Streitkräftebasis
Open Sky schafft Vertrauen

Neue Flugzeuge am Offenen Himmel

Neue Flugzeuge am Offenen Himmel

Datum:
Ort:
Geilenkirchen
Lesedauer:
3 MIN

Deutschland stellt das derzeit modernste Flugzeug zur Erfüllung des Beobachtungsauftrages im Rahmen des Vertrages über den Offenen Himmel unter dem Dach der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) in Dienst.

Zwei Flugzeuge auf einem Flugplatz von oben fotografiert

Partnerschaft: Gemeinsam mit Rumänien lässt die Bundesrepublik Deutschland ihr neues Flugzeug für die Mission „Offener Himmel – Open Skies“ zertifizieren.

Bundeswehr/Dagmar Benner

Das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBwZentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr) hat einen einzigartigen Auftrag: Es setzt die für Deutschland eingegangen Vertragspflichten und Abkommen zur Rüstungskontrolle, Abrüstung und Vertrauensbildung um. Dazu zählt auch der Vertrag über den Offenen Himmel (OHOffener Himmel), den 27 NATO- und ehemalige Warschauer Pakt-Staaten am 24. März 1992 unterzeichneten. Heute gehören 32 Nationen der OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zu den Vertragsstaaten. Sie alle und weitere haben ihre Bereitschaft angezeigt, diese wichtige Maßnahme zur Vertrauensbildung mit Leben zu füllen. Grundsätzlich verpflichten sich die Mitgliedsstaaten gegenseitig dazu, Beobachtungsflüge über ihrem Staatsgebiet durch andere Vertragsstaaten durchführen zu lassen.

Ein neues Flugzeug

Deutschland stellte dazu ein neues OHOffener Himmel-Beobachtungsflugzeug in Dienst, als deutliches Signal der Bundesregierung zur Stärkung des Vertrages in schwierigen sicherheitspolitischen Zeiten. Der Airbus A319 OHOffener Himmel ist damit das einzige von der Streitkräftebasis eingesetzt Luftfahrzeug. Es ist ausgestattet mit elektro-optischen Sensoren – sprich Digitalkameras – sowie einem Infrarotsensor. Im Inneren findet das Missionspersonal des ZVBwZentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr Bildschirmarbeitsplätze vor, um einen Beobachtungsflug zu überwachen und durchführen zu können. Das Flugzeug soll künftig rund zwanzig Missionen pro Jahr absolvieren. Dafür wird die deutsche OHOffener Himmel-Plattform auch Partnern zu einer gemeinsamen Nutzung oder Vermietung bereitgestellt.

Zusammenarbeit

Zuvor muss das Luftfahrzeug aber auf seinen Auftrag vorbereitet und zertifiziert werden. Das bedeutet, die Kamerasysteme an Bord müssen nachvollziehbar justiert und kalibriert werden. Damit ist der Nachweis erbracht, dass diese dem Vertragstext entsprechen. Der ist eng gefasst, da die Beobachtungsflüge Vertrauen unter den Nationen schaffen und „Spionage“ ausschließen soll. Dazu trafen sich kürzlich 52 Inspektorinnen und Inspektoren aus 21 Vertragsstaaten in Köln, um den Airbus A319 OHOffener Himmel der Bundeswehr und eine Antonow AN-30 der rumänischen Luftwaffe zu untersuchen. Dabei absolvierten die multinationalen Besatzungen zahlreiche Flüge in unterschiedlichen Flughöhen zur Datenerhebung und zur Verifizierung der Ausstattungen. So dürfen die Kameras beispielsweise eine maximale Bodenauflösung von 30 Zentimetern erreichen (1 Bildpixel = 30 x 30 Zentimeter) und keinesfalls über Übertragungstechnik verfügen.

  • Ansicht des Kamerasystems im Inneren des Frachtraumes

    Kameratechnik im Rumpf des Airbus: Die digitalen Systeme erfassen die Objekte am Boden zur Auswertung durch Fachleute. In der Zertifizierung gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.

    Bundeswehr/Dagmar Benner
  • Personen im Laderaum eines Flugzeugs schauen auf technisches Gerät

    Das schafft Vertrauen: Die Fachleute erhalten einen tiefen Einblick in die Technik der Flugzeuge und in die Kamerasysteme. Es wird die Vertragstreue geprüft.

    Bundeswehr/Dagmar Benner
  • Zwei Soldaten an einem Bildschirm im Flugzeug

    Erfahrung: Das internationale Personal ist gut ausgebildet.

    Bundeswehr/Dagmar Benner

Schon die Zertifizierung schafft Vertrauen

Die Aufnahmen zur Zertifizierung der Flugzeuge wurden über dem nordrhein-westfälischen Geilenkirchen getätigt. In der dortigen Selfkant-Kaserne hatten die Spezialisten des ZVBwZentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr Messziele eingerichtet, anhand derer die Inspizierenden die Flughöhen und Auflösung der Fotos nachvollziehen können. Diese werden auf fälschungssicheren Datenträgern gespeichert, welche in aufwendigen und überwachten Verfahren ausgelesen sowie anschließend neu formatiert werden. Jede der beteiligten Nationen kann über technische Mittel wie Computer und Lesegeräte auf die Daten zugreifen. Dazu trafen sich die Frauen und Männer in unterschiedlichen Arbeitsgruppen, um ihre jeweiligen Kompetenzen zu bündeln, die vorgestellten Systeme kritisch zu prüfen und die Zertifizierung erfolgreich voran zu treiben.

„Diplomaten in Uniform“

So bezeichnet man die internationalen in der Rüstungskontrolle eingesetzten Soldatinnen und Soldaten gerne. Sie leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Vertrauensbildung und Abrüstung weltweit. Sie verfolgen das Ziel einer kooperativen Luftbeobachtung im gesamten Luftraum der Vertragsstaaten. Diese Zusammenarbeit zeigt sich auch im dem zeitgleich durchgeführten Prozess zur Zertifizierung neuer Digitalkameras der rumänischen Antonow 30B. Schon im Vorfeld hatten die Experten des ZVBwZentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr mit den dortigen Behörden und Militärs engen Kontakt. Erfahrungsaustausch und gemeinsame Datenerhebungsflüge gingen der Maßnahme in Köln voraus, teilweise schon über Monate hinweg.

von Ralf Wilke  E-Mail schreiben

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