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Auftaktveranstaltung

„Symposium Gesundheitsversorgung in der Landesverteidigung“

„Symposium Gesundheitsversorgung in der Landesverteidigung“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Die sicherheitspolitische Lage zwingt die Bundeswehr dazu, sich entlang des Szenarios der Landes- und Bündnisverteidigung auszurichten. Besonders das Gesundheitssystem stünde im Kriegsfall vor großen Herausforderungen. Diese können nur gemeinsam gelöst werden, so der Appell beim „Symposium Gesundheitsversorgung in der Landesverteidigung“ in Berlin. 

Ein Mann in grauer Uniform steht an einem Rednerpult

„Wir haben keine Zeit zu verlieren“, betonte Generaloberstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann beim „Symposium Gesundheitsversorgung in der Landesverteidigung“

Bundeswehr/Thilo Pulpanek

Um diese Herausforderungen anzugehen, lud der Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann, am 2. Juni 2025 erstmals alle Akteure der Gesundheitsversorgung in Deutschland zum Symposium „Gesundheitsversorgung in der Landesverteidigung“ (Symposium LV/BVLandes- und Bündnisverteidigung). Vertreterinnen und Vertreter aus Bundeswehr, zivilem Gesundheitswesen, Standesvertretungen, Katastrophenschutz, Hilfsorganisationen, Wissenschaft und der Politik folgten seiner Initiative und kamen in die Berliner Julius-Leber-Kaserne. Das Treffen ist der Auftakt, um Mittel und Wege zu finden, eine belastbare medizinische Versorgung auch in Krieg und Krise gewährleisten zu können.

„Raus aus dem Dornröschenschlaf“

Dass dies so schnell wie möglich erreicht werden muss, machte Hoffmann in seiner Begrüßung eindrücklich deutlich. Er konstatierte, das Gesundheitssystem müsse mit Blick auf Szenarien der Landesverteidigung „raus aus dem Dornröschenschlaf“. Dabei gelte es, die verschiedenen Zuständigkeiten zusammenzubinden und die äußerst komplexen Verfahren im deutschen Gesundheitssystem auf ein Kriegsszenario vorzubereiten. Der wehrmedizinscher Berater des Verteidigungsministers sagte, dass die Bundeswehr gerne den Rahmen für den bevorstehenden Prozesse biete, aber auf die zivil-militärische Zusammenarbeit angewiesen sei. „Das geht nur gemeinsam“, so Hoffmann wörtlich. Er war besonders angetan, dass das Symposium von Vertreterinnen und Vertretern aus den unterschiedlichsten Fachbereichen des Gesundheitswesens besucht wurde.

1.000 Verwundete am Tag als realistisches Szenario

Der Bedarf an medizinischer Versorgung für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und alliierter Streitkräfte in Deutschland würde in einem Kriegsfall eklatant steigen. Eine NATONorth Atlantic Treaty Organization-Simulation geht davon aus, dass – falls Deutschland nicht nur Aufmarschgebiet, sondern auch Verwundetendrehscheibe würde – täglich mit etwa 1.000 Patientinnen und Patienten zu rechnen ist. Die fünf Bundeswehrkrankenhäuser und die BG-Kliniken, welche schon in enger Kooperation mit der Bundeswehr zusammenarbeiten, wären innerhalb von zwei Tagen voll belegt. Hinzu kommt, dass sich das militärische Personal der Bundeswehrkrankenhäuser zu diesem Zeitpunkt schon viel näher an der Front um Verwundete kümmern würde und somit in den Bundeswehrkrankenhäusern nicht mehr verfügbar wäre. Vor diesem Hintergrund wurde auf dem Symposium für alle Teilnehmenden klar: Die Bundeswehr braucht im Krisenfall eine umfassende Unterstützung durch zivile Kliniken und andere Akteure des Gesundheitssystems. 

Zwei Männer stehen vor einem Mikrofon

Gemeinsam mit Heiko Rotmann-Großner, dem Unterabteilungsleiter Gesundheitssicherung im Gesundheitsministerium, sprach Hoffmann mit Journalistinnen und Journalisten, die über das Symposium berichten

Bundeswehr/Thilo Pulpanek
Ein Mann in Uniform steht vor einem Mikrofon und einer Fernsehkamera

Auch gegenüber der Presse warb Generaloberstabsarzt Hoffmann dafür, dass deutsche Gesundheitssystem fit zu machen für ein Kriegsszenario

Bundeswehr/Thilo Pulpanek

Blick in die Welt

Eine Blaupause für Anpassungen im Gesundheitswesen könnte in der Ukraine gefunden werden. Mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges war sie gezwungen, an den Stellschrauben des inländischen Gesundheitswesens zu drehen, um dieses kriegstüchtig zu bekommen. Oder auch in der Schweiz, wo das Gesundheitssystem stark an den Zivilschutz angelehnt ist. Aber auch in Israel, das schon seit langer Zeit mit Terror und Krieg konfrontiert ist. So wundert es nicht, dass nicht nur die Ukraine ein großes Thema beim Symposium war, sondern sowohl Schweizer als auch israelische Militärs zu ihren nationalen Lösungen im Gesundheitssektor referierten.

Wie kann Gesundheitsversorgung in der Landesverteidigung funktionieren?

Wie genau der Unterstützungsbedarf aussieht und wie man ihm begegnen kann, wurde beim Symposium in verschiedenen Workshops – auf der Basis eines Szenarios, in dem Krieg innerhalb der deutschen Grenzen geführt wird – diskutiert. Wo sollen all die Verletzten behandelt werden? Wer ist für die Koordination und den Transport von Verwundeten verantwortlich und mit welchem Personal soll die Aufgabe bewältigt werden? Wie funktioniert Rettungsdienst in der Landesverteidigung? Wer kennt sich mit Schuss- oder Sprengverletzungen aus? 

Neben diesen Fragen der Koordination und der Behandlung ging es auch um Fortbildungsbedarfe auf der zivilen Seite und Arzneimittelversorgung. Zur Vorbereitung auf den Krisen- und Kriegsfall gehört außerdem die bessere Digitalisierung zum schnellen Austausch von Informationen. Das alles und noch mehr müsse durch die politischen Entscheiderinnen und Entscheider in einem Gesundheitssicherstellungsgesetz geregelt werden, so eine zentrale Forderung von Generaloberstabsarzt Dr. Hoffmann auf dem von ihm initiierten Symposium. Dessen Arbeitsergebnisse werden in einem Berichtspapier zusammengefasst und publiziert.

von Matthias Frank  E-Mail schreiben

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