geregnet, aber wir waren so voller Adrenalin und haben es einfach irgendwie gemeinsam durchgestanden. Wir sind an unsere Leistungsgrenzen gekommen – und selbst die haben wir noch überwunden. Das sind Erfahrungen, die es vermutlich nirgends woanders gibt.“

Zurück ins Institut der Feuerwehr: Nach einer Tour über das Außengelände, geht es weiter in die Tiefgarage. Die Soldatinnen und Soldaten erfahren, wie wichtig vorbeugender Brandschutz ist. Und welche Maßnahmen eingeleitet werden, wenn es doch zu einem Unfall kommt. 

Jetzt bloß keine Panik

Ein verrauchter Raum simuliert

Und plötzlich sieht niemand mehr die Hand vor Augen: Hier wird ein verrauchter Raum simuliert.

Bundeswehr/Olaf Pieper

Ein wichtiger Tipp, um etwa in einer verrauchten Tiefgarage Personen zu finden, ist die sogenannte Linke-Hand-Rechte-Hand-Suche. Man fasst sich an die Hand und die Person am Ende der Reihe orientiert sich mit der freien Hand an der Wand oder an einer Sicherheitsleine. Klar, in der Theorie ist es schwer vorstellbar, wie „blind“ jemand in einem verrauchten Raum ist. Also folgt noch eine Praxiseinheit. In einen speziellen Raum wird Rauch eingelassen und es dauert noch wenige Minuten, bis niemand mehr die Hand vor Augen sieht. Klar gefällt das allen. Aber es zeigt eben auch, wie wichtig es ist, den Ernstfall zu üben. Genau das ist auch der Gedanke des Ausbildungsprogramms für den Heimatschutz: Zivile ausbilden, mit ihnen regelmäßig üben, damit sie im Katastrophenfall die Bundeswehr unterstützen können. Aber nicht alle Heimatschützerinnen und Heimatschützer gehen nach den sieben Monaten an die Universität oder starten eine Ausbildung im zivilen Bereich.

Anna und Luca wollen noch Freiwilligen Wehrdienst leisten. Anschließend will Anna ihre Offizierslaufbahn starten: Und Luca hofft auf eine Zukunft bei der Berufsfeuerwehr. Vielleicht gibt es dann ja ein Wiedersehen in der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit.
 

von Sabine Körtgen  E-Mail schreiben

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