
Operationsplan Deutschland
Ein militärisches Kernelement an der Gesamtverteidigung
Ein militärisches Kernelement an der Gesamtverteidigung
Die sicherheitspolitische Lage in Europa hat sich grundlegend verändert. Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die gesamte Ukraine am 24. Februar 2022 hat den Krieg zurück nach Europa gebracht. Das heutige Russland gilt als größte Bedrohung von Frieden und Sicherheit in Europa. Als Reaktion auf diesen Umbruch im sicherheitspolitischen Umfeld hat die Bundesregierung 2023 in der Nationalen Sicherheitsstrategie das Ziel einer Politik der integrierten Sicherheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe formuliert: „das Zusammenwirken aller relevanten Akteure, Mittel und Instrumente, durch deren Ineinandergreifen die Sicherheit unseres Landes umfassend erhalten und gegen Bedrohungen von außen gestärkt wird“.
Der Operationsplan Deutschland ist ein wesentlicher militärischer Anteil an der Gesamtverteidigung Deutschlands. Er führt zentrale militärischen Bestandteile der Landes- und Bündnisverteidigung mit den notwendigen zivilen Unterstützungsleistungen zusammen. Die Federführung für den Operationsplan Deutschland liegt beim Operativen Führungskommando der Bundeswehr.
Das über 1.000 Seiten lange und im Detail geheime Dokument wurde ressortübergreifend erarbeitet und wird laufend aktualisiert. Seine erste Fassung lag Anfang 2024 vor, die zweite wird voraussichtlich Mitte 2026 fertiggestellt. Die Federführung in der Bundeswehr liegt beim Operativen Führungskommando der Bundeswehr in Berlin und Schwielowsee, das dabei eng mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie den Ländern zusammenarbeitet.
Kernelement des Operationsplans Deutschland ist die Zusammenführung der zentralen militärischen Anteile der Landes- und Bündnisverteidigung mit den notwendigen zivilen Unterstützungsleistungen zur gegenseitigen gesamtstaatlichen Unterstützung – und zwar entlang der Eskalationsstufen Frieden, hybride Bedrohungslage, Krise und Krieg. Es geht dabei einerseits um die militärische Unterstützung der Zivilverteidigung, gleichzeitig aber auch um den zivilen Beitrag zu den militärischen Verteidigungsplanungen. So enthält der Plan Abläufe und Zuständigkeiten, beispielsweise für die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit zivilen oder staatlichen Strukturen im Ernstfall. Andere Aspekte der zivilen Verteidigung, die nicht in den Verantwortungsbereich der Bundeswehr gehören, etwa die Versorgung der Bevölkerung, regelt der Operationsplan Deutschland nicht.
Eine zentrale Einflussgröße im OPLAN DEUOperationsplan Deutschland ist die Bündnisverpflichtung Deutschlands, die sich aus seiner geostrategischen Lage als Drehscheibe der NATONorth Atlantic Treaty Organization in der Mitte Europas ergibt. Im Ernstfall müssen bis zu 800.000 alliierte Soldatinnen und Soldaten und 200.000 Fahrzeuge innerhalb von sechs Monaten durch Deutschland verlegt und im Host Nation Support versorgt werden. Dies umfasst Unterstützungsleistungen bei Schutz und Sicherung, Verkehrsleitung, Transport und Umschlag auf Straße, Schiene sowie in See- und Flughäfen, Unterbringung und Verpflegung, Betankung und Instandhaltung, medizinischer Versorgung bis hin zur Rechtsberatung. Diese Aufgabe ist – ohne langen Vorlauf und über lange Zeit – nur mit den Leistungen zivil-gewerblicher Partner sicherzustellen.
Der Betrieb der Drehscheibe Deutschland ist damit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch Einschränkungen für die Bevölkerung mit sich bringen wird, aber essenziell für die Sicherheit Deutschlands und seiner Partner ist. Denn der Aufmarsch und die Versorgung verbündeter und eigener Streitkräfte schaffen die Voraussetzungen, dass die richtigen Kräfte zur richtigen Zeit voll einsatzbereit am richtigen Ort bereitstehen – für eine glaubhafte Abschreckung und wirksame Verteidigung im Bündnis.
Die Unterstützung der Streitkräfte befreundeter Nation im Host Nation Support ist eine wesentliche Bündnisverpflichtung in der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner untereinander. Dazu zählen beispielsweise Verkehrsplanung und -führung für Truppen im Transit.
Bundeswehr/Sven RiedelDie Bandbreite der Unterstützungsleistungen reicht von Instandhaltung und Betankung über Verpflegung und Unterbringung bis hin zur Beratung in rechtlichen Fragen, hier ein technischer Halt USUnited States-amerikanischer Streitkräfte.
Bundeswehr/Anne WeinrichDer Operationsplan Deutschland (OPLAN DEUOperationsplan Deutschland) ist ein Kernelement des militärischen Anteils an der Gesamtverteidigung Deutschlands. Er führt die zentralen militärischen Anteile der Landes- und Bündnisverteidigung in Deutschland mit den dafür erforderlichen zivilen Unterstützungsleistungen in einem ausführbaren Plan zusammen. Er trifft damit die planerische Vorsorge, dass im Krisen- und Konfliktfall nach erfolgter politischer Entscheidung zielgerichtet und im verfassungsrechtlichen Rahmen gehandelt werden kann. Ziel des Operationsplans Deutschland ist, die Kaltstartfähigkeit, die Kriegstüchtigkeit und die Durchhaltefähigkeit zu steigern und an die sicherheitspolitischen Herausforderungen anzupassen.
Seit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat die NATONorth Atlantic Treaty Organization ihre defensiven Maßnahmen in Zentral-, Ost und Südeuropa verstärkt. Das heutige Russland ist auf absehbare Zeit die größte Bedrohung für Frieden und Sicherheit im euroatlantischen Raum. Bereits jetzt ist Deutschland vor allem Bedrohungen aus dem hybriden Spektrum gegnerischer Akteure ausgesetzt – Desinformationskampagnen, Cyberattacken, Spionage und Sabotage –, deren Urheber meist nicht eindeutig benannt werden können.
Innere und äußere Sicherheit sind aufgrund ihrer starken Wechselwirkungen kaum mehr trennbar. Die Handlungsfähigkeit Deutschlands nach außen hängt zunehmend auch von seiner Wehrhaftigkeit und Resilienz im Inneren ab. Diese Herausforderungen können nicht rein militärisch, sie müssen gesamtstaatlich und gesamtgesellschaftlich gemeistert werden. Glaubwürdige Verteidigungsfähigkeit ist die Voraussetzung wirksamer Abschreckung.
Dazu gehört, dass Deutschland als NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitglied aufgrund seiner geostrategischen Lage in Europa eine herausgehobene Rolle zukommt: Über die Drehscheibe Deutschland werden im Bündnisfall innerhalb von sechs Monaten bis zu 800.000 Soldatinnen und Soldaten der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Streitkräfte an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Außengrenzen verlegt. Deren Aufenthalt, Versorgung und Transport in und durch Deutschland ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Bestandteil des Operationsplans Deutschland ist.
Der Operationsplan Deutschland umfasst rund 1.400 Seiten und ist als Gesamtdokument geheim eingestuft. Aus Gründen der nationalen Sicherheit ist das Dokument nicht öffentlich als Download verfügbar. Als sogenanntes lebendes Dokument wird der OPLAN DEUOperationsplan Deutschland nach Vorlage der ersten Fassung im Frühjahr 2024 ständig weiterentwickelt, die letzte Aktualisierung erfolgt im Frühjahr 2025.
Wesentlicher inhaltlicher Schwerpunkt des Operationsplan Deutschland ist die Beantwortung der Frage, wie die Bundesrepublik den geplanten Aufmarsch und die Versorgung verbündeter als auch eigener Streitkräfte im Bündnisfall gewährleisten kann. Entsprechend der Planungen der NATONorth Atlantic Treaty Organization müssen hierbei Hunderttausende Soldatinnen und Soldaten mit unterschiedlichen Bereitschaftsgraden durchgängig logistisch und medizinisch versorgt sowie geschützt werden. Das Sicherstellen dieser Aufgabe ist essenzieller Bestandteil der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Abschreckungsplanung. Der OPLAN DEUOperationsplan Deutschland dient damit nicht der Vorbereitung, sondern der Verhinderung einer möglichen, gegnerischen Aggression. Somit lässt sich festhalten, dass es sich beim OPLAN DEUOperationsplan Deutschland nicht um einen Kriegs-, sondern vielmehr einen Kriegsverhinderungsplan handelt.
Dies ist keine rein militärische, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die daraus entstehenden Anforderungen sowohl an die Bundeswehr als auch an andere staatliche und zivile Akteure im Rahmen der gesamtstaatlichen Verteidigung werden im OPLAN DEUOperationsplan Deutschland festgehalten. Gerade unter den juristischen Friedensbedingungen – der Aufmarsch erfolgt im Idealfall unterhalb der Schwelle des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisfalls beziehungsweise des nationalen Spannungs- oder Verteidigungsfalls – ruht ein großer Teil der Verantwortung zur Ausgestaltung dieser Planungen innerhalb Deutschlands in der Zuständigkeit der Länder.
Mit dem OPLAN DEUOperationsplan Deutschland bildet die Bundeswehr den militärischen Anteil an der deutschen Gesamtverteidigung ab und schafft den Anschluss an die zivile Verteidigungsplanung. Dies erfordert die intensive, abgestimmte ressortübergreifende Zusammenarbeit von Behörden, aber auch in Wirtschaft und Gesellschaft. Insbesondere bei Fragen der inneren Sicherheit, der Verkehrsplanung und der Verkehrsinfrastruktur ist die Bundeswehr auf die Mitwirkung der Bundesländer angewiesen.
Mit Aufstellung des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr unterstehen diesem die 16 Landeskommandos der Bundeswehr. Die Kommandeure der 16 Landeskommandos sind die militärischen Vertreter der Bundeswehr in den Ländern und damit erste Ansprechstelle für die Landesregierungen sowie der Verbände und Organisationen oberhalb der kommunalen Ebene zur Förderung der zivil-militärischen Zusammenarbeit.
Seit Längerem werden zahlreiche Gespräche insbesondere mit Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierungen geführt, um Bedarfe aus dem OPLAN DEUOperationsplan Deutschland aufzuzeigen. So wurden zur Vereinfachung der Rahmenbedingungen für Militärtransporte Verwaltungsvereinbarungen für festgelegte Straßen im Verantwortungsbereich der Länder abgeschlossen, unter anderem in
• Niedersachsen
• Saarland
• Bremen
• Brandenburg
• Schleswig-Holstein
• Baden-Württemberg
• Mecklenburg-Vorpommern
• Hessen
Der Austausch findet hauptsächlich auf Ebene der Länder statt. Die Kommunikation mit den Verantwortlichen in den Kommunen liegt maßgeblich in den Händen der Ansprechstellen in den Bundesländern.
Auf Anfrage finden regelmäßig Informationsveranstaltungen bei Unternehmen oder Verbänden zum OPLAN DEUOperationsplan Deutschland statt. Dort, wo sich Bedarfe im OPLAN DEUOperationsplan Deutschland an die zivile Wirtschaft ergeben, werden diese über Rahmenverträge gedeckt. So wurden unter anderem Vereinbarungen zwischen der Bundeswehr und Rheinmetall für Rast- und Sammelräume geschlossen, ebenso gibt es Vorhalteverträge mit der Deutschen Bahn und weiteren Logistik- und Transportunternehmen. Mit der Autobahn GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung des Bundes wurde am 30. Juni 2025 eine bundesweit einheitliche Vereinbarung zur Durchführung von Großraum- und Schwertransporten sowie geschlossenen Verbandsfahrten auf Autobahnen abgeschlossen, um einheitliche Rahmenbedingungen für militärische Transporte im deutschen Autobahnnetz zu gewährleisten.
Nein, der OPLAN DEUOperationsplan Deutschland regelt ausschließlich den militärischen Anteil der gesamtstaatlichen Verteidigungsplanung im Inland. Daneben steht der Zivilschutz. Dieser umfasst nicht-militärische Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sowie lebenswichtiger ziviler Strukturen vor etwaigen Kriegseinwirkungen. Der Zivilschutz ist Teil der zivilen Verteidigung und obliegt federführend dem Bundesministerium des Innern und seinem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Die zivile Verteidigung hat zur Aufgabe, alle zivilen Maßnahmen zu planen, vorzubereiten und durchzuführen. Die zivilen Maßnahmen dienen zur Herstellung und Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit einschließlich der Versorgung und dem Schutz der Bevölkerung.
Nein, der OPLAN DEUOperationsplan Deutschland regelt ausschließlich den Schutz von verteidigungswichtiger Infrastruktur. Verteidigungswichtige Infrastruktur umfasst alle Strukturen, die die Streitkräfte für die militärische Auftragserfüllung und die Landesverteidigung benötigen. Kritische Infrastrukturen sind breiter gefasst. Ihr Schutz ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Ländern, Kommunen und den jeweils zuständigen Unternehmen. Letztere bleiben in der Hauptverantwortung, arbeiten aber eng mit staatlichen Stellen zusammen. Trotzdem ist die leistungsfähige Aufstellung kritischer Infrastruktur – gerade auch in Zeiten zugespitzter Sicherheitslagen – eng verbunden mit dem Funktionieren der militärischen Verteidigung und die Grundlage der Sicherheit unseres Landes, weshalb es hierzu einen kontinuierlichen ressortübergreifenden Austausch gibt.