Streitkräftebasis

Logistic Hubs: Das Netzwerk der „Verteilzentren“ wächst

Logistic Hubs: Das Netzwerk der „Verteilzentren“ wächst

Datum:
Ort:
Europa
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Das Netzwerk von Knotenpunkten für die militärische Logistik in Europa wächst und Deutschland koordiniert den Aufbau. Logistic Hubs (LogHubs) werden diese Einrichtungen genannt, die Europa militärisch handlungsfähiger machen sollen. Der ungarische LogHub in Táborfalva wurde kürzlich als einer von insgesamt 25 LogHubs in Betrieb genommen.

Das Logo des Logistiknetzwerkes

Das Logo der Logistic Hubs

Bundeswehr

Logistic Hubs (LogHubs) sind Knotenpunkte für militärisches Personal und Material in ganz Europa. Werden Truppenteile über Ländergrenzen hinweg transportiert, kümmern sich diese militärischen Einrichtungen um die Ankunft und den Weitertransport des Personals sowie des Materials. Das steigert die Effektivität der Logistik und stärkt so die eingesetzten Streitkräfte. Deutschland, Frankreich und Zypern koordinieren gemeinsam den Aufbau dieses Netzwerkes, das Teil der PESCOPermanent Structured Cooperation-Initiative der Europäischen Union (EUEuropäische Union) ist. PESCOPermanent Structured Cooperation steht für Permanent Structured Cooperation (deutsch: ständige strukturierte Zusammenarbeit) und umfasst derzeit 47 Projekte, vom gemeinsamen Betrieb der künftigen Eurodrohne bis hin zu den LogHubs. Mit PESCOPermanent Structured Cooperation will die EUEuropäische Union auch militärisch handlungsfähiger werden. „Unser PESCOPermanent Structured Cooperation-Projekt ist mit 15 Projektnationen und vier weiteren Nationen als Beobachter das zweitgrößte Projekt überhaupt. Mit Kanada zeigt auch der erste Staat aus Übersee Interesse am Projekt“, erklärt Oberstleutnant Stephan Konz. Er ist Sachgebietsleiter im Logistikkommando der Bundeswehr in Erfurt und verantwortlich für den deutschen Anteil des LogHub-Projekts.

Der Hub in Aktion

Grafik der Grundfunktionalitäten des LogHubs

Die logistischen Knotenpunkte dienen der Lagerung, dem Transport und dem Umschlag von militärischen Gütern sowie der Materialerhaltung.

Bundeswehr

Bewähren müssen sich die LogHubs in der Praxis. Dazu dienen gemeinsame Übungen. Bei Safety Transport 2021 beispielsweise trainierten die Soldatinnen und Soldaten des deutschen Logistikbataillons 472 und des ungarischen Logistikregiments 64 gemeinsam in Ungarn. Safety Transport begann Mitte Mai und dauerte bis in den Juni hinein an. Während der Übung wurde erstmals der LogHub in Táborfalva in Südungarn für eine Bahnverladung genutzt. Damit gehört dieser LogHub nun auch offiziell zum Netzwerk von derzeit 25 logistischen Knotenpunkten zur Unterstützung militärischer Operationen in Europa. Dabei bleiben die LogHubs nationale logistische Einrichtungen und ihre Infrastruktur bleibt Eigentum der bereitstellenden Nation.

Logistik beginnt mit Planung und endet mit Zahnpasta

Grafik der nationalen Arbeitspakete der Logistic Hubs

15 Projektnationen werden von drei Nationen koordiniert, Vorgaben über zu erbringende Leistungen gibt es nicht.

Bundeswehr

Doch hinter den LogHubs steckt mehr als nur Infrastruktur, wie Häfen, Bahnhöfe oder Flughäfen. Konz erklärt: „Nach der Definition eines LogHubs soll er die Grundfunktionalitäten Lagerung, Transport, Umschlag und Materialerhaltung anbieten, wobei nicht jeder LogHub jede Funktionalität bieten muss“. Die Idee der Teilnehmerstaaten ist es aber, die Nutzer auch darüber hinaus zu unterstützen – nicht nur bei der Be-und Entladung, bzw. der Lagerung von Material, sondern in einzelnen Fällen sogar durch spezialisiertes Personal. Einige Staaten bieten den Bereich Unterstützung an, wie es auch bei der Bahnverladung in Südungarn im Mai und Juni geschah. Nicht nur, dass ein Autokran des ungarischen Militärs bereitstand, um abgekommene Fahrzeuge zurück auf die Spur zu heben, sondern auch ungarische Ladungsspezialisten und Sanitäter für den Ernstfall waren vor Ort. All jenes wurde glücklicherweise nicht benötigt. Die Unterkünfte und Büros, wenige Kilometer vom militärischen Bahnhof entfernt, wurden dafür jedoch gleich mehrfach von der übenden deutschen Truppe bezogen. Diese Hilfeleistungen des Bereichs Unterstützung gehen über die Grundfunktionalität der LogHubs hinaus. Die Möglichkeiten der gegenseitigen Unterstützung sind vielfältig. Sie reichen von der Bereitstellung von Unterkunft und Verpflegung für die Truppe über deren medizinische Versorgung bis hin zur Zahnpasta. Für Konz ist das ein Ergebnis der konstruktiven Zusammenarbeit in einem multinationalen Umfeld.

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten

Nicht nur in der Angebotsvielfalt, auch bei der Anzahl der Knotenpunkte wächst das logistische Netzwerk weiter an. Derzeit gibt es 25 aktive LogHubs. Trotz der Corona-Pandemie stieg die Zahl an. „Ein immenser Fortschritt seit dem Projektstart 2018 – wie ich finde“, berichtet Konz stolz. „Ich glaube, dass wir für die kurze Zeit seit Beginn des Projekts schon sehr viel erreicht haben. Dies ist zu einem großen Teil der guten und konstruktiven Zusammenarbeit der Partnernationen geschuldet.“ Auch der für alle erkennbare Mehrwert trägt seiner Meinung nach zum Erfolg des Projekts bei. „Und dennoch bleibt für die Zukunft noch einiges an Arbeit zu leisten“, erklärt Konz mit Blick auf die größte Herausforderung bei multinationalen Projekten – die fehlende Standardisierung, beispielsweise von Lagervorschriften oder Datenaustauschverfahren. Der Leiter Management Network of Logistic Hubs in Europe im Logistikkommando der Bundeswehr in Erfurt bleibt jedoch positiv und sieht darin eine Chance.


von Christin Schulenburg  E-Mail schreiben

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