Teilübung Role2Sea: Von der hohen See in zivile Krankenhäuser
Teilübung Role2Sea: Von der hohen See in zivile Krankenhäuser
- Datum:
- Ort:
- Rostock
- Lesedauer:
- 3 MIN
Minentreffer mit Massenanfall an Verletzten mitten auf dem Meer: In einem Szenario wie diesem müssen Marine, Sanitätsdienst der Bundeswehr und zivile Krankenhäuser eng kooperieren. Bei Role2Sea übten sie deshalb gemeinsam die medizinische Versorgung auf der Ostsee und an Land nach einem Großschadensereignis. Bei dieser Teilübung der Übungsserie Quadriga 2025 ging es um stabile Rettungsketten und die zivil-militärische Zusammenarbeit.
Westliche Ostsee, Alarmdurchsage auf dem Hohlstablenkboot „Pegnitz“: „Zur Übung: Auflaufen auf Mine, Verletzte und Feuer an Bord!“ Das ist das Startzeichen für den Beginn der Übung Role2Sea in der westlichen Ostsee. Die Brand- und Leckabwehr und die Verwundetenversorgung fordern ab jetzt die gesamte Besatzung der „Pegnitz“. Der Tender „Werra“ kommt zur Hilfe – und erhält ebenfalls einen Minentreffer. Damit gibt es einen Massenanfall an Verletzten. Auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“, der auch dem Verband angehört, wird die Rettungskette ausgelöst. Das Schiff verfügt über ein integriertes Marineeinsatzrettungszentrum (iMERZMarineeinsatzrettungszentrum). Hier können Verwundete optimal erstversorgt werden.
Die Rettungskette läuft an
In der Operationszentrale des Einsatzgruppenversorgers gehen die Meldungen ein, sofort wird der Patiententransport durchgeplant. Hoher Seegang macht einen schnellen Bootstransfer der Schwerverletzten zum nächstgelegenen Hafen unmöglich. Der Kommandant der „Frankfurt am Main“, Fregattenkapitän Sebastian Fliege, lässt beim Air Rescue Coordination Center in Glücksburg die verfügbaren Transportmittel abfragen. Von dort wird auch Kontakt zum Havariekommando Cuxhaven aufgenommen.
Hubschrauber kommen vom Marinefliegergeschwader 5, dem Transporthubschrauberregiment 10 des Heeres und von der Bundespolizei und bringen Schwerverletzte auf die „Frankfurt am Main“. Einige werden bereits zu zivilen Kliniken in Kiel und Rostock geflogen. Für den Transport von Verwundeten per Boot zum Versorger legt Fliege das Schiff so, dass es einen Windschatten bildet und damit Wellen glättet.
Alles bereit für die Erstversorgung
Das iMERZMarineeinsatzrettungszentrum ist ein fest verbauter Bestandteil des Versorgers mit Schockräumen, zwei Operationssälen und einer Station mit 40 Betten. In der Versorgungseinrichtung werden verschiedene medizinische Fähigkeiten abgebildet: präklinische Maßnahmen, Labore, Röntgen, Pharmazie, Anästhesie, Chirurgie, Intensivpflege sowie Zahnmedizin. Die eingeschifften Ärztinnen und Ärzte des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr und das dazugehörige Pflege- und Assistenzpersonal behandeln und versorgen die Verwundeten. Auch eine Apothekerin gehört zum Team. Die Verwundeten werden von 20 Sanitätsoffizieranwärtern und -anwärterinnen sowie zehn Angehörigen der Marineunteroffizierschule gespielt, die geschminkt und nach individuellen Drehbüchern zum Beispiel schwere Schädel-Hirn-Traumata oder Brandverletzungen aufweisen.
Während die Erstversorgung der Verwundeten an Bord auf Hochtouren läuft, nimmt die „Frankfurt am Main“ Kurs auf Rostock. In zwei zivilen Kliniken der Stadt stehen die für einen Massenanfall zusammengestellten Teams bereit, im Marinearsenal Warnemünde warten bereits die Rettungswagen der Berufsfeuerwehr Rostock. Nach der Ankunft im Hafen werden als erstes zwei intubierte Schwerverletzte mit Schädel-Hirn-Trauma und massiven Verbrennungen vorsichtig die Stelling heruntergetragen und in die Universitätsmedizin Rostock und in das Klinikum Südstadt gefahren. Der Chefarzt des dortigen Integrierten Notfallzentrums, Jan-Arne Lauffs, betont: „Durch solche enorm wichtigen Übungen bauen alle Beteiligten ein tragfähiges Netzwerk und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf. Die Szenarien helfen uns, Schwachstellen zu identifizieren und dadurch im Ernstfall Fehler zu vermeiden.“
Zivil-Militärische Zusammenarbeit muss geübt werden
Role2Sea ist die große sanitätsdienstliche Schwerpunktübung der Deutschen Marine. Mit ihr wird die sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung auf See geübt. Dabei übernimmt zunächst das Marinepersonal die „Erste Hilfe„, anschließend übernimmt das sanitätsdienstliche Personal des Unterstützungsbereichs die weitere medizinische Versorgung auf der Ebene Role 2 innerhalb der Rettungskette im Einsatzgebiet. Nach der – wenn notwendig auch notfallchirurgischen – Behandlung auf See werden die Verwundeten anschließend an Land an das zivile Gesundheitssystem übergeben.
Flottillenarzt Nadine A., Dezernatsleiterin im Marinekommando in Rostock und dort zuständig für Sanitätseinsatz- und Übungsplanung, zieht ein positives Fazit zur Übung Role2Sea: „Eineinhalb Jahre Übungsplanung und das große Engagement aller an der Übung Beteiligten haben sich gelohnt. Jetzt kommt es darauf an, die Zusammenarbeit weiter zu intensivieren und Verfahren und Patiententransporte bei der Rettungskette von seegehenden Einheiten zu landbasierten zivilen Gesundheitseinrichtungen weiterhin regelmäßig zu üben.“