Welche Aufgaben hat ein Kreisverbindungskommando?
Ein Kreisverbindungskommando, abgekürzt KVKKreisverbindungskommando, agiert innerhalb der Führungsgruppe Katastrophenschutz im jeweiligen Landkreis als Fachberatung der Bundeswehr. Dort sind auch Fachberatungen anderer Organisationen wie zum Beispiel des THWTechnisches Hilfswerk, der Polizei und der Feuerwehr vertreten. Die Soldatinnen und Soldaten des KVKKreisverbindungskommando halten das ganze Jahr über Verbindung zu den Katastrophenschutzbehörden und kennen damit schon vor dem Alarmierungsfall die richtigen Ansprechpartner. Außerdem haben sie Kenntnis von der Region und ihren Besonderheiten und beraten die Führungsgruppe zu möglichen Unterstützungsleistungen der Bundeswehr.
Es gibt bundesweit fast 450 Kreisverbindungs- und Bezirksverbindungskommandos. Was sind ihre Aufgaben?
Der Leiter und der stellvertretende Leiter stehen in einem besonderen Reservewehrdienstverhältnis und haben so über dienstliche ITInformationstechnik ständigen Zugang zu wichtigen Informationen. Sobald sie und die weiteren zehn Soldatinnen und Soldaten, die einem KVKKreisverbindungskommando angehören, bei einer Katastrophe aktiviert werden, ruhen ihre zivilen Berufe kurzfristig. Die insgesamt zwölf Kräfte jedes KVKKreisverbindungskommando erstellen ein eigenes Lagebild und können im Schichtbetrieb rund um die Uhr die Führungsgruppe beraten.
Wie hat die Zusammenarbeit im Fall des Hochwassers konkret ausgesehen?
Bei uns in Günzburg funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut und so ist man meist schon rechtzeitig informiert, wenn sich eine Katastrophenlage abzeichnet. Wir hatten bereits am Mittwoch, den 29. Mai, erste Informationen zum bevorstehenden Hochwasser. Am darauffolgenden Freitag wurden wir dann ins Landratsamt geholt, bevor am Nachmittag der Katastrophenfall für den Landkreis ausgerufen wurde. Ab diesem Zeitpunkt waren wir auch als KVKKreisverbindungskommando offiziell durch das Landeskommando Bayern aktiviert worden und damit als Soldaten im Dienst.
In unserem Fall ist die Zusammenarbeit sehr eng und wir Fachberater sitzen auch räumlich direkt neben der Führungsgruppe. Wir sind bei den Lagebesprechungen dabei. Im Fall eines Problems fragt der Landrat, ob wir als Bundeswehr dabei ganz konkret unterstützen können. Wir als KVKKreisverbindungskommando geben eine erste Einschätzung ab und beraten dann bei der Antragstellung. Wichtig ist: Die Bundeswehr tut nur Dinge, die die zivile Seite nicht oder nicht mehr leisten kann. Nehmen Sie das Beispiel, dass Fahrzeuge benötigt werden. Die Bundeswehr wird keinen Bus zur Verfügung stellen, da dies durch zivile Busunternehmen geleistet werden kann und diese auch zahlreich vorhanden sind. Wenn jedoch watfähige Transportfahrzeuge oder Krankenwagen gebraucht werden, sind wir die richtige Stelle.
Sobald die Arbeit getan ist und keine Hilfe mehr benötigt wird, endet auch unsere Aktivierung als KVKKreisverbindungskommando. In diesem Fall ging sie bis zum 7. Juni, als alle Amtshilfeanträge ausliefen.
Worin sehen Sie die Vorteile des Modells der KVKKreisverbindungskommando?
Die Bundeswehr hat eine deutlich bessere Durchhaltefähigkeit als zivile Organisationen. Ein weiterer Vorteil ist die Regionalität der KVKKreisverbindungskommando, denn unsere Kenntnis vor Ort ist oft entscheidend. Fachexpertise und Beratungsleistung können sicher im Katastrophenfall von überall aus erbracht werden. Aber wer sich vor Ort auskennt, die Akteure kennt, die Region kennt, kann viel besser Hilfeleistungskontingente aufnehmen und koordinieren. Zudem weiß man dann, wer mit einem als Fachberater aktiv ist und kann sowohl die Gruppe als auch ihre Mitglieder gut einschätzen. Unser Einfluss als Bundeswehr wäre aus meiner Sicht deutlich geringer, würden wir die Gesichter vor Ort nicht vor der Katastrophe schon kennen.
Was motiviert Sie persönlich zum Dienst im KVKKreisverbindungskommando?
Ich bin sehr gerne Soldat und sehr gerne Offizier. Hier kann ich meine Fähigkeiten sehr gut einbringen und es ist eine sinnvolle Aufgabe. Darüber hinaus bin ich in der Region verwurzelt.
Wie kamen Sie ins KVKKreisverbindungskommando und seit wann sind Sie dort eingesetzt?
Meine damalige Einheit, das Luftwaffenausbildungsregiment 3 in Mengen, wurde aufgelöst und ich war auf der Suche nach einer neuen Verwendung als Reserveoffizier. Durch private Kontakte erfuhr ich damals von den Verbindungskommandos. Seit 2010 bin ich nun im KVKKreisverbindungskommando Günzburg und habe bereits als Offizier für die Zivil-Militärische Zusammenarbeit das Hochwasser 2013 miterlebt. 2019 übernahm ich, zunächst kommissarisch und ab 2020 offiziell, die Leitung und war so während der Corona-Amtshilfe längere Zeit im Einsatz.