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Safety Transport 2021: Bilaterale NATO-Übung mit Ungarn

Safety Transport 2021: Bilaterale NATO-Übung mit Ungarn

Datum:
Ort:
Europa
Lesedauer:
4 MIN

Eine robuste militärisch logistische Unterstützung ist unentbehrlich für die erfolgreiche Auftragserfüllung der Truppe. Multinationalität prägt die militärische Kooperation heutzutage. Das deutsche Logistikbataillon 472 und das ungarische Logistikregiment 64 haben während der Übung Safety Transport 2021 bewiesen, wie gut die Zusammenarbeit gelingt.

Angetretene Soldaten Seite an Seite mit anderen Nationen

Die Übungsreihe Safety Transport ist seit 2015 eine deutsch-ungarische Kooperation. Jedes Jahr trainiert man zusammen und übt für die gemeinsamen Einsätze. Dieses Jahr gab es die große Abschlussübung bei Veszprem, nördlich des Balaton.

Bundeswehr

Ein aufflammender Konflikt in Hunnia. Die Hunnische Bevölkerung wird durch eine im gleichen Land lebende terroristische Gruppe der Kargianischen Bevölkerungsminderheit angegriffen. Deutsche Streitkräfte stehen den Verbündeten in Hunnia zur Seite – Das ist das fiktive Szenario der diesjährigen bilateralen Übung Safety Transport 2021 (SATT 21) des Logistikbataillons 472 und des ungarischen 64. Logistikregiment, die im Juni 2021 in Ungarn, durchgeführt wurde. Gemeinsam bereiten sich die Verbände auf ihre Rolle im europäischen Logistiknetzwerk vor und stärken ihre Einsatzbereitschaft für NATO und EUEuropäische Union.

Gemeinsam sind wir stark

Von Mai bis Juni unterstützten die deutschen und ungarischen Logistiker durch die gemeinsame Übung Safety Transport 2021 nicht nur die amerikanisch-ungarische Übung Brave Warrior, sondern sie versorgten auch die USUnited States-amerikanische Großübung Defender Europe 21. Zugleich vertieften die beiden Logistikverbände aus Kümmersbruck in der Oberpfalz und aus Kaposvár südlich des Balaton die seit 2015 bestehende freundschaftliche Band.

Ab 2022 steht das Ziel, dass die Deutsch-Ungarische Transportkompanie Ende 2022 ihre Einsatzfähigkeit erreicht. „Das Arbeiten im multinationalen Umfeld bedingt ein ständiges Üben und fordert von beiden Seiten ein hoch professionelles Können. Die Übung SATT 21 ist eine gute Möglichkeit, um die vorhandenen Fähigkeiten weiter zu verbessern.“ schätzt Hauptmann Dominic Heurich als Projektoffizier ein. Er war 2021 für die Planung der Übung auf Bataillonsebene zuständig. „Die Ungarn sind wirklich auf Zack. Gerade, was die Sprache der NATO-Doktrin angeht und deren Umsetzung im Alltag, sind sie schon sehr gut ausgebildet.“, zeigt sich Heurich beeindruckt. Er stand auch vor der Übung immer wieder mit den ungarischen Kameraden im engen Austausch.

Unter dem Namen Strukturierte Partnerschaft in Logistik (SPiL) werden regelmäßig deutsch-ungarische Übungen durchgeführt. So gibt es die SATT-Übungsreihe bereits seit 2015. Viele Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland und Ungarn waren bereits mehrfach dabei. Der Gastgeber wechselt jährlich zwischen Deutschland und Ungarn. Jedes Jahr wachsen Übungs- und Planungsaufwand. Dieses Jahr wurden Personal und Material auf drei unterschiedlichen Verkehrsträgern verlegt. Neben dem Straßentransport, wurde auch auf Bahn und Lufttransport zurückgegriffen.

Doch durch Arbeitsteilung können Kosten gespart werden. Die LogHubs, ein Projekt von PESCOPermanent Structured Cooperation (Permanent Structured Cooperation, Ständige Strukturierte Zusammenarbeit) der Europäischen Union, über das infrastrukturelle Knotenpunkte in ganz Europa durch alle teilnehmenden Staaten genutzt werden können, wurden im Rahmen von SATT 21 ausgeweitet. Ungarn bot seinen Partnern nicht nur die primäre Nutzung des Militärbahnhofes für die Bahnentladung an. Auch Material und Unterstützungsleistungen, die sonst selbst beschafft oder mitgebracht werden müssen, standen den Deutschen während der Hubnutzung zur Verfügung: Vom Autokran über die Unterkunft bis hin zum Sanitätsdienst wurde alles durch das LogHub-Projekt abgedeckt.

Kommunikation geht auch ohne Worte

Die Atmosphäre in Ungarn ist kameradschaftlich. Der gegenseitige Respekt und der Stolz auf die jahrelange gemeinsame Arbeit sind während der Übung überall zu spüren. „Auf Kompanieebene funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos“, bestätigt Major Martin Gurschke, Kompaniechef der fünften Kompanie des Logistikbataillons 472. Am Gefechtsstand in Kaposvár stellt er fest: „Es gibt immer noch Kleinigkeiten zu verbessern, aber dafür sind wir hier, darum geht es. Unseren gemeinsamen Auftrag können wir bereits jetzt erfüllen und zwar vollumfänglich.“ Vor Ort ist er der Kompaniechef der deutschen Kräfte.
Die Züge sind gemischt. Wieder gilt der Grundsatz der Effizienz. Die Nationen ergänzen sich gegenseitig in der täglichen Arbeit. Es wird geteilt: Technik, Know-how und Erfahrungen. Mangelnde Sprachkenntnisse sind kein Hindernis, versichern die Soldatinnen und Soldaten. Meistens wird sich ohnehin über militärische Handzeichen verständigt. Die beherrschen beide Seiten aus dem „Effeff“.

Der Kompaniechef der ungarischen Transportkompanie Joszeph Való bemerkt dagegen selbstkritisch, dass man noch längst nicht auf dem Stand der Deutschen sei. Besonders bei der Technik gäbe es noch Aufholbedarf. Worauf sich seine Einschätzung bezieht, wird bei der gemeinsamen Distress-Einlage, also dem taktischen Ausbildungsabschnitt der Übung, deutlich.

Raus aus der Komfortzone

Konvois im Gelände

Durch die trockene Landschaft des Übungsplatzes fahren die Konvois der ungarischen und deutschen Logistiker. Beide Seiten
werden später noch auf Widerstände treffen, die mehr als nur ihr Können im Bereich Logistik fordern.

Bundeswehr/Alexander Lotter

Alles läuft reibungslos. Doch jetzt soll die Truppe in der Übung mehr gefordert werden: Die Distress-Einlage. Ein Tross Lastwagen durchquert das Gelände des größten ungarischen Truppenübungsplatzes. Der ungarische Konvoi ist bis auf Handfeuerwaffen unbewaffnet. Er soll von den deutschen Fahrzeugen Fracht übernehmen. Plötzlich werden sie von Aufständischen angegriffen. Der Transportkonvoi der Bundeswehr, ausgestattet mit Maschinengewehren, schreitet ein. 360-Grad-Rundumschutz stehen und die Feuerkraft trifft ihr Ziel. Die Angreifer drehen ab – zu spät, das Fahrzeug geht bereits in Flammen auf. Auf der ungarischen Seite gibt es einen Verwundeten. Nach der Abgabe der Verwundetenmeldung, dem Nineliner, landet der Helikopter gerade lange genug, um ihn einzuladen. Übungsende!

Ein untypisches Bild für eine Transportübung. Doch die Erfahrungen beider Staaten haben gelehrt, dass es sinnvoll ist, gemeinsam auch außerhalb der Komfortzone zu üben. „Auf Seiten der übenden Truppe gab es keine großen erkennbaren Fehler. Aber die Technik passt an manchen Ecken nicht zusammen“, stimmt Gurschke der kritischen Aussage des ungarischen Kompaniechefs Válo mit einem Seitenblick auf die Funkgeräte zu. Trotzdem sieht auch er die Übung 2021 als Erfolg.

  • Minensuche als Lebensretter

    Die deutschen Kräfte sollen Material von den ungarischen Logistikern übernehmen. Am Ort der Übergabe suchen die Soldaten nach versteckten Sprengsätzen. Dieses Vorgehen ist fester Bestandteil der Konvois in Einsatzländern – die Abläufe müssen sitzen.

    Bundeswehr/Alexander Lotter
  • LKW mit Maschinengewehr

    In diesem Übungsabschnitt wurde der Ernstfall im Gelände geübt. Dafür wurde der Transportkonvoi der Bundeswehr ist mit
    Maschinengewehren ausgestattet. Damit wurden die Angreifer erfolgreich in die Flucht geschlagen.

    Bundeswehr/Alexander Hatter
  • Soldaten liegen mit ihren Waffen auf dem Boden in Deckung ihrer Fahrzeug

    Während der bilateralen Übung SATT21 üben die Kameraden auch den Ernstfall. Die ungarischen Kräfte werden angegriffen und bauen eine Rundumsicherung außerhalb der Fahrzeuge auf.

    Bundeswehr/Alexander Hatter
  • Abtransport eines Verwundeten mittels Hubschrauber

    Gibt es Verletzte und Helikopter eilen zur Hilfe wird vorher ein neunzeiliger Notruf abgesetzt. Während der diesjährigen Übung stellten die Amerikaner ihren Helikopter zur Verfügung. So konnten die Männer und Frauen der SATT21 realistisch üben.

    Bundeswehr/Alexander Lotter

Die Führung der beiden Logistikeinheiten möchte an den jährlichen Übungen festhalten. Selbst 2020 konnte diese in Hammelburg und Ohrdruf unter sehr strengen Corona Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. „Nächstes Jahr begrüßen wir die Ungarn wieder in Deutschland“, freut sich Heurich bereits auf die nächste Übung, als er wieder vor seinen Lagekarten von Hunnia steht.

von Christin Schulenburg  E-Mail schreiben

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