Wenn viele an einer Sache arbeiten, kommen mehr gute Ideen heraus und die Aufgabe wird für jeden einzelnen leichter, weil sie auf mehrere Schultern verteilt ist. So kann man sich das Framework Nations Concept vorstellen. Mitgliedsstaaten der NATONorth Atlantic Treaty Organization bringen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr zusammen und bauen sie gemeinsam aus.
Nur wenige Nationen verfügen über umfangreiche ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte, die aufgrund ihrer Einsätze hochspezialisiert, modern und gut ausgestattet sein müssen. Eine internationale Zusammenarbeit ist daher besonders wichtig. Hier greift das Framework Nations Concept. Herr Oberst, Sie sind das Gesicht von Deutschland als Framework Nation für das FNCFramework Nations Concept CBRNchemical, biological, radiological, nuclear Protection Cluster. Bevor Sie uns erklären, was das Cluster ist und was das Framework Nations Concept bewirkt, eine konkrete Frage:
7 Fragen an Oberst Stephan Saalow
Was haben Sie mit den Partnern bei der letzten Lenkungsausschusssitzung im Mai beschlossen?
In der letzten Sitzung wurde beispielsweise das „Konzept zur strategischen Kommunikation“ angenommen. Ziel des Konzepts ist es, die Botschaften, die wir als ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr vermitteln wollen, zu synchronisieren, zu harmonisieren und letztlich einen einheitlichen Kommunikationsweg zu beschreiten. Damit die Menschen wissen, wie die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr der NATONorth Atlantic Treaty Organization und in den einzelnen Staaten wirklich funktioniert.
Was kann man sich denn konkret unter dem Framework Nations Concept vorstellen?
Ins Deutsche übersetzt bedeutet Framework Nations Concept, kurz FNCFramework Nations Concept, so viel wie Rahmennationenkonzept. Ziel ist es, dass die europäischen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitglieder ihre verschiedenen Fähigkeiten zusammentragen, gemeinsam weiterentwickeln und miteinander harmonisieren. Das führt zur Einsparung von Ressourcen und zu mehr Interoperabilität. Die Idee ist dabei, dass eine Nation die Führungsrolle übernimmt, also Rahmennation oder Anlehnungspartner ist.
Das Konzept setzt auf freiwillige Teilnahme und hängt im Wesentlichen davon ab, dass die Nationen mitmachen wollen, einen Mehrwert daraus generieren und sagen: Es lohnt sich in diese Sache zu investieren. Entstanden im Jahre 2013 soll so der europäische Pfeiler der NATONorth Atlantic Treaty Organization zunehmend gestärkt werden, um gemeinsam mit dem gigantischen Pfeiler der Amerikaner das gesamte Bündnis zu stärken.
Wie ist das FNCFramework Nations Concept strukturiert?
Insgesamt gibt es drei Rahmennationenkonzepte, die auf verschiedene Ziele bzw. Themen fokussiert sind. Sie werden von drei Rahmennationen geführt. Vereinfacht gesagt: Es gibt drei Säulen.
Unter der deutsch geführten Säule „Fähigkeitsentwicklung“ sind jeweils verschiedene Fähigkeitscluster (das heißt Zellen) angesiedelt. Im Bereich Fähigkeitsentwicklung sind dies 23 Stück, und eines davon ist das Cluster CBRNchemical, biological, radiological, nuclear Protection (Englisch für ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr). Wir arbeiten in Subclustern in denen konkrete gemeinsame Projekte zu Ausbildung, Übungen und Operation/Integration vorangetrieben werden. Es macht ja Sinn, dass wir bei Ausbildungszielen möglichst kohärent unterwegs sind und regelmäßig gemeinsam üben. Auch andere Fähigkeitsbereiche bilden Cluster, beispielsweise die Logistik oder die Sanität.
Warum gibt es ein FNCFramework Nations Concept CBRNchemical, biological, radiological, nuclear Protection Cluster?
Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr ist eine Fähigkeit, bei der die NATONorth Atlantic Treaty Organization eine Fähigkeitslücke festgestellt und sich als Bündnis die gemeinsame Aufgabe gegeben hat, besser werden zu müssen. In Deutschland haben wir in Bezug auf die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr schon eine Führungsrolle in der NATONorth Atlantic Treaty Organization inne. Das macht uns zur idealen Rahmennation, die unter den europäischen Alliierten in der NATONorth Atlantic Treaty Organizationin Sachen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr voranschreitet. Somit hat Deutschland angeboten, mit seinem ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkommando der Bundeswehr diese Verantwortung zu übernehmen.
Wie viele Nationen haben sich angeschlossen?
Insgesamt nehmen 13 Nationen aktiv an dem Vorhaben teil und dürfen mitentscheiden. Diese sind beispielsweise Belgien, Lettland, Rumänien, Italien und weitere. 14 weitere Nationen befinden sich im Status „Beobachter“. Sie dürfen an allen Vorhaben, Sitzungen teilnehmen und sich einbringen, haben jedoch keine Entscheidungsbefugnis.
Wie läuft die internationale Zusammenarbeit innerhalb des Clusters ab?
Zweimal im Jahr treffen sich die Vertreter der Nationen im Rahmen einer Lenkungsausschusssitzung. Als Kommandeur des ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkommandos, übernehme ich dabei die Funktion des Chairman („Vorsitzender“). Das Hauptaugenmerk liegt auf der Frage: Was wollen wir gemeinsam machen und wie wollen wir es machen? Hier hat jede Nation die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen und vorzustellen. Wenn eine Idee von allen Teilnehmenden befürwortet wurde, geht es an die Umsetzung. Dafür ist die sogenannte Cluster Support Cell zuständig. Das ist eine Unterstützungszelle, die Ideen umsetzt, Konzepte entwickelt und implementiert. Dabei wird beispielsweise geschaut, was genau für die Umsetzung von Nöten ist und welche Schwierigkeiten eventuell auftreten könnten.
Bildlich kann man sich das Vorgehen etwa so vorstellen: Der Lenkungsausschuss hält das Steuer in der Hand und gibt die Richtung vor. Dreht sich das Steuer, muss unten im Maschinenraum der Tank geheizt und das Ruder gedreht werden. Dieser Maschinenraum ist dann praktisch die Cluster Support Cell, die sich von allen Nationen und von anderen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Dienststellen Beiträge einholen und diese Positionen koordinieren muss.
Was ist für die Zukunft geplant?
In der letzten Sitzung hat Deutschland die Idee für ein multinationales „CBRNchemical, biological, radiological, nuclear Monitoring Center“ eingebracht, welches wir gerne hier in Bruchsal verwirklichen wollen. Das heißt konkret: Wir wollen in der NATONorth Atlantic Treaty Organization ein europäisches Monitoring Center aufbauen, auf das alle Nationen zugreifen. In das Monitoring Center können die Staaten ihre eigenen Datenbilder einspeisen. Das Center führt diese zusammen und produziert ein gemeinsames ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Lagebild. Bis zur tatsächlichen Umsetzung wird es noch dauern, denn das ist ein ziemlich dickes Brett, das wir da bohren wollen.
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