Außerplanmäßige Instandsetzung

Größtes Schiff der Marine in der Warnowwerft

Am 5. Februar 2024 lief der Einsatzgruppenversorger „Bonn“, kurz EGVEinsatzgruppenversorger „Bonn“, in der Warnowwerft ein, um dort außerplanmäßig repariert zu werden. Das Werft-Team in Rostock-Warnemünde stellt sich der Herausforderung.

Ein kleines blau-weißes Boot zieht ein großes graues Schiff auf dem Wasser hinter sich her.

Außerplanmäßig? Der EGVEinsatzgruppenversorger „Bonn“ befindet sich seit dem 15. Januar dieses Jahres mitten in einem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Einsatz auf der Ostsee. Die Teilnahme musste jedoch unterbrochen werden: Durch einen Schaden am Antrieb des Versorgungsschiffes wurde eine Reparatur unumgänglich.

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Ein besonderer Moment: Das größte Schiff der Marine erreicht die Werft

„Spessart” unterstützt „Bonn”

Nach der Entscheidung, den Schaden noch im Einsatz zu beheben und die Reparatur in der zum Marinearsenal Wilhelmshaven gehörenden Warnowwerft durchzuführen, musste zunächst der mitgeführte Kraftstoff abgegeben werden. Doch wohin mit fünf Millionen Litern Dieselkraftstoff? Die naheliegendste Antwort war der Betriebsstofftanker „Spessart“ im Kieler Marinestützpunkt: Er wurde kurzerhand als Kraftstoffzwischenlager genutzt. Durch sein Fassungsvermögen ist der Betriebsstofftanker ein idealer und in dieser Situation willkommener Lagerort für die immense Kraftstoffmenge. Das Schiff liegt seit Beginn des Jahres 2024 zur Vorbereitung seiner Außerdienststellung in Kiel. Alle notwendigen Anlagen sind aber weiterhin funktionstüchtig und einsatzbereit.

Bevor der Dieselkraftstoff und der Flugkraftstoff für Hubschrauber von Bord gepumpt werden konnten, half das Technische Hilfswerk Schleswig- Holstein und stellte Ölsperren bereit. Diese wurden an der „Bonn“ und der „Spessart“ befestigt. Ein wichtiger Schritt für den Umwelt- und Gewässerschutz: Dadurch wird verhindert, dass Kraftstoffe in die Umwelt gelangen könnten. 

Im Anschluss pumpte der Einsatzgruppenversorger über eine 180 Meter lange Schlauchverbindung den Dieselkraftstoff in die „Spessart“. Die zivile Besatzung der „Spessart“ unterstützte das Vorhaben routiniert. Nach der Kraftstoffabgabe ging es für die „Bonn“ und ihre Besatzung nach Rostock-Warnemünde zur Warnowwerft.

Ein graues Schiff liegt vor einer Werft im Wasser. Zwei blau-weißes Boote befinden sich daneben.

Der EGVEinsatzgruppenversorger „Bonn“ läuft in die Warnowwerft ein. In der nächstgelegenen Werft war die Reparatur nicht möglich – dort wird das Schwesterschiff „Berlin“ planmäßig instandgesetzt. Die Lösung: Die Fachkräfte der Werft reparieren den EGVEinsatzgruppenversorger selbst.

Bundeswehr/Michelle Peich
Ein kleines blau-weißes Boot zieht ein großes graues Schiff von einem großen Gewässer in ein Dock.

Schlepper ziehen das Versorgungsschiff ins Trockendock

Bundeswehr/Jaquelin Mohit

DAS TROCKENDOCK: HERZSTÜCK DER WARNOWWERFT

Das Trockendock ist das Herzstück der bundeseigenen Warnowwerft und dient der flexiblen und kurzfristigen Instandsetzung von Booten und Schiffen der Deutschen Marine. Es ist 320 Meter lang und 54 Meter breit. Der landseitige Teil des Docks ist auf einer Länge von 80 Metern überdacht. Durch das sogenannte Hauptdock-Tor wird das Dock von der Warnow getrennt. Über ein Zwischendock-Tor kann der Innenbereich zusätzlich in verschiedene Bereiche aufgeteilt werden. So können geplante Arbeiten am Unterwasserbereich der Schiffe und Boote im trockenen, landseitigen Teil des Docks durchgeführt und der seeseitige Teil des Docks für die Aufnahme von Einheiten der Marine für außerplanmäßige Instandsetzungsarbeiten freigehalten werden.

Nicht nur das Trockendock selbst ist eine wesentliche Komponente der Warnowwerft. Die dort beschäftigten Fachkräfte können teilweise jahrzehntelange Expertise vorweisen. Damit sind auch sie ein wichtiger Baustein für die schnelle und effiziente Durchführung der Arbeiten vor Ort. Denn hier sitzt jeder Handgriff – vom Einlaufen des Schiffes bis zum Erreichen seiner Position innerhalb der Dockkammer. So kann das Marinearsenal mit seinem Standort in Rostock-Warnemünde einen wesentlichen Beitrag zur Einsatzfähigkeit von Schiffen und Booten der Marine leisten.

Im Vorfeld wurde das Gewicht des Schiffes durch die Entnahme von Betriebsstoffen reduziert. Mit geringerem Tiefgang wird der EGVEinsatzgruppenversorger „Bonn“ nun mithilfe von drei Schleppern in die Dockkammer eingeschwommen und an der Dockwand vertäut. Nach dem Auslaufen der Schlepper wird das Hauptdocktor verschlossen. Anschließend wird das Schiff mit vier Dockwinden verspannt und auf eine genaue Position über einem Pallbett gezogen. Das Pallbett ist eine Vorrichtung, auf der das Schiff im Trockendock ruht. Nach und nach wird nun das Wasser abgepumpt, bis das Schiff sicher mit seinem Kiel auf den Pallen aufliegt. Dieser Vorgang dauert bis zu acht Stunden.

Sobald alle notwendigen Arbeiten abgeschlossen sind, kann das größte Schiff der Marine die Werft wieder verlassen und nach zehn Tagen Werftliegezeit seinen Einsatz nunmehr fortsetzen. Das Team der Warnowwerft hat damit eine große Herausforderung gemeistert.

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Bis das Wasser abgepumpt ist, vergehen viele Stunden
von Heike Westhöfer und Daniel Angres 

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