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Wie KIkünstliche Intelligenz die Wettervorhersage der Bundeswehr verändern kann

Wie KIkünstliche Intelligenz die Wettervorhersage der Bundeswehr verändern kann

Datum:
Ort:
Bonn
Lesedauer:
4 MIN

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Egal ob bei Flügen, Drohnenaufklärung oder Truppenbewegungen – das Wetter beeinflusst fast jede Operation. Künstliche Intelligenz könnte militärische Wettervorhersagen künftig erheblich beschleunigen. Statt wie bisher Stunden dauert eine Berechnung oft nur Minuten. Für die Bundeswehr bedeutet das: kürzere Reaktionszeiten.

Zwei Marinesoldaten vor Bildschirmen einer Wettervorhersage

Eine meteorologisch-ozeanografische Beratung (METOC) ist besonders wichtig im maritimen Einsatz, etwa für die Besatzungen von Schiffen, Flugzeugen und Hubschraubern der Marine, da Wetter und Meeresbedingungen ihr Handeln stark beeinflussen können

Bundeswehr/Marcus Mohr

Bisher beruhen militärische Wettervorhersagen auf komplexen Rechenmodellen, die physikalische Prozesse in der Atmosphäre nachbilden. Das liefert präzise Ergebnisse, ist aber zeitintensiv: Für eine globale Zehn-Tages-Prognose braucht es oft mehrere Stunden, bis die Daten beim Bedarfsträger ankommen. Dann können sie schon veraltet sein – ein Risiko, wenn Wetterlagen sich rasch ändern.

KIkünstliche Intelligenz gibt Tempo – und Spielraum

In den vergangenen Jahren hat Künstliche Intelligenz (KIkünstliche Intelligenz) hier einen Sprung nach vorn ermöglicht. Neue KIkünstliche Intelligenz-Modelle benötigen für eine solche globale Vorhersage nur wenige Minuten. Zwar erfordert das jahrelange Training dieser KIkünstliche Intelligenz-Systeme viel Rechenleistung und -zeit. Doch dafür ist ihre spätere Nutzung extrem schnell und energieeffizient.

Für die Bundeswehr bedeutet das:

  • Verkürzte Reaktionszeit: Auch kurzfristige Wetterumschwünge können schnell erkannt und berücksichtigt werden.
  • Mehr Planspiele: Mehr Vorhersagen in kürzerer Zeit ermöglichen, verschiedene Szenarien durchzuspielen. Das ist besonders wichtig gerade bei unklarer Wetterlage. Bisherige Szenarienrechnungen (Ensemblevorhersagen) sind dagegen rechen- und datenintensiv.
  • Regionale Fokussierung: KIkünstliche Intelligenz kann gezielte Prognosen für bestimmte Einsatzgebiete schneller liefern.

Forschung beim DWDDeutsche Wetterdienst – Nutzen für die Bundeswehr

Der Deutsche Wetterdienst (DWDDeutsche Wetterdienst) arbeitet mit internationalen Partnern wie dem Europäischen Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage an eigenen KIkünstliche Intelligenz-Verfahren. Eines davon trägt den Namen AICON – ein „KIkünstliche Intelligenz-Bruder“ des bewährten ICON-Wettermodells, das seit Jahren als globale und regionale Variante weltweit im Einsatz ist. Das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr (ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr) arbeitet eng mit dem DWDDeutsche Wetterdienst zusammen, um diese Entwicklungen für militärische Anforderungen nutzbar zu machen.

Klar ist: Besonders im Bereich der regionalen Wettervorhersagen könnten KIkünstliche Intelligenz-Modelle einen Quantensprung bedeuten – zum Beispiel, um im Einsatzgebiet frühzeitig vor Starkwind, Nebel oder Starkregen zu warnen. Auch Satellitendaten liefern dazu wichtige Daten. Noch genauere Wettervorhersagen soll der europäische Wettersatellit Metop-SGA1 ermöglichen, der seit Mitte August um die Erde kreist. Die Metop-SG-Satelliten sollen Wettervorhersagen insgesamt, aber besonders für den Zeitraum der nächsten zwei bis sechs Stunden, das sogenannte „Nowcasting“, stark verbessern. Die Nowcasts sind entscheidend, um vor extremen Wetterereignissen zu warnen. 

Aktuelle Grenzen der KIkünstliche Intelligenz

Trotz beeindruckender Erfolge sind KIkünstliche Intelligenz-Modelle heute noch nicht in allen Punkten gleichauf mit klassischen Verfahren. So können sie zum Beispiel den Weg eines Wirbelsturms präzise vorhersagen, aber dessen Intensität nicht immer korrekt einschätzen. Außerdem werden bislang weniger Wettervariablen und Atmosphären-Schichten modelliert als in physikalischen Systemen. Deshalb ist es realistisch, dass in absehbarer Zeit hybride Ansätze genutzt werden – also die Kombination aus etablierten Wettermodellen und KIkünstliche Intelligenz-Verfahren, um die Stärken beider Welten zu verbinden.

Ein Soldat lässt auf einem Truppenübungsplatz einen pinken Wetterballon steigen

Wetterballons werden weiterhin eingesetzt: Sie liefern Daten zu Luftdruck, -temperatur, -feuchte, Windrichtung und -geschwindigkeit

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Technische Basis für die Zukunft

Damit KIkünstliche Intelligenz-basierte Vorhersagen auch im militärischen Einsatzumfeld funktionieren, braucht es skalierbare und robuste Rechenressourcen. Hier setzt das Vorhaben Multicloud Bundeswehr an, das vom Zentrum für Digitalisierung der Bundeswehr vorangetrieben wird. Es soll sicherstellen, dass genügend leistungsfähige ITInformationstechnik-Kapazitäten nicht nur in zentralen Rechenzentren, sondern auch nahe am Einsatzort verfügbar sind. Ein Ziel: Wettervorhersagen nahezu in Echtzeit, flexibel abrufbar – auch unter schwierigen Bedingungen.

Die internationale Forschung zu KIkünstliche Intelligenz in der Wettervorhersage läuft auf Hochtouren. Beim DWDDeutsche Wetterdienst sind erste KIkünstliche Intelligenz-Modelle bereits im Testbetrieb und ihre Prognosen werden regelmäßig mit bewährten Verfahren verglichen. Erste Ergebnisse zeigen: In vielen Bereichen sind sie schon heute gleichwertig – in einigen sogar besser, aber in anderen auch schlechter, weshalb weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten notwendig sind.

Für die Bundeswehr bedeutet das: KIkünstliche Intelligenz-gestützte Systeme könnten in den nächsten Jahren fester Bestandteil der Einsatzplanung werden, dabei spielen nicht nur globale, sondern insbesondere auch regionale Vorhersagen eine große Rolle.

Fazit

Die Wettervorhersage ist für die Einsatzplanung der Bundeswehr unverzichtbar – und jede Zeitersparnis kann einen Vorsprung bedeuten. Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Geschwindigkeit und Präzision dieser Prognosen auf ein neues Level zu heben. Die Kombination aus rasanter Berechnung, gezielter regionaler Anpassung und Einbindung in die digitale Infrastruktur der Bundeswehr könnte künftig entscheidend dazu beitragen, Einsätze sicherer und erfolgreicher zu gestalten.

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