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ITInformationstechnik-Services: Wie ein Nervensystem für den Körper

ITInformationstechnik-Services: Wie ein Nervensystem für den Körper

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
5 MIN

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Die Pandemie-Auswirkungen waren auch für die Bundeswehr eine Herausforderung: Hochleistung mit Abstand, aber immer in Verbindung bleiben. Das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr löste diese Aufgabe entscheidend mit Informationstechnik (ITInformationstechnik).

Mehrere Arbeitsplätze sind während Covid-19 in einem großen Saal verteilt. Leinwände stellen ein Lagebild dar.

Mit der Nutzung des Tagungszentrums wurde diesen notwendigen Maßnahmen Rechnung getragen.

Bundeswehr/Ismael Akbar

Im Zuge der Ausbreitung von COVID-19Coronavirus Disease 2019 wurde vielen Menschen bewusst, dass ihr Berufsleben ohne Digitalisierung zum Erliegen kommen würde. Viele verlegten ihren Arbeitsplatz an den heimischen Schreibtisch und kommunizierten nicht mehr im Großraumbüro, sondern über Video-Konferenzen. Die Pandemie-Auswirkungen waren auch für die Bundeswehr eine Herausforderung: Hochleistung mit Abstand, aber immer in Verbindung bleiben. Das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr löste diese Aufgabe entscheidend mit Informationstechnik (ITInformationstechnik).

Helfende Hände führen

Ein Soldat steht vor dem Wappen der Einheit und schaut lächelnd in die Kamera.

Oberstleutnant Echterbeck führt das Dezernat ITInformationstechnik-Services im KdoTerrAufgBw.

Bundeswehr/Ismael Akbar

Mit viel Engagement hilft die Truppe, das öffentliche Leben in Deutschland aufrechtzuerhalten. Soldaten und Soldatinnen beschaffen medizinische Schutzausrüstung, behandeln eingeflogene Patientinnen und Patienten und „Helfende Hände“ unterstützen bis heute die Kranken- und Altenpflege. Alle Beteiligten des „Einsatzkontingentes Hilfeleistung Corona“ werden im Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr (KdoTerrAufgBw) in Berlin geführt. Aber wie kommen die Befehle zur Truppe, wenn alle Einsatzkräfte weit in Deutschland verteilt sind oder ein Teil zuhause dienen muss? Um Personal zu führen, ist eine stabile und sichere Kommunikation unverzichtbar. Führungsunterstützung ist eine zentrale Fähigkeit der Bundeswehr: Im KdoTerrAufgBw ist das Dezernat ITInformationstechnik-Services mit dafür verantwortlich.

Mehr als Service

Eine Computerausstattung liegt auf einem Tisch bereit.

Das KdoTerrAufgBw hat zur Durchhaltefähigkeit frühzeitig Personal ins Homeoffice entsendet. Mit spezieller Hardware kann von dort auf dienstliche Daten zugegriffen werden.

Bundeswehr/Marcus Rott

Das Dezernat ITInformationstechnik-Services mit insgesamt 20 Soldaten wird von Oberstleutnant Klaus-Hermann Echterbeck geführt: „Wir sind für den ITInformationstechnik-Support im Friedens- und im Einsatzbetrieb zuständig. Das beinhaltet die Bereitstellung, das technische Informationsmanagement und den Betrieb von ITInformationstechnik sowie deren Sicherheit“, sagt der gebürtige Herforder. „Unsere ITInformationstechnik-Services funktionieren wie das Nervensystem im Körper. Ohne uns läuft kein Rechner und es wird keiner bereitgestellt. Aber die Aufgabe geht über ITInformationstechnik-Services hinaus, es geht um das gesamte Spektrum der Führungsunterstützung“, so Echterbeck. Im Einsatz gegen COVID-19Coronavirus Disease 2019 kam auf das Dezernat eine zentrale Aufgabe zu: „Wir haben unseren Grundbetrieb komplett beiseitegeschoben. In kurzer Zeit wurden 2.000 RAS-PCs verfügbar gemacht, dazu kamen 700 Mobiltelefone, 150 SMK-Handys (Sichere Mobile Kommunikation), 700 BwBundeswehr-Messenger Accounts (stashcat) und ca. 2.000 digitale Handfunkgeräte“, erklärt der 56-Jährige Stabsoffizier. Für die ins Homeoffice kommandierten Soldaten und Soldatinnen wurde der gesamte ITInformationstechnik-Bestand priorisiert und anschließend nach Bedarfsforderung vorbereitet. „Jeder einzelne PC muss dafür konfiguriert werden, was circa 90 Minuten pro Rechner in Anspruch nimmt“, so Echterbeck.

Verbindung und Sicherheit


Ein Soldat steckt ein Netzwerkkabel in einen Computer.

Oberfeldwebel Mühlpfort ist vom ITInformationstechnik-Btl 381 zur Unterstützung eingesetzt und u.a. für die ITInformationstechnik-Anbindung verantwortlich.

Bundeswehr/Ismael Akbar

 

Eine Herausforderung der ITInformationstechnik-Unterstützung ist Informationssicherheit. Im Homeoffice befinden sich die dienstlichen PCs außerhalb des geschützten Intra- und Internetanschlusses der Bundeswehr. Die RAS-Rechner (Remote-Access-Service) sind Notebooks für das Homeoffice. Außerhalb des Netzwerkes der Bundeswehr müssen die Geräte besonders gesichert werden, um den Datenaustausch vor Spionage zu schützen. Dazu wird ein Device (Modem), die so genannte genucard mit Firewall (Netzwerk-Sicherungssystem) und VPNVirtual Private Network-Gateway (Virtual Private Network, Komponente, die zwei Systeme verbindet.) eingesetzt, um die sichere Verbindung der mobilen Heimarbeitsplätze mit dem Bundeswehrnetz zu gewährleisten. Neben den PCs sind auch die digitalen Handfunkgeräte entsprechend abgesichert. Bei Kommunikation über die dienstlichen Smartphones handelt es sich um SMK-Geräte, die speziell zugelassen sind und bei deren Nutzung großes Augenmerk auf die Sicherheit gelegt wird.

Verschlüsselte Kommunikation

Eine Soldatin hält ein Smartphone mit dem eingeblendeten Messenger stashcat in die Kamera.

Um die Kommunikation sicher durchzuführen, empfehlen die ITInformationstechnik-Sicherheitsexperten den Messenger stashcat.

Bundeswehr/Ismael Akbar

Auch Instant-Messaging-Services (Dienste für sofortige Nachrichtenübermittlung, vergleichbar wie z.B. das dienstlich nicht zugelassene WhatsApp) unterliegen besonderen Anforderungen. Hier lassen sich Text-, Bild-, Video- und Ton-Dateien, sowie Standortinformationen, Dokumente und Kontaktdaten, schnell austauschen. Für die Truppe ist das ein Vorteil, aber auch ein Sicherheitsrisiko. Daher greift das Dezernat ITInformationstechnik-Services auf den für Sicherheitsbehörden entwickelten Instant-Messenger namens stashcat zurück. Stashcat ist eine abhörsichere Möglichkeit für dienstliche Kommunikation mit Ende-zu-Ende Datenverschlüsselung. Der Messenger ist zur freiwilligen Nutzung auf privaten Smartphones und PC freigegeben und unterstützt die individuelle Kommunikation der Angehörigen der Bundeswehr untereinander, ohne dass sie unmittelbar zusammenkommen müssen.

Eine neue Zentrale gegen das Virus

Aus einem Serverschrank sind Kabel hinausverlegt. Ein Soldat kniet davor.

Etwa 2000m Netzwerkkabel gewährleisten unter den Vorgaben der ITInformationstechnik-Sicherheitsvorschriften die Anbindung der Operationszentrale.

Bundeswehr/Ismael Akbar

Während der Corona-Krise bewältigen die Soldatinnen und Soldaten von ITInformationstechnik-Services eine weitere Herausforderung: ITInformationstechnik-Einrichtung und -Betrieb der temporär eingerichteten COVID-tauglichen Operationszentrale (OpZ) im Tagungszentrum der Julius-Leber-Kaserne. Dort wird rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche die Covid-19-Gesamtlage im Zweischichtsystem überwacht und geführt. In dieser extra eingerichteten Operationszentrale werden die Anträge auf Hilfeleistung geprüft und bewertet, um die militärischen Kräfte schnell einzusetzen. ITInformationstechnik-Projektoffizier für den Aufbau der COVID-19Coronavirus Disease 2019-OpZ war Oberleutnant zur See Dean Fandrich: „Unser Auftrag war es, die Führungsfähigkeit in den Räumen sicherzustellen. Hierzu mussten wir alle Lageteams und Verbindungselemente netzwerktechnisch anbinden und stellten ITInformationstechnik-Services wie z. B. Intranet/Internet zur Verfügung“, so der 24-jährige ITInformationstechnik-Offizier. Die insgesamt 60 neuen ITInformationstechnik-Arbeitsplätze hat das Team in fünf Tagen aufgebaut und eingerichtet. 

Vollständige Arbeitsplätze

Zu jedem Arbeitsplatz gehören: Notebook mit Docking-Station (Anschluss tragbarer Geräte an das feste Netz), Maus, Tastatur, genucard im Falle eines Netzausfalls und ein Telefonanschluss. Hinzu kommt, dass die Arbeitsplätze nach dem neuen Hygienekonzept des KdoTerrAufgBw mindestens zwei Meter voneinander entfernt sein müssen. Daher ist die Operationszentrale auch über mehrere Räume verteilt. Zuvor musste das Gebäude nach ITInformationstechnik-Kriterien geprüft und „ertüchtigt“ werden, zum Beispiel mit Netzwerkverteilern und Portschaltungen. Eine ITInformationstechnik-Ertüchtigung erfolgt seitens des Dezernates mit Hilfe und Auftragsvergabe der BWI (dem ITInformationstechnik-Dienstleistungszentrum des Bundes) und des Kommandos Informationstechnik der Bundeswehr (KdoITBw). Das Dezernat stellt den Bedarf für den Auftrag fest und beantragt die Unterstützung des KdoITBw und der BWI zur Umsetzung. „Für die neue Operationszentrale haben wir circa 2.000 Meter Netzwerkkabel verlegt, um jeden Arbeitsplatz mit einer guten Durchsatzrate an die Netzinfrastruktur anzubinden“, so der 24-jährige Elektrotechnik-Ingenieur aus Berlin. Beim OpZ-Aufbau unterstützten mehrere Dienststellen das Team personell und materiell: ITInformationstechnik-Bataillon 381, Regionaler Führungsstab 3 Ost, Kommando Cyber- und Informationsraum, Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Berlin und BWI, welche für die ITInformationstechnik-Infrastruktur und den Netzanschluss verantwortlich ist.

Kein Ende der Verantwortung

Derzeit ist das Dezernat ITInformationstechnik-Services durch COVID-19Coronavirus Disease 2019 stark gefordert, doch ein Abflachen der Pandemie bedeutet für Oberstleutnant Echterbeck kein Ende der Herausforderung: „Wir sehen uns für eine eventuelle zweite Welle gut aufgestellt, aber man sollte wachsam und vorbereitet sein“, so der Dezernatsleiter. Auch wenn die akute COVID-19Coronavirus Disease 2019-Krise eines Tages bewältigt sein wird, bleibt seiner Meinung nach die Verantwortung für seinen Aufgabenbereich und das KdoTerrAufgBw hoch: „Der Anspruch wächst - besonders im Rahmen der Bündnis- und Landesverteidigung, zum Beispiel bei hybriden Bedrohungen wie Cyberattacken auf unsere grundversorgende Infrastruktur. Zu unseren Aufgaben gehören u. a. Heimatschutz, zivil-militärische Zusammenarbeit, Host Nation Support, Hilfeleistung bei Naturkatastrophen und Unglücksfällen sowie Terrorabwehr. Die dem Kommando dazu lage- und auftragsbezogen zugeordneten Kräfte und Truppenteile sind immer wieder anders zusammengestellt und ihre Führungsorganisation und deren kommunikationstechnische Konfiguration und Umsetzung muss deshalb immer wieder speziell angepasst und nachgesteuert werden. Hinzu kommt der externe Kommunikationsbedarf des Kommandos an der Schnittstelle zwischen Militär und zivilen Akteuren. Das KdoTerrAufgBw ist auch im Frieden im Einsatz. Das macht das Kommando so besonders und es erfordert eine ad hoc verfügbare, flexible, autarke und nachhaltige Führungsfähigkeit. Diesem Ziel nähern wir uns beständig und konsequent.“

von Michael Fuckner  E-Mail schreiben

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