Live Exercise für Transportoffiziere auf Kreta
Live Exercise für Transportoffiziere auf Kreta
- Datum:
- Ort:
- Kreta
- Lesedauer:
- 3 MIN
An der Logistikschule der Bundeswehr werden auch angehende Transportoffizierinnen und -offiziere ausgebildet. Dabei wird ihnen viel theoretisches Wissen abverlangt. Für eine praxisnahe Übung fliegen Ausbildende und Trainingsteilnehmende nach Kreta. Hier erleben sie den RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess hautnah.
Welche logistischen Prozesse sind notwendig, um hunderte Fahrzeuge, jede Menge Container und knapp 1.100 Personen in ein Einsatzgebiet zu verlegen (So bezeichnet man in der Bundeswehr das transportieren )? Wie wird so eine Verlegung geplant? All das müssen Transportoffiziere der Bundeswehr wissen. Stabshauptmann Jörg R. bildet seit 2019 Transportoffiziere des militärischen Fachdienstes an der Logistikschule der Bundeswehr aus. Neben der theoretischen Wissensvermittlung steuerte R. mit seinen Trainingsteilnehmenden bislang verschiede See- und Flughäfen im Bundesgebiet an, um einen Bezug zur Praxis herzustellen. In den letzten beiden Trainingsdurchgängen hatten er und die Transportoffiziere allerdings nur ein Ziel: Den Militärhafen Chania auf der griechischen Insel Kreta.
Einsatzgebiet: Kreta
Die Idee hierfür hatte Ausbilder R. in seinem ersten Trainingsdurchgang, an dem auch Transportoffiziere aus dem Flugabwehrraketengeschwader 1 teilnahmen. Sie berichteten vom Taktischen Schießen, bei dem Flugabwehrraketenkräfte der Luftwaffe jedes Jahr mit verschiedenen NATO-Partnern auf Kreta üben. Dazu verlegen die Soldatinnen und Soldaten, hunderte Fahrzeuge und Container per Straßen-, See- und Lufttransport auf die griechische Insel. „Eine über Monate geplante militärische Verlegung, bei der man die Abläufe verschiedener Verkehrsträger anschaulich selbst erlebt“, erzählt er begeistert.
Vom Flughafen Hamburg startete die Truppe nach Kreta. „Schon hier haben wir erste Einblicke in den Prozess des Lufttransportes mit vorheriger Sicherheitskontrolle erhalten“, berichtet Trainingsteilnehmer Oberfähnrich K. Auf Kreta wurden die angehenden Transportoffiziere nicht nur Augenzeugen des sogenannten Reception, Staging, Onward Movement-Prozesses (RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess), sie wurden Teil davon. Der RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess beschreibt die Aufnahme und Zusammenführung von Personal und Material in einem Einsatzgebiet und den Weitertransport in die Final Destination, den Einsatzort.
Einsatzort: NATO Schießplatz „NAMFINATO Missile Firing Installation“
Die mobilen Logistiktruppen des Logistikbataillons 163 nahmen das per Schiff transportierte Material und Fahrzeuge auf Kreta in Empfang. Die Soldatinnen und Soldaten „entlaschten“ (Lösen und Entfernen der Transportsicherung) die dicht an dicht geparkten Fahrzeuge und fuhren diese anschließend von Deck. Vor dem Schiff wurden die rund 270 Fahrzeuge auf einer Freifläche geparkt. Auch die 60 Container wurden vom Schiff entladen. Hier, in der sogenannten Marshalling Area, dem Rangierbereich, wurde alles für den Weitertransport vorbereitet. Auch diesen im Konvoi gefahrenen Transport zu den Sammelräumen, der Staging Area, konnten die angehenden Transportoffiziere beobachten. In der Staging Area wurden Material- und Personal wieder „verheiratet“ (das bedeutet zusammengebracht), um anschließend gemeinsam mit den NATO-Partnern, in die Final Destination, den Einsatzort zu verlegen – zum NATO Schießplatz „NAMFINATO Missile Firing Installation“ (NATO Missile Firing Installation).
Hier endete der RSOMReception, Staging, Onward Movement-Prozess und damit die aktiv miterlebte und mitgestaltete Live Exercise für die angehenden Transportoffizierinnen und -offiziere. Für die übende Truppe des Flugabwehrraktengeschwader 1 konnte dank der erfolgreich durchgeführten RSOMReception, Staging, Onward Movement-Operation das Taktische Schießen beginnen.
Ausbildungsziel: Erreicht
Ausbilder R. wollte seinen Trainingsteilnehmenden ein umfassendes Bild vom Aufgabenfeld einer Transportoffizierin vermitteln. „Das was wir hier gesehen und erlebt haben“, weiß er zu berichten, „macht das theoretische Wissen greifbarer.“ Trainingsteilnehmer Oberfähnrich B., der zukünftig im Luftwaffentruppenkommando arbeiten wird, bekräftigt das: „Im nächsten Jahr wird mich die Großübung Air Defender fachlich fordern. Dort werde ich permanent mit sogenannten Verlegeprozessen von Luftfahrzeugen, Fahrzeugen, Personal und nicht zuletzt dem Hosting (der logistischen Unterstützung der beteiligten Nationen) zu tun haben. Auf Kreta habe ich gesehen und erlebt, was beachtet und geleistet werden muss, um Gastnationen aufzunehmen. Hier haben wir beispielsweise Fahrzeuglisten und Personenzahlen, das heißt die für Verlegung notwendigen Daten, einsehen dürfen. Im nächsten Jahr benötige ich das von den anderen Nationen, die wir im Rahmen von Air Defender aufnehmen werden.“
„Zu Beginn des Lehrgangs wurde uns eine große Menge theoretischen Wissens vermittelt. Durch die Ausbildung auf Kreta konnte ich Zusammenhänge besser verstehen“, resümiert auch Oberfähnrich K. Für Ausbilder R. war diese Live Exercise eine Horizonterweiterung, die er unbedingt auch im nächsten Trainingsdurchgang anbieten will. „Neben Material und Ausrüstung zählt eben auch eine gute Ausbildung, um im Einsatz bestehen zu können. Auf Kreta erhalten meine Trainingsteilnehmenden die bislang besten praktischen Einblicke.“