Multinationale Zusammenarbeit

Forschungsschiff "Planet" nimmt an Militärübung teil

Regelmäßig ist die "Planet" auch an Militärübungen beteiligt - dieses Mal vor der Küste Portugals.

Forschungsschiff "Planet" nimmt an Militärübung teil

Vor Portugals Küste beteiligt sich das Forschungsschiff „Planet“ im September 2022 an der multinationalen Militärübung REPMUSRobotic Experimentation and Prototyping augmented by Maritime Unmanned Systems („Robotic Experimentation and Prototyping augmented by Maritime Unmanned Systems“).

Ein großes blaues Schiff, dessen Bauform einem Katamaran gleicht

Auf großer Fahrt: das zur WTDWehrtechnische Dienststelle 71 gehörende Forschungsschiff "Planet" nimmt im September 2022 an einer Militärübung teil

2021 Bundeswehr/Jörg Volland

Zusammen mit internationalen Partnern und Forschungseinrichtungen hat die Bundeswehr dort die Chance, neue maritime Technologien, insbesondere im Bereich „Unbemannte Systeme“, gemeinsam zu testen, sich auszutauschen und zu verbessern.

Das Forschungsschiff „Planet“ wurde dazu vom 30. August bis zum 6. September 2022 von Eckernförde nach Portugal überführt. Neben der vollzähligen Crew waren zum Teil bereits auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord, um schon während der Überfahrt die Labore einzurichten.

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  • Blick von einem Schiff auf eine Schleusenausfahrt
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    Auslaufen

    Vor dem Start mussten natürlich zunächst Geräte, Verpflegung und Ausrüstung an Bord geladen und verstaut werden. Am 30. August 2022 verabschiedete der Dienststellenleiter der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung (WTDWehrtechnische Dienststelle 71), DirWTDDirektor einer wehrtechnischen Dienststelle Frank Menning, dann die „Planet“ und ihr Team. 

    Nach dem Ablegen konnte mit Kurs aus der Eckernförder Bucht schnell Fahrt aufgenommen werden. Nach Erreichen der Kieler Förde ging es durch die Schleuse Kiel Holtenau in den Nord-Ostsee-Kanal und von dort weiter über die Elbe in die Nordsee. 

    Die Sicherheit geht immer vor. Deshalb wurde dem eingeschifften Personal, also allen Personen, die nicht zur Besatzung gehören, erst einmal erklärt, wo sich auf der Planet die Rettungseinrichtungen und Sammelplätze befinden. Dazu gehörte auch die Handhabung aller Rettungsmittel. 

    Das waren schon am ersten Tag viele wichtige Informationen für alle Mitfahrenden. Diese hatten im Anschluss dann Gelegenheit, ihre Kammern und Arbeitsplätze für die nächsten Tage und Wochen einzurichten.

    Bild: Nach der Schleuse Brunsbüttel geht es noch ein Stück elbeabwärts, bevor die „Planet“ die Nordsee erreicht (Bildquelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

  • Sehr große Elektromotoren in einem Schiff
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    Schiff und Maschine

    Die „Planet„ wurde am 31. Mai 2005 in Dienst gestellt. Das zur WTDWehrtechnische Dienststelle 71 gehörende Forschungsschiff ist das modernste in der gesamten NATO und in der sogenannten Small-Waterplane-Area Twin-Hull (SWATHSmall-Waterplane-Area Twin-Hull)-Bauweise gebaut. 

    Das Außergewöhnliche ist dabei, dass das Schiff aus zwei Rümpfen und einem Aufbau über Wasser besteht. Die besondere Konstruktion hält die Planet selbst bei hohem Wellengang und schwerer See relativ ruhig.

    In den beiden Rümpfen befinden sich insgesamt vier Elektromotoren, die über der Wasserlinie von vier Dieselmotoren betrieben werden. An Bord befinden sich Dieseltanks mit einem Fassungsvermögen von 450 m³. Das reicht für eine Strecke von bis zu 5.000 Seemeilen (etwa 9.260 Kilometer). Mit ihrem Antrieb kann die Planet eine maximale Geschwindigkeit von 15 Knoten (27,78 km/h) erreichen.

    Der Elektroantrieb hat den Vorteil, dass die Messungen auf Forschungsreisen nicht durch das Geräusch und die Vibration der Dieselmotoren gestört, bzw. verfälscht werden.

    In speziellen Abfallanlagen wird der anfallende Müll sachgerecht gelagert oder bearbeitet. Das gilt auch für das an Bord entstehende Schmutzwasser verschiedenster Art.

    Klimaanlagen sorgen an Bord für eine angenehme Temperatur, für eine ausreichende Belüftung in den Kammern und den Laboren sowie für die benötigten Temperaturen bei der Lagerung der Lebensmittel.

    Die mitgeführten Trinkwassertanks fassen 64 m³. Darüber hinaus kann in einem eigenen Wasserfiltersystem bei Bedarf aus Seewasser zusätzlich Trink- und Brauchwasser aufbereitet werden. Insgesamt ermöglichen die Vorräte an Proviant an Bord der „Planet“ eine Seeausdauer von bis zu 30 Tagen. 

    Bild: Vier mächtige Elektromotoren treiben die „Planet“ flüsterleise an (Quelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

  • Ein Mann beweg mit einem Hubwagen Kisten auf einem Schiff
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    Alltag an Bord

    Die Arbeitszeit auf See liegt auf der „Planet“ bei elf Stunden, jeweils in geteilten Diensten. Das bedeutet, dass sich Wach- und Pausenzeiten blockweise abwechseln. Jedes Crewmitglied hat seine Aufgabe, jedes hat seine Wachzeiten. 

    Brücke und Maschinenkontrollraum sind 24 Stunden besetzt. Das ist erforderlich, um die „Planet“ jederzeit sicher navigieren zu können und die Motorenleistung konstant zu halten. Auf Probleme an der Maschine, in der Navigation oder im Zusammenhang mit anderen Vorkommnissen kann auf diese Weise sofort reagiert werden.

    Aber auch an Bord besteht der Alltag eben nicht nur aus dem Dienst. Für die Freizeitgestaltung stehen der Besatzung und dem eingeschifften Personal verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Neben einem Sportraum gibt es zum Beispiel auch einen Gemeinschaftsraum mit Beamer. 

    Die Stammbesatzung hat sich ihre Einzelkammern wohnlich eingerichtet. Dazu gehören natürlich auch persönliche Gegenstände, die einem Crewmitglied wichtig sind. Gerade bei längeren Fahrten ist ein solcher Rückzugsort unerlässlich. 

    Bild: Ordnung muss sein - gerade auch bei den beengten Platzverhältnissen an Bord. Daher gehört auch das Aufräumen zum Bordalltag (Quelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

  • Zwei Messsonden an Deck eines Schiffen
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    Vorbereitung Laborarbeit

    Bereits für eine Fahrt im Vorfeld der aktuellen Übung wurde die „Planet“ mit den erforderlichen Geräten und Ausrüstungsmaterialien beladen. Die ersten Experimente wurden vorbereitet, die daraus gewonnenen Daten verarbeitet und für REPMUSRobotic Experimentation and Prototyping augmented by Maritime Unmanned Systems aufgearbeitet.

    Für die insgesamt neun geplanten Experimente werden dazu während der Fahrt verschiedene Systeme aufgesetzt. 

    Unter anderem musste während der Überfahrt ein internationales Unterwassernetzwerk mit Kommunikationssensorknoten aufgebaut werden. Die dort später zur Übertragung von Nachrichten und Daten verwendeten Modems müssen für den multinationalen Einsatz jedoch so konfiguriert werden, dass sie für eine Kommunikation mit den Geräten der Partnerstaaten geeignet sind. 

    Ein weiteres Experiment beschäftigt sich mit dem Bild-Transfer. Die Natur lässt unter Wasser eine Übertragung großer Datenvolumen nicht zu. Jedoch kann man interaktiv Teile übertragen. In dem Experiment soll dieser Prozess erstmalig gezeigt werden. Zunächst wird das Gesamtbild dazu erheblich in seiner Auflösung reduziert. Dadurch verringert sich zwar die Darstellungsgenauigkeit enorm, aber auch die Dateigröße und damit die Menge der zu übertragenden Daten nehmen erheblich ab. Um trotzdem alle wichtigen Details genauer betrachten zu können, kann der Operator diese Details später erfragen. Sie werden ihm dann gesondert zugestellt. Auf diese Weise ist eine Reduzierung des Gesamt-Übertragungsvolumens um über 99% möglich. Auch für die Durchführung dieses Experimentes sind viele vorbereitenden Schritte während der Fahrt nach Portugal notwendig.

    Bild: Bei der Übung kommen auf der „Planet“ auch hochsensible Unterwasser-Messsonden zum Einsatz, die schon während der Überfahrt nach Portugal vorbereitet werden (Quelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

  • Ein Koch steht vor einer Kücheneinrichtung aus Edelstahl und rührt in einem Behälter
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    Küche und Verpflegung

    Die Kombüse, wie die Küche an Bord genannt wird, ist eines der Herzstücke auf dem Schiff. Jeden Tag werden hier vier Mahlzeiten zubereitet. Zum Bordalltag gehören auf der „Planet“ Frühstück, eine Suppe zwischendurch, Mittagessen und Abendessen. Zur Seefahrtradition zählt aber auch der „Seemannssonntag“. Der findet immer donnerstags statt - und zu seinem Anlass gibt es Kaffee oder Tee und natürlich Kuchen.

    Auf See kann nicht mal eben im Laden um die Ecke eingekauft werden. Deshalb wird vieles an Bord gekocht und gebacken.

    Alles erfordert eine genaue, vorausschauende Planung der Speisen, Kalkulation der erforderlichen Mengen, rechtzeitige Meldung der mitreisenden Forschungsteams, Planung des Fahrtprogramms und ordnungsgemäße Lagerung der einzelnen Lebensmittel.

    Für Küchenmeister Steffen B. ist eine ausgewogene Ernährung sehr wichtig. Er legt dabei Wert darauf, seinen Gästen einen abwechslungsreichen Speiseplan zu bieten.

    Bild: Ohne Mampf kein Kampf - das gilt auch auf der „Planet“ bei Forschungs- und Übungsfahrten (Quelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

  • Blick auf einen Arbeitsplatz auf der Brücke des Schiffes
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    Die Brücke

    Die Brücke ist sozusagen die Schalt- und Kommandozentrale eines jeden Schiffs. Verschiedene Computer unterstützen bei der exakten Schiffsführung. Wetter-, Radar- und Positionsdaten stehen zur Verfügung. Funkgeräte dienen der Kommunikation mit anderen Schiffen oder Landstationen, die für die Verkehrslenkung oder die Lotsenbestellung verantwortlich sind.

    Das Radar zeigt die Reflexionen oder Echos der ausgesendeten Radarstrahlen an, mittels derer Entfernungen und Richtungen zum Land oder anderen Schiffen erfasst werden. Außerdem werden die Position, die Geschwindigkeit, der Kurs sowie die vergebene Route dargestellt. Neben dem Radar wird die elektronische Seekarte (Electronical Chart Display and Information System - ECDISElectronical Chart Display and Information System) verwendet. Beide Geräte sind miteinander verbunden und ermöglichen so eine zielgenaue Navigation.

    Ein weiterer Monitor gibt Auskunft über Windstärke und -richtung, Temperatur, Luftfeuchte und Druck, Wassertemperatur und -tiefe. Mag es auch fast altertümlich anmuten, doch Windstärke und -richtung sind für die Arbeit eines modernen Forschungsschiffs wie der „Planet“ nach wie vor essenziell. Sie bestimmen letztlich die Positionierung des Schiffes zum Ausbringen und Bergen von wissenschaftlichem Gerät oder Messsonden.

    Die „Planet“ besitzt eine dynamische Positionierungsanlage, der die gesamte Maschinenkontrolle übertragen werden kann. Der Computer steuert dann die vier Querschübe, die zwei Antriebspropeller und beide Ruder so, dass das Schiff sich auf einen halben Meter genau in der See auf Position halten lässt. Ein Feinwerkzeug, mittels dem beste Messungen möglich sind.

    Bild: Die Brücke ist die Schalt- und Kommandozentrale der „Planet“ (Quelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

  • Der Behandlungsraum auf der Planet
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    Notfall an Bord

    Es gibt eine Fülle von Notsituationen, die weit draußen auf dem Meer eintreten können. Dazu gehören neben Problemen von Einzelpersonen auch allgemeine Alarmsituationen. In diesen hat jedes Besatzungsmitglied bestimmte Aufgaben. Sie werden an Bord im sogenannten Rollenplan eingeteilt. Die Crew trainiert solche Situationen regelmäßig.

    In einem solchen Notfall wird an Bord der „Planet“ grundsätzlich Generalalarm gegeben. Auf dem Schiff ertönt dazu eine Tonfolge von sieben kurzen Signalen und einem langen Signal. Sowohl das Stammpersonal als auch alle anderen an Bord befindlichen Personen begeben sich dann sofort auf das Achterdeck, ein Deck im hinteren Teil des Schiffes. Dieses ist der Sammel- und Musterungsplatz der „Planet“. Ausgenommen von der Alarmierung ist lediglich die Schiffsführung, die alle notwendigen Abläufe von der Brücke aus koordiniert.

    Sollte zu diesem Zeitpunkt schon klar sein, dass das Schiff verlassen werden muss, wird dies vom Kapitän entschieden und gesteuert. 

    Bild: Wenn die Gesundheit mal nicht so mitspielt, können sich alle an Bord auch auf eine gute medizinische Unterstützung verlassen (Quelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

  • Blick auf die Brücke, die ein Wahrzeichen der Stadt ist
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    Einlaufen in Troià / Lissabon

    Nach sieben Tagen und ca. 1.400 Seemeilen oder knapp 2.600 Kilometern lief die „Planet“ am 6. September bei Sonnenschein und ruhigem Wetter südlich von Lissabon in Troià ein.

    Etwas außerhalb von Troià, an einer schmalen Landzunge gelegen, wurde das Material auf dem Achterdeck wieder an Land gebracht.

    Danach ging es noch drei Stunden weiter in Richtung Zielhafen Lissabon. Früh war dabei schon ein Wahrzeichen der Stadt zu sehen. Die Brücke „Ponte 25 de Abril“ hat eine ziemliche Ähnlichkeit mit der Golden Gate Bridge. 

    Im Hafen angekommen, wurde die „Planet“ langsam an den Liegeplatz manövriert und dann festgemacht. Auch hier sah man wieder das eingespielte Team an Bord, das mit einer gefühlten Leichtigkeit die Arbeiten versah und alle Rädchen ineinandergreifen ließ. 
    Die Stelling, also die Laufplanke zwischen Schiff und Land, wurde mit einem Kran ausgebracht, weil zwischen Schiff und Pier ein kleiner Ponton liegt. 

    Nachdem die erforderlichen Arbeiten auf dem Deck und der Brücke erledigt wurden, kehrte dann langsam Ruhe in das Schiff.
    Der Job ist erledigt. Die Crew der „Planet“ hat das Forschungsschiff sicher an ihr Ziel navigiert.

    Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord der „Planet“ stehen in Portugal spannende Tage bevor. Zusammen mit den Angehörigen der anderen teilnehmenden Nationen werden sie die neun geplanten Experimente durchführen. Dabei geht es nicht nur um eine verlässliche Unterwasserkommunikation, sondern u.a. auch um die Minenaufklärung im Küstenvorfeld und die automatisierte Erkennung und Identifikation von Objekten.

    Bild: Die Ähnlichkeit hat einen Grund - die Brücke „Ponte 25 de Abril“ wurde von der gleichen Firma erbaut, wie die Golden Gate Bridge in San Francisco (Quelle: Bundeswehr/Andrea Beckmann)

Die Route der "Planet"

Weitere Eindrücke während der Überführung des Forschungsschiffs „Planet“ von Eckernförde nach Portugal.

interaktive Landkarte Westeuropa
interaktive Landkarte Westeuropa

Weiterführende Informationen

Erfahren Sie mehr über das Forschungsschiff „Planet“ und die Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung