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Menschen bei AINAusrüstung, Informationstechnik und Nutzung

Herr der Simulatoren – Was macht ein Accountable Manager im Beschaffungsamt?

Er hat noch nie einen Simulator gesteuert und doch kennt er sich bestens aus. Maxim P. ist als Referent im Beschaffungsamt für den Betrieb von Hubschraubersimulatoren verantwortlich und gleichzeitig Accountable Manager für eines der modernsten Simulator-Ausbildungszentren in Europa. Ein abwechslungsreicher Job – mit Potenzial bis zum Mond.

Ein Mann mit Brille sitzt in einem Cockpit. Im Hintergrund ist eine Mondlandschaft zu sehen.

Bundeswehr/Dirk Bannert

Seit zweieinhalb Jahren ist Maxim P. unter anderem für den wirtschaftlichen Betrieb der Simulatoren am internationalen Hubschrauberausbildungszentrum im niedersächsischen Bückeburg zuständig. Die Simulatoren sind überwiegend bei der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASAEuropäische Agentur für Flugsicherheit) qualifiziert – eine Art Zulassung. Auf nationaler Ebene vertritt das Luftfahrtamt der Bundeswehr (LufABwLuftfahrtamt der Bundeswehr) die EASAEuropäische Agentur für Flugsicherheit. Der Accountable Manager ist dafür verantwortlich, dass alle Anforderungen eingehalten werden, um die Standards für neue Simulatoren zu erreichen und für Bestandssimulatoren beizubehalten.

Der Beamte aus dem Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) hat in seiner Zeit als Accountable Manager für Hubschraubersimulatoren schon viele Inbetriebnahmen begleitet. Als er zur Bundeswehr kam, ahnte er noch nicht, dass das einmal sein Beruf sein würde.

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  • Portätfoto eines Mannes mit Brille. Der Hintergrund zeigt unscharf mehrere große weiße Simulatoren.
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    Der Weg zur Bundeswehr

    Früher war Maxim P. in der freien Wirtschaft im Bereich Bau von Schiffsantrieben für das Projekt- und Produktionscontrolling zuständig. Eigentlich war er dort zufrieden. Doch dann wollte er noch einmal etwas anderes machen. Seine Chance sah er, als im BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr das Risikomanagement flächendeckend eingeführt wurde. 2017 bewarb er sich als sogenannter Direkteinsteiger auf eine der dort ausgeschriebenen Stellen.

    „Seinerzeit war viel Kritik über die Bundeswehr in den Medien zu finden. Viele meiner damaligen Kolleginnen und Kollegen konnten sich nicht vorstellen, dass ich zur Bundeswehr passen könnte. Kritik ist leicht ausgesprochen“, erzählt der Wirtschaftsingenieur rückblickend. „Ich habe es für richtig gehalten, zur Bundeswehr zu gehen, und wollte mit anpacken.“

    Und es gab noch einen Grund, wie P. berichtet: „In Deutschland hatte ich alle Möglichkeiten: zur Schule zu gehen, zu studieren, unabhängig davon, wo ich herkomme. Meine Arbeit im öffentlichen Dienst ist für mich die Chance, ein kleines Stück zurückzugeben. Daher kommt auch ein Teil meiner Leidenschaft.“

  • Aus einem dunklen Hubschraubercockpit ist die simulierte Mondlandschaft mit Raumkapsel zu sehen.
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    Von Bückeburg bis zum Mond

    In seiner Zeit bei der Bundeswehr hat Maxim P. schon viel bewegt – auch hier in Bückeburg.

    Die Simulatoren fliegt er nicht selbst, und zwar aus Prinzip. Er möchte einen gewissen Abstand zum Produkt haben, um den Flugschülerinnen und -schülern immer den bestmöglichen Simulator bereitzustellen. In Bückeburg arbeiten Industrie und Bundeswehr eng zusammen, beide mit großer Begeisterung für die jeweilige Aufgabe. Das Konzept hat sich bewährt: Mittlerweile kann man hier sogar auf dem Mond landen – zumindest virtuell. Es ist ein aktuelles Projekt von der Bundeswehr und der europäischen Weltraumorganisation ESAEuropean Space Agency. Die Simulation der Topografie inklusive der Höhen und der Textur des Mondes konnte in nur wenigen Tagen programmiert werden.

    Maxim P. hat neuerdings auch selbst viel mit den Astronautinnen und Astronauten der ESAEuropean Space Agency zu tun. Für ihn ist das etwas ganz Besonderes, denn sie haben ihm gezeigt, dass Wünsche in Erfüllung gehen können. „Wer träumt als Kind nicht davon, mal auf den Mond zu fliegen?“, fügt er hinzu, als er von seiner Begegnung mit Thomas Reiter und Alexander Gerst berichtet. Dass er sie heute persönlich kennt, verdankt er seinem Engagement. Der Kommandeur des Kommando Hubschrauber in Bückeburg hat ihn sehr früh beteiligt, als die Anfrage von Reiter kam, die Mondlandung in Hubschraubersimulatoren vor Ort zu trainieren. Denn Hubschrauber kommen in der Handhabung am ehesten an die Bedienung des Landemoduls heran.

    Nach der ersten Kontaktaufnahme kamen Fragen auf: „Gibt es mögliche Stolpersteine für dieses einmalige Projekt?“ oder „Welche Simulation könnte die Ausgangsbasis sein – vielleicht Afghanistan oder Sardinien?“ Hier war der Accountable Manager gefragt: Die ESAEuropean Space Agency wollte einen Lehrgang für die Mondlandung einkaufen. Einen Lehrgang, den es überhaupt noch nicht gab. Simulator-Stunden, die Bereitstellung des Luftfahrzeugs, personelle Ressourcen und anderes mussten kalkuliert werden. Maxim P. wollte die ESAEuropean Space Agency nicht warten lassen und plante die Kosten für den Lehrgang durch. Und es blieb nicht bei den Berechnungen auf Papier: Am 17. Oktober 2025 erhielten die ESAEuropean Space Agency-Astronautinnen und Astronauten, darunter auch Alexander Gerst, ihr Zertifikat für den bestandenen Lehrgang mit den Worten „Andere lernen zu fliegen, Sie lernen zu landen“ vom Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer.

  • Mehrere große, weiße kugelförmige Simulatoren mit Verbindungswegen befinden sich in einer Halle.
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    Neue Projekte laufen bereits

    Wenn auch nicht so spektakulär wie eine Mondlandung, warten noch viele weitere Projekte auf Maxim P. Aktuell arbeitet er an der Umrüstung der Simulatoren von Hydraulik auf Elektrik.

    Die 12 bis 13 Tonnen schweren Simulator-Kapseln – im Innern ein Hubschrauber, von außen eine Art Kugel – stehen überwiegend auf hydraulischen Plattformen. Das hydraulische System funktioniert auch sehr gut: Die Simulatoren bewegen sich bei den einzelnen Manövern mit. „Es sieht so aus, als wäre die Kugel federleicht“, erklärt Maxim P.

    Diese Technik hat aber einen Haken: Sie läuft kontinuierlich im Betrieb mit. Das ist bei einer Plattform, die elektrisch betrieben wird, anders. Hier wird im Ruhezustand deutlich weniger Strom verbraucht. Das spart sowohl Energie als auch Platz im Gebäude, denn die Hydraulikpumpen für die tonnenschweren Kolosse fallen dann weg.

    Außerdem soll der Simulator des Typs EC 135 – ein Schulungshubschrauber – auf den neuen H 145 umgestellt werden.

    Maxim P. arbeitet mit seinem Team gerade daran, dass neue Simulatoren durch das LufABwLuftfahrtamt der Bundeswehr zugelassen werden. Der Zeitplan ist eng getaktet: Nur wenige Tage nach der Abnahme kommt das LufABwLuftfahrtamt der Bundeswehr für die Qualifizierung nach Bückeburg.

  • Ein Mann mit Brille erzählt etwas mit Begeisterung und gestikuliert dabei.
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    Privat ein anderes Leben

    Abseits der Bundeswehr führt Maxim P. ein ruhiges Leben. Er sagt über sich selbst: „Privat bin ich ein absoluter Langweiler.“ Er ist am liebsten im Garten. Das entspannt ihn und er mag es, wenn er sieht, was er geschaffen hat: Das ist für ihn der perfekte Ausgleich zu seiner Arbeit bei der Bundeswehr. Jetzt in der Herbstzeit ist er besonders stolz auf einen riesigen Kürbis, der in seinem Garten gewachsen ist.

    Manchmal bringt der Accountable Manager die Arbeit auch mit nach Hause: Wenn es zu technischen Problemen an einem der Simulatoren kommt, wird P. angerufen – auch mal mitten in der Nacht oder am Wochenende. So sieht es das Sicherheitsprotokoll vor.

     „Wenn Sie meine Kinder fragen, was ich beruflich mache, dann sagen die Ihnen, dass ich den ganzen Tag telefoniere“, erzählt P.

    Obwohl der Familienvater sehr oft unterwegs ist, lebt er mit seiner Frau und seinen Kindern ein ganz normales Leben. Und er ist Vorbild: Einer seiner Söhne wird vielleicht ein Hubschrauberpilot der nächsten Generation. Das ist sein Kindheitstraum.

    von Heike Westhöfer

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