Streitkräftebasis
Wie ein Wasserhahn im Gelände

Mobile Wasseraufbereitung für die Truppe

Mobile Wasseraufbereitung für die Truppe

Datum:
Ort:
Karlsruhe
Lesedauer:
2 MIN

Der Strand des Freibades am Heidesee in Forst bei Karlsruhe ist menschenleer: Verlassene Wasserrutschen, keine Sonnenschirme, Stille. Dem Uferpfad folgend, bleibt vom Sommer nicht mehr als die Erinnerung. Und dann, sorgfältig mit Netzen getarnt, ein unerwarteter Anblick.

Wasser läuft aus einem Schlauch, der auf einer Wiese vor einem getarnten Fahrzeug steht

Zur Sicherheit werden die Schläuche zuerst ordentlich durchgespült

Bundeswehr/Paul Linge

Eine mobile Wasseraufbereitung, aufgebaut von Soldatinnen und Soldaten des ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillon 750 „Baden“ aus Bruchsal. Sie bereiten sich auf ihren Einsatz für die NATO-Mission enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence) in Litauen vor. Denkt man an die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte, hat man meistens zuerst Bilder von Schutzanzügen und ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Masken im Kopf. Von Spezialistinnen und Spezialisten, die Fahrzeuge besprühen, um Kampfstoffe zu entfernen. Genau für diese Aufgabe braucht man eine große Menge an sauberem Wasser. Da es aber leider im Gelände meistens keine Wasserhähne gibt, muss die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr dieses Wasser selbst produzieren.

Trinkwasserqualität auch unter widrigen Bedingungen

Die modernste Antwort auf dieses Problem ist die Wasseraufbereitungsausstattung für Dekontaminationszwecke (WAADekon). Seit 2018 ist dieses System bei den ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräften der Bundeswehr im Einsatz und kann auch unter schwierigen Bedingungen Trinkwasser produzieren.

Seen, Flüsse, Salz- oder Süßwasser – Praktisch jedes Gewässer ist zur Entnahme geeignet. Auch die Verschmutzung durch Schadstoffe stellt für die Aufbereitungsanlage kein Problem dar. Ein Badegewässer ist da schon fast zu einfach für die Fähigkeiten dieses Hightech-Systems, das Oberfeldwebel Manuel M. mit seinen Soldatinnen und Soldaten für den Betrieb vorbereitet. Ein schwarzer Schlauch für die Wasserentnahme wird in den See gelegt und verschwindet nach einem Stück Strand unter dem Tarnnetz.

Unterstützung im Ahrtal: Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr hilft

Aus eigener Erfahrung weiß der Oberfeldwebel, dass die WAADekon auch unter deutlich schwierigeren Bedingungen funktioniert. Als an der Ahr während der Flutkatastrophe im Sommer 2021 die Trinkwasserversorgung zusammenbrach, war er in der Region zehn Tage im Einsatz. „Mit unserer Anlage konnten wir die Bundespolizei und die Bevölkerung unterstützen. Auch lokale Landwirte nutzten das Wasser, um ihr Vieh zu versorgen.“  Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr spielt nicht nur militärisch, sondern auch bei Naturkatastrophen und zum Schutz der Zivilbevölkerung eine wichtige Rolle.
Bis zu 8.000 Liter sauberes Wasser können pro Stunde produziert werden. Das entspricht dem Wasserbedarf einer Kleinstadt oder mehrerer Krankenhäuser. Über eine Woche ohne externe Stromversorgung können die Soldatinnen und Soldaten so durchhalten. Erst dann müsste Treibstoff nachgetankt werden.

  • Die Wasseraufbereitungsausstattung für Dekontaminationszwecke (WAADekon) im herbstlichen Wald unter einem Baum

    Die Wasseraufbereitungsausstattung für Dekontaminationszwecke (WAADekon)

    Bundeswehr/Paul Linge
  • Ein Soldat mit Ohrenschützern bedient Geräte

    Oberfeldwebel Manuel M. bereitet die Anlage für den Betrieb vor

    Bundeswehr/Paul Linge
  • Ein Mensch in Uniform hält ein Tablet in Händen, worauf zu sehen ist, wie die Wasseraufbereitung in Echtzeit läuft

    Alles auf einen Blick: Mit dem Tablet kann die Anlage auch mobil überwacht werden

    Bundeswehr/Paul Linge
  • Durch ein Tarnnetz sieht man den Schlauch in einem See münden

    Das Wasser wird aus dem nahen See entnommen

    Bundeswehr/Paul Linge

Mit dem Tablet steuerbar

Kernaufgabe der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr ist es aber, atomare, biologische und chemische Kampfstoffe aufzuspüren und Mensch und Material davon zu befreien. Die hierzu eingesetzten Fahrzeuge können ortsunabhängig durch die Wasseraufbereitungsanlage befüllt werden. Genau dies wird geübt. Aber erst wird ordentlich durchgespült. Um sicherzugehen, dass das ganze System und die Schläuche wirklich sauber sind, landet das erste Wasser nach dem Hochfahren der Anlage nicht in den Tanks der Dekontamination-Fahrzeuge, sondern wird „verworfen“, also weggeschüttet.

Eine wichtige Verbesserung zu früheren Anlagen: Alle wichtigen Funktionen können kabellos über ein Tablet im Auge behalten werden. Oberfeldwebel Manuel M. kann so mobil die Leistung überwachen und Störungen sofort erkennen sowie beheben. Alles ist bereit und die Betankung beginnt. Im Sommer wird der Heidesee dann wieder ein beliebter Freizeitpark sein. Und kaum jemand wird ahnen, dass sich hier Soldatinnen und Soldaten auf ihren Einsatz an der NATO-Ostflanke vorbereitet haben.

von Paul Linge  E-Mail schreiben

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