Hohe Selbstständigkeit, großer Mut und enorme Kreativität zeichnen die Heeresaufklärer aus. Auf dem Gefechtsfeld sollen sie selbstständig den Informationsbedarf des Truppenführers decken und ihm ein umfassendes, möglichst lückenloses Lagebild ermöglichen. Ihr Blick fürs Detail ist gefragt, der später entscheiden kann, ob die Operation gelingt oder nicht. So geht ihr Kampf um die goldene Information.
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Oberst Ralph Malzahn Bundeswehr/Marco Dorow
"Ein Heeresaufklärer braucht ein hohes Maß an Selbstständigkeit bei der Auftragserfüllung, dies ist unser Markenkern."
Was sind Aufklärer?
Oberst Ralph Malzahn, General der Heeresaufklärungstruppe und Kommandeur Ausbildungsbereich Heeresaufklärungstruppe am Ausbildungszentrum Munster, erklärt.
Die Heeresaufklärungstruppe sind die Kräfte des Heeres, die für den Truppenführer alle Informationen zusammentragen, die er braucht, um einen begründeten Entschluss fassen zu können, auf dessen Grundlage er seine Operationsführung plant und das Gefecht gewinnt. Das sind Informationen über den Feind, aber auch über weitere Kräfte, die im Raum sind, sowie Informationen über das Gelände.
Ein Heeresaufklärer braucht ein hohes Maß an Selbstständigkeit bei der Auftragserfüllung, dies ist sein Markenkern. Die Aufklärer sind in aller Regel in kleinen Trupps unterwegs auf sich gestellt teilweise über lange Zeit und tief im Feindesland. Sie müssen daher in der Absicht des militärischen Führers, der sie einsetzt, denken und selbstständig handeln können. Es kommt darauf an, den Informationsbedarf des Truppenführers zu decken, also durch zielgenaue, vollständige und aktuelle Informationen zum Gesamtlagebild beizutragen.
Einem Aufklärer muss daher immer bewusst sein, welchen Auftrag er im Gefecht hat und was von seinem Trupp erwartet wird. Hierzu zählt neben einer hohen Flexibilität auch eine hohe körperliche Robustheit und Leistungsfähigkeit. Und natürlich muss ein Aufklärer auch umfangreiches Wissen über den möglichen Gegner, seine Bewaffnung, Ausrüstung und Gliederung sowie seine Einsatzgrundsätze haben. Mit den Informationen, die wir gewinnen, tragen wir entscheidend zur erfolgreichen Operationsplanung bei. Wir gewinnen aber nicht das Gefecht.
Das Umfeld, aus dem Aufklärer ihre Informationen gewinnen, ist zum einen sehr vielfältig. Dazu gehören bodengebundene Kräfte, luftgestützte Systeme und menschliche Quellen. Hierzu ist die Truppengattung in sieben verschiedene Fähigkeiten gegliedert, die alle unterschiedlich ausgestattet sind, aber miteinander und sich ergänzend eingesetzt werden.
Zum anderen erfordert es eine hohe Spezialisierung, um beispielsweise ein technisch komplexes System wie Drohnen- und Radarsysteme betreiben zu können. Dadurch bietet sich eine breite Vielfalt an Verwendungs- und Einsatzmöglichkeiten. Die Spähaufklärung – mit dem Spähwagen Fennek, durch abgesessene Spähgruppen oder hochspezialisierte Fernspähtrupps –erfolgt durch Soldaten, die den Feind über mehrere Tage unentdeckt und auf sich gestellt aufklären müssen. Die Feldnachrichtenkräfte gewinnen Informationen aus Gesprächen mit anderen Menschen, dies können Gefangene anderer Streitkräfte ebenso sein, wie beispielsweise Flüchtlinge oder Einheimische in den Einsatzgebieten. Darüber hinaus sind diese Kräfte auch ausgebildet, um Dokumente und elektronische Speichermedien sowie fremdes Wehrmaterial auszuwerten.
Die Vielseitigkeit der Truppengattung machen sich die Soldatinnen und Soldaten zunutze, indem sie die Aufklärungsergebnisse aus den verschiedenen Perspektiven der vielen Systeme und Fähigkeiten der Heeresaufklärungstruppe übereinanderlegen und damit am Ende eine verifizierte Information für den Truppenführer erhalten. Der Einsatz der Kräfte wird dabei maßgeschneidert an die jeweilige Operation geplant und geführt.
Das alles macht die Heeresaufklärungstruppe so interessant und vielseitig für jede Dienstgradgruppe, vom Mannschaftssoldaten bis hin zum Stabsoffizier. Es lohnt sich, Aufklärer zu werden.
Irgendwo in Ostholstein – viel ist vom Fennek nicht zu sehen, nur ein kleiner Teil der Optiken ragt leicht über die Hecken am Fahrbahnrand. Per Funk und mit gedämpfter Stimme befiehlt Oberleutnant Christopher Pröll, dem ihm folgenden Spähwagen – „Charlie auf meine Position, ich trete weiter an“. Wie Wildtiere auf der Jagd gewinnen die Fenneks Straßenabschnitt um Straßenabschnitt und Waldkante um Waldkante.
„Die Stimmung in den Fahrzeugen ist gespannt, der Maschinengewehrschütze an der Waffenstation jederzeit feuerbereit“, erklärt Pröll. Schon mehrfach hatte sein Aufklärungstrupp plötzlichen Feindkontakt, hat sich aber unter Feuer schnell wieder vom Gegner gelöst. Und immer wieder setzten die Fenneks zur Aufklärung an. Und immer mit dem Ziel: „Wissen, was der Feind macht.“
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Übung in realer Umgebung
Fast das gesamte Bataillon ist während der Übung unterwegs. „Wir setzen leichte Spähgruppen mit dem Transportpanzer Fuchs, unsere Radaraufklärer und natürlich die Aufklärungstrupps mit dem Fennek ein.“ Der Chef der 2. Kompanie, Major Felix Lotzin, schwört seine Aufklärer auf ihren Auftrag ein. Für die Älteren und Erfahreneren aber auch die jungen Soldatinnen und Soldaten, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sei diese Übung eine wichtige Bewährungsprobe, sagt er. „Die freilaufende Übung Holstein Ritt ist für die Soldaten des Aufklärungsbataillons 6 und damit auch meiner Kompanie ein großer Meilenstein in der Ausbildung. Wir üben in realer Umwelt, mit allen denkbaren Störfaktoren.“ Die Namensgebung Holstein verweist dabei auf die enge Verbundenheit der Bevölkerung mit ihren Soldaten, läuft doch ein großer Teil der Übung durch die rund um Eutin gelegenen Wälder und Felder.
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Das Gelände wird gescannt
Die beiden Fenneks um Oberleutnant Christopher Pröll stehen unterdessen weiter im Spähauftrag. Jede Hügelkette und Baumreihe scannen die Besatzungen nach Hinweisen auf einen Gegner. Unerlässlich schwenken die Beobachtungs- und Aufklärungsausstattungen den Horizont ab. „Über große Freiflächen geht es mit Vollgas, im dichten Wald aber kommen wir meist nur im Schritttempo voran. Unser Aufklärungsziel liegt rund dreißig Kilometer südlich von Eutin“, erklärt er. In der Übung ist der Gegner real. Weitere Soldaten des Bataillons treten auch mit einem Aufklärungsauftrag aus dem Süden nach Norden an. Für Pröll und seine Jungs sind sie der Gegner. Spähen und Aufklären kostet Zeit und so bedeutet es für die Fennek Besatzung eine weitere Nacht im Versteck, mit nur wenigen Stunden Ruhe. „Unsere Aufgabe ist es, Informationen über feindliche Kräfte, Soldaten und ihre Technik zu sammeln und natürlich das Gelände zu erkunden“, umschreibt der 28-jährige Pröll seinen Auftrag. Der junge Oberleutnant ist seit April bei den Aufklärern in Eutin und arbeitet sehr eng mit den lebensälteren und erfahreneren Soldaten seines Zuges zusammen.
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Fast unsichtbar unterwegs
So wie die Spähgruppe um Pröll ist auch Oberleutnant Lukas Müller mit seiner leichten Spähgruppe und einem Aufklärungsauftrag rund um Eutin unterwegs. „Im Gegensatz zu den Fenneks sind wir auf den größeren Transportfahrzeugen Fuchs unterwegs. Mit ihnen klären wir zunächst aufgesessen bis in das Zielgebiet auf, um dann zu Fuß bis dicht an das Aufklärungsziel heran Informationen über den Feind zu sammeln“, so Müller. Die leichte Spähgruppe kommt dort zum Einsatz, wo Fahrzeuge oder Drohnen nicht hinkommen. Das habe den Vorteil, dass man zu Fuß vom Gegner nur sehr schwer aufgeklärt werden könne. Auch sei man so in der Lage, in unwegsamem Gelände oder bei hohem Feinddruck wichtige Aufklärungsergebnisse zu liefern. Allerdings sei natürlich der eigene Aktionsradius dann sehr eingeschränkt. Die leichten Späher bewegen sich fast unsichtbar durch das Gelände. „Ausgerüstet mit optischen Aufklärungsmitteln und kleinen, leichten, tragbaren Drohnen operieren wir aus Verstecken heraus und können so tagelang beispielsweise bedeutende Infrastruktur observieren“, beschreibt Müller.
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Von Holstein Ritt zu Holstein See
In den Köpfen der Soldaten läuft unterdes die militärische Lage weiter. In der Realität wechseln die Holsteiner Soldaten das Element. Das Seebataillon der Marine ist in Eckernförde und direkt an der gleichnamigen Bucht beheimatet. „Wir sind sehr stolz, das Thema amphibische Anlandung in die Übung unserer Aufklärer mit einbauen zu können“, sagt Oberstleutnant Tobias Aust, Kommandeur des Aufklärungsbataillons 6.
In gemeinsamer Ausbildung mit den Marinesoldaten konnte man dieses Vorhaben in die Wirklichkeit umsetzen. „Die Übung führt die Aufklärer über den Seeweg an unbekannte Ufer, an denen sie ihren Auftrag weiter fortsetzen sollen“, so der Kommandeur. Und schon rollen die Transportpanzer Fuchs und Aufklärungsfahrzeuge Fennek auf das Landungsboot. Das Mehrzwecklandungsboot mit seiner 17-köpfigen Besatzung kann bis zu 140 Tonnen Material transportieren. Über Bug- oder Heckrampen kommen die Fahrzeuge, wie auch die Soldaten, auf das Schiff und verlassen es während der Anlandungsphase.
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Wenn der Wille entscheidet
Wieder an Land geht die Übung Holstein Ritt für die Eutiner Aufklärer in eine nächste herausfordernde Phase. „Körperlich ist das gar nicht so anstrengend. Es ist mehr der Kopf, der einen zögern lässt“, beschreibt Fahnenjunker Janik Ender, nachdem er mit beiden Beinen wieder auf dem Boden steht. An der Feuerwehrtechnischen Zentrale Kreis Ostholstein vertrauen die Soldaten einmal mehr ihrer Ausrüstung und der Ausbildung und seilen sich rund 15 Meter in die Tiefe ab. „Der Kippmoment, wenn das Gewicht des Körpers aus den Beinen in das Seil geht, das kostet tatsächlich Überwindung. Danach geht es eigentlich“, sagt Ender. Es sei eben für die meisten ungewohnt, sich einem Seil anzuvertrauen. Nach diesem besonderen Körpereinsatz geht es für die Aufklärer in Richtung Eutin, jedoch ohne Fahrzeug und mit nur spärlichen Informationen. „Die Durchschlageübung wird nochmal heftig“, so Ender. Wenig Schlaf, Orientierung ohne technische Hilfsmittel und immer die Zeit im Nacken erhöhen den mentalen Druck auf die Soldaten zusätzlich. Das Ziel sind die Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90, mit denen die Aufklärer aus der heißen Zone ausgeflogen werden.
Unterwegs mit den Aufklärern
Die Aufklärer üben in einer freilaufenden Übung. Das bedeutet, dass sie jederzeit auf Zivilpersonen und -fahrzeuge treffen können.
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Wer das Gelände kennt und sich in den Gegner hineindenkt, kann erahnen, wie der Feind handeln wird
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Das Verhalten der Aufklärer wird von Schiedsrichtern beobachtet, besprochen und ausgewertet
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Bei der Aufnahme durch die eigene Truppe sind Erkennungszeichen enorm wichtig. Nur so kann die Sicherungstruppe eindeutig die Freundkennung wahrnehmen.
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17 Soldaten Besatzung: Mit dem Mehrzwecklandungsboot Lachs üben die Eutiner Aufklärer die amphibische Anlandung
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Aufklärer in einem Schlauchboot – für sie ein eher ungewohntes Terrain. Sie wollen nur das andere Ufer erreichen.
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Sofort nach der Anlandung setzen die Aufklärer die Sicherung. Es gilt den Auftrag weiter fortzusetzen.
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Sich an einer Hauswand abzuseilen, ist körperlich nicht so anstrengend, sondern eher eine Frage der Überwindung beim Blick in die Tiefe
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Die Evakuierung mit dem Hubschrauber ist ein neuralgischer Punkt, nichts wird dabei dem Zufall überlassen
Mit dem unbemannten Fluggerät LUNALuftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung liefern die Aufklärer wichtige Bilder aus der Kampfzone. So startet das Fluggerät zu einer neuen Mission.
Das Heer bildet Offiziere als Zugführer für das Aufklärungssystem LUNALuftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung aus. Wir stellen zwei von ihnen vor.
Der Spähwagen Fennek – treuer Begleiter der Aufklärer
Die Wüste ist sein Zuhause. Klein, flink und fast geräuschlos geht der Spähwagen Fennek oder auch Wüstenfuchs auf Beutejagd – all diese Attribute beansprucht auch der große Fennek der Aufklärungstruppe für sich.
Seit 1993 entwickelt, bekam die Panzertruppenschule in Munster 2003 die ersten Fenneks für die Ausbildung, Deutschland und die Niederlande setzen ihn ein. Im Heer ist er der Nachfolger des Spähpanzers Luchs.
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Der Spähwagen Fennek ist flach, hat enorme Bodenfreiheit und ist somit auch für schwierigstes Gelände bestens geeignet. Sein 240-PS-Triebwerk arbeitet fast geräuschlos. So ist der Fennek wie geschaffen für den Auftrag der Aufklärer.
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Aluminiumlegierungen und die selbsttragende geschweißte Fahrzeugwanne bieten der dreiköpfigen Besatzung größtmögliche Sicherheit. Panzerglasscheiben und Verbundpanzerungselemente an den Außenseiten machen den Schutz komplett.
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Das Herzstück des Aufklärer-Fenneks ist die bis auf 3,38 Meter Beobachtungshöhe ausfahrbare Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung (BAABeobachtungs- und Aufklärungsausstattung). Sie vereint einen augensicheren Laserentfernungsmesser, Wärmebild- und Tagsichtkamera.
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Zur Selbstverteidigung ist der Fennek mit der Waffenstation 1530 und der Granatmaschinenwaffe 40 mm oder dem Maschinengewehr 7,62 mm ausgestattet, kann aber auch mit der Fernbedienbaren Leichten Waffenstation FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 200 mit 12,7 mm ausgerüstet werden
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Der Fennek ist für die Mobilität gemacht. Mit der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzanlage ist er hermetisch abgeriegelt. Seilwinde, komplett sperrbarer Allradantrieb und regulierbarer Reifenluftdruck während der Fahrt und Rückfahrkamera verbessern die Fahrleistung.
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Für den Auslandseinsatz, beispielsweise in Afghanistan, sind einige Spähwagen mit verbessertem Schutz gegen Sprengfallen, Bugkastenschutz, Infrarotscheinwerfern, Nebelmittelwurfanlage, nachtsichtfähiger Rückfahrkamera und vielem mehr ausgerüstet
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