Cyber, Simulatoren und ein Roboterhund: So erlebte die Gamescom 2025 die Bundeswehr
Cyber, Simulatoren und ein Roboterhund: So erlebte die Gamescom 2025 die Bundeswehr
- Datum:
- Ort:
- Köln
- Lesedauer:
- 4 MIN
Vom Flugsimulator über Hacking-Challenges bis hin zum Roboterhund namens Spot: Auf der Gamescom 2025 in Köln präsentierte sich die Bundeswehr mit einem vielfältigen Technik- und Erlebnisprogramm. Damit richtete sie den Blick gezielt auf ein junges, digitalaffines Publikum und zeigte, wie modern und innovativ die Streitkräfte heute aufgestellt sind.
Die Gamescom in Köln ist die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele. 2025 zog sie vom 20. bis zum 24. August über 300.000 Besucherinnen und Besucher an. Seit mehreren Jahren nutzt auch die Bundeswehr die Messe, um technologieaffine Menschen zu erreichen und einen Einblick in die Fähigkeiten moderner Streitkräfte zu geben – von Virtual-Reality-Simulationen bis hin zur Cybersicherheit.
Doch warum ist gerade die Gaming-Community für die Bundeswehr so interessant? Stabsbootsmann Ireneusz G. vom Karrierecenter der Bundeswehr in Hannover erklärt es im Interview.
Demos zu elektronischer Kampfführung, KIkünstliche Intelligenz-Anwendungen und Cybersicherheit – was macht die Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum damit auf der Gamescom?
Unsere Zielgruppe ist breit aufgestellt und reicht von Jugendlichen ab 17 bis zu jungen Erwachsenen bis 40 Jahren. Uns ist wichtig, technologieaffine Menschen anzusprechen, die offen für Neues sind. Mit unseren Demos wollen wir zeigen, dass Cybersicherheit, Künstliche Intelligenz und elektronische Kampfführung keine abstrakten Themen bleiben, sondern bei uns echte Arbeitsfelder sind. Die Besucherinnen und Besucher können zum Beispiel unter Anleitung selbst in simulierte Netzwerke eindringen oder im EloKaElektronische Kampfführung-Simulator feindliche Signale aufspüren. So entsteht eine greifbare Vorstellung davon, was sonst oft nur nach „ITInformationstechnik im Hintergrund“ klingt. Auf der Gamescom stellen wir damit klar: Bundeswehr und Digitalisierung – das gehört untrennbar zusammen. Damit positionieren wir uns nicht nur als sicherheitspolitischer Akteur, sondern auch als moderner Arbeitgeber, der Hightech-Aufgaben auf höchstem Niveau bietet.
Warum ist gerade das digitalaffine Publikum auf der Gamescom so interessant?
Gamer bringen besondere Fähigkeiten mit: eine geschulte Hand-Augen-Koordination, sehr gutes technisches Verständnis und die Fähigkeit, komplexe Systeme schnell zu durchdringen. Das sind Kompetenzen, die wir im Bereich der Cyber-Operationen, in der Softwareentwicklung oder der elektronischen Kampfführung intensiv brauchen. Ein Beispiel: Wer beim Online-Gaming schnell auf wechselnde Lagen reagieren und mit seinem Team koordinieren kann, bringt auch im militärischen Kontext ideale Voraussetzungen für den Umgang mit dynamischen Einsätzen mit. Und wer an Games-Engine, Mods oder an KIkünstliche Intelligenz-gesteuerten Bots herumbastelt, bringt oft schon von Natur aus genau die Experimentierfreude mit, die wir bei innovativen Projekten im Cyber- und Informationsraum schätzen. Hinzu kommt: Das spielerische Ausprobieren neuer Technologien passt sehr gut zu unserer Art, moderne Ausbildung und Arbeitsplätze zu vermitteln. Gerade junge Talente erkennen dadurch schnell, dass ihre Leidenschaft für Technik auch eine berufliche Perspektive haben kann.
Welche konkreten Aufgaben und Projekte haben Sie 2025 in Köln präsentiert?
Wir hatten ein breites Spektrum dabei: Die Wehrtechnische Dienststelle 91 aus Meppen zeigte gemeinsam mit den Technikern und Piloten des Internationalen Hubschrauberausbildungszentrums Bückeburg ihren Hubschrauber-Simulator – inklusive VRVirtuelle Realität-Brille. Dazu kamen ein leichter Militärbuggy der Wehrtechnischen Dienststelle 41 (WTDWehrtechnische Dienststelle 41) aus Trier, zwei Panzer-Simulatoren der Panzertruppenschule sowie Präsentationen zur elektronischen Kampfführung und Cybersicherheit. Ein Highlight war die Hacking-Challenge des Zentrums für Cyberoperationen, bei der Besucher gezielt Schwachstellen ausnutzen mussten. Ergänzt wurde das Ganze durch ein KIkünstliche Intelligenz-Demospiel „MonschiFly“, das den Lerneffekt künstlicher Intelligenz sichtbar machte. Ein echter Publikumsmagnet war zudem der futuristische Schreitroboter „Spot“ von Boston Dynamics, den die WTDWehrtechnische Dienststelle 41 mitgebracht hatte. Aber auch übergreifende Themen wie ITInformationstechnik-Sicherheit im Alltag oder die Frage, wie Künstliche Intelligenz in der Zukunft militärisch genutzt werden kann, wurden mit Infotafeln und im persönlichen Gespräch vermittelt. Viele Besucherinnen und Besucher waren überrascht, wie breit das Spektrum ist – vom taktischen Funk bis zur Programmierung Künstlicher Intelligenz. Auch der Sanitätsdienst, unser „Gesundheitswesen“, und die Fallschirmjäger waren präsent – letztere mit sportlichen Challenges, die die Messebesucher besonders stark einbanden. Damit konnten wir zeigen: Technik, Fitness und Ausbildung sind bei uns keine Gegensätze, sondern greifen Hand in Hand.
Warum ist es wichtig, dass die Bundeswehr auf solchen Veranstaltungen sichtbar ist?
Für uns stehen die Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit im Mittelpunkt. Wir wollen wahrgenommen werden, erklären, was wir tun, und die Menschen aktiv dazu anregen, sich mit den Streitkräften auseinanderzusetzen. Gleichzeitig nutzen wir die Gamescom, um klarzumachen: Die Bundeswehr ist mehr als Flecktarn und Stiefel. Wir sind ein vielseitiger, hochspezialisierter Arbeitgeber, der gerade für junge Menschen spannende berufliche und technische Perspektiven bietet. Besonders wichtig ist es uns, in direkten Dialog zu treten. Das gelingt auf einer Messe besser als fast überall sonst: Junge Menschen können selbst ausprobieren, Fragen stellen, kritische Punkte ansprechen – und erhalten direkt Antworten von unseren Soldatinnen und Soldaten. Diese persönliche Begegnung baut Vorurteile ab und sorgt für ein realistisches Bild der Bundeswehr. In einer Zeit, in der Deutschland täglich neuen hybriden Bedrohungen und Cyber-Angriffen ausgesetzt ist, wollen wir außerdem verdeutlichen: Sicherheit passiert auch digital – und auch dort braucht es engagierte Fachleute. Gamescom-Besuche sind deshalb mehr als Event-Präsenz. Sie sind ein Stück Vertrauensbildung zwischen Streitkräften und Gesellschaft.