Höherer Frauenanteil ist angestrebt
Komplett aufgebrochen wurde die Männerdomäne Bundeswehr aber erst mit der Änderung des Grundgesetzes 2001, die nach dem bahnbrechenden Kreil-Urteil erfolgte. Seither gibt es in allen Teilstreitkräften und Laufbahnen Soldatinnen. Und mittlerweile ist es selbstverständlich, dass sich beim Antreten, beim Marschieren oder bei Beförderungen Frauen neben Männern reihen.
Inka von P.,
Fregattenkapitän
Bundeswehr/Marcel Kröncke
Die Bundeswehr bietet meinem Mann und mir gleichzeitig die Chance, in Führungspositionen zu sein und das mit der Familie vereinbaren zu können.
Inzwischen leisten über 24.000 Soldatinnen ihren Dienst bei der Bundeswehr – Tendenz steigend. Das sind über 13 Prozent der etwa 180.000 militärischen Angehörigen der Bundeswehr. Ihnen stehen sämtliche Tätigkeiten offen. Geschlechterspezifische Ausschlussgründe gibt es keine. Bei der Personalauswahl gilt: Wenn eine Frau gut ist, dann soll sie auch entsprechend gleichberechtigt gefördert werden.
Ziel der Bundeswehr ist es, den Frauenanteil auf 20 Prozent zu steigern. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, eine Quote zu erfüllen. Antrieb ist vielmehr der Mehrwert für die Truppe: „Frauen erhöhen mit ihren Erfahrungen und Fertigkeiten die Qualität des Dienstes, denn Studien zeigen: Gemischte Teams sind immer die besten und leistungsstärksten“, schreibt Eva Högl, Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, in ihrem Jahresbericht 2023.
Perspektiven zeigen und Chancen bieten
Die Bundeswehr möchte allen, die wollen und die Voraussetzungen mitbringen, eine Perspektive in den Streitkräften anbieten. Um mehr Frauen in Bundeswehr und Sicherheitspolitik zu bringen und ihre Position dort zu stärken, geht die Bundeswehr verschiedene Wege: von gezielten personalwerblichen Maßnahmen, über das Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz, regelmäßige Analysen möglicher Karrierehemmnisse für Frauen, Gleichstellungspläne, Netzwerkangebote bis hin zu Coaching-Programmen. Um das Tätigkeitsspektrum aufzuzeigen und Mädchen bei der Berufswahl zu unterstützen, veranstaltet die Bundeswehr zudem jedes Jahr den Girls' Day an über 100 Bundeswehr-Standorten.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius spricht sich klar für mehr Frauen in der Bundeswehr aus. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bundeswehr nur dann ihre volle Wirkung entfalten kann, wenn sie über einen deutlich größeren Anteil von Frauen verfügt. Nur so werden Blickwinkel und Fähigkeiten aus der gesamten Gesellschaft in die Bundeswehr aufgenommen und integriert“, erklärte der Minister auf der Konferenz zum 20-jährigen Bestehen der „Women in International Security Deutschland e.V.eingetragener Verein“ am 16. November 2023.
Kein Platz für Sexismus und Gewalt
Die Bundeswehr bezieht zu den Themen Sexismus und Gewalt gegen Frauen eine klare Haltung. Zusammen mit den anderen Ressorts ist das Verteidigungsministerium 2023 dem Aktionsbündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ beigetreten. Dieses setzt sich dafür ein, Sexismus und sexuelle Belästigung in jeder Form zu bekämpfen.
Sexismus und sexuelles Fehlverhalten kommen immer noch viel zu häufig vor – ob als Grenzverletzung, Herabwürdigung oder Machtmissbrauch aufgrund des Geschlechts. Sexismus gründet auf stereotypen Geschlechterrollen und verfestigt sie. Das Spektrum reicht dabei von scherzhaften Bemerkungen bis zu offener Herabsetzung. Sexismus, so heißt es in der gemeinsamen Erklärung des Bündnisses, dürfe weder auf individueller Ebene stattfinden – zum Beispiel zwischen Soldatinnen und Soldaten – noch in gesellschaftlichen Strukturen verankert sein.
Das Verteidigungsministerium hat Ende 2023 eine Vorschrift erlassen, die den Umgang mit Sexualität und sexualisiertem Fehlverhalten in der Bundeswehr regelt. Ziele der Vorschrift sind sind es, sexualisiertes Fehlverhalten zu verhindern und die Opfer besser zu schützen. Denn der Schutz Betroffener ist für Vorgesetzte Kernbestandteil der Fürsorgepflicht und damit Führungsaufgabe.