Bündnissolidarität seit 70 Jahren

Deutschland und die NATONorth Atlantic Treaty Organization: eine transatlantische Erfolgsgeschichte

Deutschland und die NATONorth Atlantic Treaty Organization: eine transatlantische Erfolgsgeschichte

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
6 MIN

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Die Bundesrepublik Deutschland ist seit sieben Jahrzehnten Teil des transatlantischen Verteidigungsbündnisses NATONorth Atlantic Treaty Organization. In dieser Zeit entwickelte sich Deutschland vom Frontstaat im Kalten Krieg zu einem der wichtigsten Verbündeten der westlichen Allianz. Auch in der neuerlichen Konfrontation mit Russland ist die NATONorth Atlantic Treaty Organization der Garant für Europas Sicherheit. 

Die NATO-Sternenskulptur und dahinter wehen die Flaggen der Mitgliedsstaaten an Flaggenmasten

Alle zusammen: Die NATONorth Atlantic Treaty Organization hat 32 Mitgliedstaaten, die gemeinschaftlich das Territorium der Allianz verteidigen. Das Hauptquartier des transatlantischen Verteidigungsbündnisses liegt in der belgischen Hauptstadt Brüssel.

Bundeswehr/Tom Twardy

Die Bundesrepublik Deutschland trat am 6. Mai 1955 dem Nordatlantikvertrag bei, der die rechtliche Grundlage für das transatlantische Verteidigungsbündnis NATONorth Atlantic Treaty Organization ist. Zu diesem Zeitpunkt lagen der Zweite Weltkrieg und damit auch die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands erst zehn Jahre zurück. Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Aufnahme der Bundesrepublik war für Nachkriegsdeutschland ein Meilenstein auf dem Weg zurück in die internationale Staatengemeinschaft. Nur sechs Monate später wurde am 12. November 1955 die Bundeswehr gegründet.

Frontstaat im Kalten Krieg

Es war die Hochphase des Kalten Krieges. Zwei Machtblöcke standen sich gegenüber: die freien Staaten des Westens einerseits der sozialistisch geprägte Ostblock unter Führung der Sowjetunion andererseits. Um einem sowjetischen Angriff vorzubeugen, sicherten sich die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Alliierten gegenseitige Unterstützung zu. Seitdem gilt: Wer einen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedstaat angreift, muss mit einer Antwort des gesamten Verteidigungsbündnisses rechnen. 

Konrad Adenauer und Kai-Uwe von Hassel stehen nebeneinander und beobachten etwas
Konrad Adenauer, Erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland Bundeswehr
„Einziges Ziel der deutschen Wiederbewaffnung ist es, zur Erhaltung des Friedens beizutragen.“

Die Grenze zwischen den Machtblöcken lief genau durch das damals noch geteilte Deutschland. Während die Bundesrepublik die Nähe der westlichen Staaten suchte, wurde die Deutsche Demokratische Republik von der Sowjetunion vereinnahmt. Es musste davon ausgegangen werden, dass Deutschland im Fall einer bewaffneten Konfrontation erneut zum Schlachtfeld würde. Durch die Einbindung der Bundesrepublik in die NATONorth Atlantic Treaty Organization und die Gründung der Bundeswehr sollte die Sowjetunion von einem Angriff auf Zentraleuropa abgeschreckt werden. Deutschland wurde zum Frontstaat des Kalten Krieges: Auf beiden Seiten der deutsch-deutschen Grenze standen sich hunderttausende Soldaten der NATONorth Atlantic Treaty Organization und des Warschauer Pakts gegenüber, auf beiden Seiten der Grenze wurden Atomwaffen stationiert. 

Im Ergebnis entstand ein zwar fragiles, aber dennoch funktionierendes System gegenseitiger Abschreckung: Dass beide Seiten mit einem nuklearen Gegenschlag des Rivalen rechnen mussten, sicherte den Frieden in Europa in den folgenden Jahrzehnten. Dieses Gleichgewicht der Machtblöcke war auch die Basis für die ab den 1960er Jahren beginnende Entspannungspolitik, mit der die Gefahr eines Atomkriegs so weit wie möglich gebannt werden sollte.

Internationales Konfliktmanagement

Der politische und wirtschaftliche Zusammenbruch des Ostblocks 1989/1990 markierte sowohl für Deutschland als auch für die NATONorth Atlantic Treaty Organization den nächsten Meilenstein ihrer gemeinsamen Geschichte. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs schien die Gefahr einer Blockkonfrontation gebannt. Das geteilte Deutschland feierte seine Wiedervereinigung, die NATONorth Atlantic Treaty Organization hatte ihr Ziel erreicht: Der Kalte Krieg war zumindest in Europa nicht in einen heißen Konflikt eskaliert, die Bürgerinnen und Bürger hatten mehr als drei Jahrzehnte in Frieden und Sicherheit gelebt.

In den Folgejahren wuchs die NATONorth Atlantic Treaty Organization: In schneller Folge integrierten sich ehemalige Mitgliedstaaten des Warschauer Pakts in Osteuropa in das System kollektiver Verteidigung. Gleichzeitig änderte sich dessen sicherheitspolitischer Fokus. Da der Landes- und Bündnisverteidigung nun nicht länger höchste Priorität eingeräumt werden musste, verlegte sich die Allianz – und mit ihr auch Mitgliedstaaten wie Deutschland – auf das internationale Konfliktmanagement.

Panzer mit Deutschlandflaggen fahren im Konvoi. Zwei Hubschrauber fliegen in der Luft.

Schutz für die Menschen im Kosovo: Eine verstärke KFORKosovo Force-Panzerkompanie aus Deutschland macht sich im Juni 1999 von Skopje aus auf den Weg in ihr Einsatzgebiet bei Prizren nahe der Grenze zu Albanien

Bundeswehr/Detmar Modes
Ein Soldat sitzt auf der Laderampe eines Hubschraubers vom Typ CH-53 und beobachtet das Gelände

Wacht am Hindukusch: 20 Jahre kämpften die NATONorth Atlantic Treaty Organization und die Bundeswehr in Afghanistan für Stabilität. Hier beobachtet der Doorgunner eines CH-53-Transporthubschraubers der Bundeswehr während eines Überflugs im Jahr 2010 die Hügel in der Region Faisabad.

Bundeswehr/Sebastian Wilke

Schon bald musste sich die NATONorth Atlantic Treaty Organization einer Bewährungsprobe außerhalb ihres Territoriums stellen. Der Vielvölkerstaat Jugoslawien zerfiel in blutigen Bürgerkriegen, es kam zu Massakern an der Zivilbevölkerung. Um die Lage insbesondere in Bosnien-Herzegowina zu stabilisieren, entsandten die Vereinten Nationen eine Friedenstruppe. Als 1999 ein Völkermord an den nach Unabhängigkeit strebenden Kosovo-Albanern drohte, entschied sich die NATONorth Atlantic Treaty Organization zum Eingreifen – auch ohne ein Mandat der Vereinten Nationen.

Während dieser Operation Allied Force von März bis Juni 1999 flogen auch Tornado-Kampfjets der Bundeswehr Luftangriffe. Es war der erste Kampfeinsatz einer deutschen Luftwaffe nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Ende der Kämpfe entsandte die NATONorth Atlantic Treaty Organization eine Sicherheitstruppe: KFORKosovo Force ist bis heute im Kosovo aktiv, um ein Wiederaufflammen des Konflikts zu verhindern. Auch Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland leisten seit einem Vierteljahrhundert auf dem Balkan Dienst.

Peter Struck im Porträt
Peter Struck , ehemaliger Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland Bundeswehr/Detmar Modes
„Unsere Freiheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt.“

Die nächste Zäsur folgte wenig später: Nach den Terroranschlägen in New York am 11. September 2001 rief die NATONorth Atlantic Treaty Organization zum bislang einzigen Mal den Bündnisfall aus. Die von den USA geführte Anti-Terror-Operation Enduring Freedom in Afghanistan startete. Deutschland beteiligte sich an der Seite der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Alliierten an der Stabilisierungstruppe ISAFInternational Security Assistance Force (International Security Assistance Force) und der Folgemission Resolute Support zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. 20 Jahre standen deutsche Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan, bevor das Land im Jahr 2021 zurück an die Taliban fiel. Zeitweise waren mehr als 5.000 Bundeswehrangehörige am Hindukusch stationiert, was den Afghanistaneinsatz zum größten Auslandseinsatz in der Geschichte der Bundeswehr macht. 60 Soldaten aus Deutschland bezahlten ihr Engagement dort mit dem Leben.

Deutschland als NATONorth Atlantic Treaty Organization-Drehscheibe

Dann rückte Europa wieder in den Mittelpunkt: Mit der Besetzung und der Annexion der zur Ukraine gehörenden Krim hatte Russland schon 2014 gezeigt, dass es für die Umsetzung seiner politischen Ziele zum Bruch des Völkerrechts bereit ist. In der Folge verstärkte die NATONorth Atlantic Treaty Organization ihre Abschreckungsmaßnahmen insbesondere in Osteuropa. So wurden in den baltischen Staaten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kampfverbände stationiert, um die Ostflanke zu schützen. Deutschland ist seit 2017 Teil der Battlegroup Lithuania – gemeinsam mit Truppen aus sieben Nationen. Gemeinsam beweisen sie Solidarität im Bündnis.

Deutsche, französische und litauische Soldaten stehen in einer Reihe vor Militärfahrzeugen

Abschreckung an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke im Baltikum: Soldaten aus Deutschland, Frankreich und Litauen warten während der Übung Quadriga 2024 auf dem Truppenübungsplatz Pabrade auf den Besuch des Bundeskanzlers.

Bundeswehr/Marco Dorow

Doch schon sehr bald führte Russland seine aggressive Expansionspolitik fort. Am 24. Februar 2022 überfielen russische Streitkräfte das Nachbarland Ukraine im Rahmen einer großangelegten Vollinvasion. Knapp 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt – und auch nach mehr als drei Jahren ist kein Frieden in Sicht. Mehr noch: Russland rüstet offenbar für eine Auseinandersetzung mit der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Die Spitzen des Bündnisses gehen davon aus, dass Russland schon 2029 bereit sein könnte, das Bündnisgebiet anzugreifen. 

Boris Pistorius im Porträt
Boris Pistorius, Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland Bundeswehr/Norman Jankowski
„Wir müssen unsere Bundeswehr wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung ausrichten – damit wir auch morgen noch in Frieden und Freiheit leben können.“

Unter dem Eindruck dieser massiven Bedrohung für Frieden und Freiheit in Europa schloss die NATONorth Atlantic Treaty Organization ihre Reihen. Die Landes- und Bündnisverteidigung erhielt sowohl in der Allianz als auch in Deutschland wieder höchste Priorität. Finnland und Schweden, bislang neutral, traten unter dem Eindruck der russischen Aggression der NATONorth Atlantic Treaty Organization bei. Während die Allianz den Abwehrkampf der Ukraine unterstützt – mit Geld, Waffen, Munition, Ausrüstung und der Ausbildung ukrainischer Truppen – verstärkt das Bündnis gleichzeitig entlang der gesamten europäischen Ostflanke seine Truppenpräsenz: vom hohen Norden Skandinaviens bis hinab ans Schwarze Meer. 

Deutschland kommt dabei eine besondere Verantwortung zu: Schiffe der Marine sichern als Teil von NATONorth Atlantic Treaty Organization-Flottenverbänden die Ostsee, die Luftwaffe beteiligt sich an der Luftraumüberwachung in Osteuropa und schützt derzeit mit PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Flugabwehrsystemen den für die Versorgung der Ukraine wichtigen Flughafen von Rzeszow in Polen. Das Heer wiederum spielt die zentrale Rolle beim Aufbau der Brigade Litauen: Rund 4.800 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr werden künftig dauerhaft in Litauen stationiert, um das Land bei der Verteidigung seiner Grenzen zu unterstützen. 

Mark Rutte sitzt an einem Konferenztisch und spricht
Mark Rutte, NATO-Generalsekretär Bundeswehr/Tom Twardy
„Wir alle in der NATONorth Atlantic Treaty Organization sind uns einig, dass Russland die langfristige Bedrohung für das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gebiet und das gesamte euro-atlantische Gebiet darstellt.“

Parallel dazu trainiert die NATONorth Atlantic Treaty Organization mit Großmanövern wie zum Beispiel der Quadriga-Übung die schnelle Verlegung von zehntausenden Soldatinnen und Soldaten nach Osteuropa. Im Fall einer russischen Aggression müssen alliierte Truppen aus Westeuropa und Nordamerika in wenigen Tagen an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke gebracht werden, um das Bündnis zu verteidigen. Auch hier spielt Deutschland eine entscheidende Rolle in den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Planungen: Aufgrund seiner zentralen Lage in Europa ist die Bundesrepublik im Bündnisfall die „Drehscheibe“ für die Verlegung von Personal und Material an die Ostgrenzen des Bündnisgebiets.

von Kristina Stache

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