Streitkräftebasis

Atlantic Resolve: Material auf dem Rückweg in die USA

Atlantic Resolve: Material auf dem Rückweg in die USA

Datum:
Ort:
Bremerhaven
Lesedauer:
5 MIN

Im Rahmen der von der Streitkräftebasis unterstützten Operation Atlantic Resolve wurden jetzt 1.800 Panzer, Materialcontainer, Jeeps und Ausrüstung aus Polen nach Bremerhaven transportiert und von dort aus in die USA zurückverlegt. Dabei mussten allein für das Beladen des Frachtschiffes „Endurance“ 15.000 Tonnen Material bewegt werden.

Atlantic Resolve: Ein gepanzerter Mannschaftstransporter rollt über die Rampe der Endurance.

Die Operation Atlantic Resolve erfordert eine logistische Meisterleistung. Innerhalb kürzester Zeit bringen die Fahrer Panzer, Humvees und gepanzerte Mannschaftstransporter auf die „Endurance“.

Bundeswehr/Thomas Krey

Es ist laut. Richtig laut. Ein 70 Tonnen schwerer Panzer donnert über die Ladefläche des USUnited States-Frachtschiffes „Endurance“ („Ausdauer“). Der Fahrer des M1-Panzers folgt einem Shuttlefahrzeug, wird dann in atemberaubender Geschwindigkeit von seinen Einweisern auf seine Parkfläche gelotst.  Und noch während sich der Fahrer aus seiner engen Panzerluke schält, fährt das nächste Kettenfahrzeug aufs Deck, rangiert nur wenige Zentimeter neben seinem Nachbarpanzer und parkt ein. Die Szene wiederholt sich an diesem Vormittag hundertfach. Wir befinden uns an Bord der „Endurance“, einem von zwei Schiffen, die aktuell an der Rückverlegung von rund 1.800 Ladeeinheiten in die USA beteiligt sind. Im Rahmen der Operation Atlantic Resolve wird das Material nach neun Monaten Übungseinsatz in Polen turnusgemäß zurück in die Staaten gebracht. Die Streitkräftebasis ist seit dem Start 2014 ein entscheidender Akteur bei der Verlegung von Personal und Material.

1.800 Panzer, Treibstofftanks und Container werden verladen

Gepanzerte Mannschaftstransporter stehen dicht an dicht auf den Parkflächen im Kaiserhafen.

Die gepanzerten Mannschaftstransporter M113 kehren nach neun Monaten Übungseinsatz in die USA zurück. Sie werden auf die „Endurance“ und die kleinere „Green Ridge“ verladen.

Bundeswehr/Thomas Krey

Damit Verladeaktionen dieser Größenordnung schnell und vor allem reibungslos funktionieren, braucht es Profis. Einer von ihnen ist Michael Korn, Terminal Manager der 950th Transportation Company (SDDC) in Bremerhaven. Vor Michael Korn liegt ein minutiös ausgearbeiteter Stellplan, der eine rund 100.000 Quadratmeter große Parkfläche im Bremerhavener Kaiserhafen umfasst – jedes Fahrzeug, jeder Container und jede noch so kleine Ladeeinheit hat hier ihren genau vorgeschriebenen Stellplatz. Nach einer sorgfältig ausgearbeiteten Choreografie müssen diese 1.800 Einheiten innerhalb kürzester Zeit auf die „Endurance“ transportiert werden, einem ausgeklügelten Stauplan folgend, der die neun Decks der 264 Meter langen und 32 Meter breiten „Endurance“ optimal ausnutzt. Michael Korn: „Dabei müssen wir nicht nur die Größe der einzelnen Ladeeinheiten berücksichtigen, auch die optimale Gewichtsverteilung ist unerlässlich.“ In jeder Phase der Atlantic Resolve-Rückverlegung bis hin zum Löschen der Ladung in den USA wird immer wieder überprüft, ob dieser Stauplan akkurat eingehalten wurde.

Enge Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften

Colonel Joshua D. Hirsch, Commander 598th Transportation Brigade.

Colonel Joshua D. Hirsch, Commander 598th Transportation Brigade, setzt auf die enge, langjährige Zusammenarbeit mit der Bundeswehr.

Bundeswehr/Thomas Krey

Michael Korn arbeitet seit über 30 Jahren im Hafen, und bis heute hat er Spaß an dem was er tut. „Seit ich 17 bin, habe ich mit der Schifffahrt zu tun. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit Schiffen und Logistik zu arbeiten.“ Unzählige Meilen ist er während seiner Laufbahn über die Schiffsdecks gelaufen, um Ladungen zu überprüfen. Heute überlässt er die Fußarbeit seinem Team. „Wir haben gute Leute hier, auch die Zusammenarbeit mit den Amerikanern klappt wunderbar.“ Das bestätigt auch Colonel Joshua Hirsch, seit Juli 2020 Commander der 598th Transportation Brigade. Er betont: „Es geht nichts ohne die Zusammenarbeit zwischen den USUnited States-amerikanischen Streitkräften, der Bundeswehr und den zivilen Dienstleistern, wenn Güter und Ausrüstung zwischen Europa und den USA transportiert werden.“  Die 598th Transportation Brigade mit Sitz in Sembach, Deutschland, gehört zu dem amerikanischen Unterstützungskommando SDDC (Military Surface Deployment and Distribution Command), dass seit 1965 den weltweiten Gütertransport der USUnited States-Armee zum Auftrag hat. Die 598te Transportbrigade organisiert unter anderem die Materialverlegungen im Rahmen der Operation Atlantic Resolve, zu der auch die aktuellen turnusmäßigen Rückverlegungen zählen: Neun Monate waren Panzer, Minenräumer und Co in Polen im Übungseinsatz, jetzt werden sie per Schiff nach Charleston, South Carolina, zurückverlegt.

Konzentration ist oberstes Gebot

Zwischen den geparkten Fahrzeugen bleibt nur wenige Zentimeter Platz.

Die gepanzerten Mannschaftstransporter auf der „Endurance“ werden so geparkt, dass nur wenige Zentimeter Platz bleibt. Eine Meisterleistung der speziell ausgebildeten Fahrer.

Bundeswehr/Thomas Krey

Damit das schwere Gerät die Reise über den atlantischen Ozean unbeschadet übersteht, sind in Bremerhaven 45 Fahrer der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft BLG sieben Tage die Woche in zwei Schichten im Einsatz. Die Männer wurden für ihren Job von der USUnited States-Armee speziell ausgebildet, einige von ihnen sind ehemalige Panzerfahrer der Bundeswehr. Ihre Arbeit – ein Knochenjob. Wenn die tonnenschweren Panzer, Minenräumer oder Humvees über die Laderampe der „Endurance“ donnern, vibriert der Boden. Der Geruch von NATO-Diesel liegt in der Luft, schwere Lade-Ketten rasseln über das Deck. Shuttle-Fahrzeuge suchen sich blitzschnell ihre Wege zwischen Einweisern und Ladecontainern -  für Außenstehende ein verwirrendes Chaos. Die Männer an Deck aber wissen genau, was sie tun. Schnell, effizient und hoch konzentriert arbeiten sie ihren Stauplan ab. Fehler kann sich hier niemand erlauben.

Streitkräftebasis als Partner von Atlantic Resolve

In dichten Reihen stehen die Kettenfahrzeuge im Kaiserhafen und warten auf das Verladen.

Heavy Metal: Das schwere Gerät im Bremerhavener Kaiserhafen wird vor der Verladung auf einem 100.000 Quadratmeter großen Areal abgestellt.

Bundeswehr/Thomas Krey

Das weiß auch Chris Kollakowski. Er ist zuständig für die Arbeitssicherheit während er Verladeoperation. Früher ist der Wilhelmshavener selbst zur See gefahren, er kennt sich aus an Bord und weiß, worauf er achten muss. Korrekten Fahr- und Laufwege, Lärmschutz, Luftqualität, Ladungssicherung – alles muss sowohl den deutschen als auch den USUnited States-amerikanischen Bestimmungen genügen. Aus einen früheren Jobs kennt Kollakowski die Handgriffe, die es braucht, um massive Eisenketten zum „Laschen“, zum Sichern der Ladeeinheiten, zu verankern. Er weiß, wo die Twistlocks zum Verriegeln von Containern am Boden gesetzt werden, ist vertraut mit der Ortungstechnik, die es ermöglicht, den Weg jeder Ladeeinheit exakt nachzuvollziehen.  Kollakowski liebt seinen Job. Der frühere Bundeswehr-Angehörige tauscht sich immer wieder mit den USUnited States-Soldaten im Hafen aus, plaudert mit den Fahrern der BLG und hat dabei die Sicherheit der Crew immer im Blick. Rund viereinhalb Tage dauert es, bis die Verladeaktion abgeschlossen ist, zwei Wochen später werden die „Endurance“ und die „Green Ridge“ im Hafen von Charleston erwartet. Dann kann ein neues Kapitel im Rahmen der Operation Atlantic Resolve aufgeschlagen werden.

Die Streitkräftebasis gehört zu den zentralen Akteuren der 2014 begonnen Operation Atlantic Resolve. Dabei unterstützt die Bundeswehr unter anderem durch die Bereitstellung von Genehmigungen zum Marsch auf der Straße, die Bereitstellung von Infrastruktur und den Einsatz von Feldjägerkräften. Sie leisten den militärischen Verkehrsdienst zur Überwachung der Bewegungen auf der Straße und begleiten die Konvois auf besonders verkehrsintensiven Teilen der Straße sowie einen Teil der Materialzüge. Angefragte Unterstützungsleistungen im Rahmen des Host Nation Support werden von den betroffenen Landeskommandos wie zum Beispiel dem Landeskommando Bremen koordiniert.

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von Andrea Hilscher  E-Mail schreiben

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