Cyber- und Informationsraum
Vielseitige Spezialisierungen

Als Stabsoffizier für Geoinformationswesen bei der Bundeswehr

Als Stabsoffizier für Geoinformationswesen bei der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Euskirchen
Lesedauer:
4 MIN

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Vom klassischen ITInformationstechnik-Betrieb über Digitalisierung bis zum Geoinformationsdienst: Die Fähigkeiten der noch jungen Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) sind ebenso vielfältig wie die Kompetenzen ihrer Angehörigen. Einer von ihnen ist Major Marius P., der als Truppführer im Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen eingesetzt ist. Doch was heißt das – und wie kam er dazu?

Porträtfoto eines Soldaten.

Major Marius P. ist auch ohne ITInformationstechnik-Background ein wichtiger Teil der Teilstreitkraft Cyber- und Informationsraum

Bundeswehr/Pia Martino

Seinen allerersten Kontakt mit der Bundeswehr hatte Marius P.  2002 während des Elbe-Hochwassers in Dresden. Die Familie des damals Zehnjährigen kam aus dem Urlaub zurück und schaffte es gerade noch so über die Elbe. Dabei bot sich dem Jungen ein eindrucksvolles Bild: Hubschrauber der Bundeswehr kreisten am Himmel und am Boden stapelten Soldatinnen und Soldaten Sandsäcke, um die Wassermassen zurückzuhalten. Das hinterließ nicht nur einen bleibenden Eindruck bei Marius, sondern sollte auch seinen Berufswunsch prägen.

Vom Wehrdienstleistenden zum Reserve-Offizieranwärter

Bereits während seiner Jugend überlegte Marius P., nach dem Abitur als Soldat auf Zeit zur Bundeswehr zu gehen und die Offizierlaufbahn einzuschlagen. Doch sein Plan ließ sich damals aus diversen Gründen nicht umsetzen, sodass er nach seinem Freiwilligen Wehrdienst das Studium an der Universität Aachen mit Fachrichtung Geo-Ressourcenmanagement begann und mit einem Masterabschluss in Geowissenschaften Anfang 2018 erfolgreich abschloss. Nach seinem Studium arbeitete er in der zivilen Bauwirtschaft, bis er sich 2019 als Gutachter für Bau, Altlasten, Gebäude und Schadstoffe selbstständig machte.

Wie der Ukrainekrieg Marius‘ Mindset änderte

Während der verschiedenen Lebensphasen von Marius P. ging eines nie ganz verloren: das Interesse an sowie der Kontakt zur Bundeswehr. Auch während seiner Selbstständigkeit zog es ihn immer wieder als Reservist zurück in militärische Gefilde. Im Jahr 2023 entschloss er sich endgültig für eine aktive Karriere als Wiedereinsteiger bei der Bundeswehr. Auch wenn sein privates Umfeld anfangs sehr überrascht über seine Entscheidung war, war dieser Schritt keinesfalls unüberlegt. Den Ausschlag gab der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine.

„Ich wollte einfach nicht tatenlos dasitzen und so tun, als ob nichts wäre. Darum beschloss ich, meine Fähigkeiten gewinnbringend der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen“, so Marius. Für den studierten Geowissenschaftler ging es nach einer erneut abgelegten Grundausbildung, seiner Ausbildung an der Offizierschule und diversen Fachlehrgängen dann Ende 2024 in seine heutige Verwendung beim Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr im rheinländischen Euskirchen.

Eine interessante und vielseitige Verwendung

Marius Ps. Aufgabe am Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr ist es, Einsätze und Übungen vor- und nachzubereiten. Dafür muss er seine Kameraden und Kameradinnen ihren Fähigkeiten entsprechend einsetzen und führen. Das bedeutet, dass er und sein Team als Einsatztruppe selbstständig im Feld, also am Einsatzort agieren, geologische Daten erfassen und diese auswerten. Entsprechend des Auftrags werden die gesammelten Informationen geologisch interpretiert, um dann dem Bedarfsträger eine Empfehlung ausgeben zu können. Für Marius ist es in vielerlei Hinsicht dieselbe Tätigkeit, die er bereits in der zivilen Wirtschaft ausübte. Jedoch sind hier die auftraggebenden Bedarfsträger eben keine Firmen oder Bauträger, sondern die Bundeswehr oder die NATONorth Atlantic Treaty Organization.

In der Praxis sehen die Aufgaben wie folgt aus: 

Der Bedarfsträger kommt mit einer Anfrage zu einem Bauvorhaben an einem bestimmten Ort auf das ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr zu. Der Einsatztrupp nimmt dann beispielsweise kleine Bohrungen mit einer Sonde und einem Stahlrohr mit 50 Millimeter Durchmesser vor, um Bodenproben zu entnehmen und diese auszuwerten. Aufgrund dieser sogenannten „geologischen Bodenansprache“ können dann, teilweise gestützt auf die nachgeschalteten Laboruntersuchungen, Aussagen zur Beschaffenheit des Bodens und seiner Eignung für Bauvorhaben getroffen werden.

Im Gegensatz zu den meisten zivilen Firmen verfügt die Bundeswehr auch über andere Möglichkeiten zur Bodenuntersuchung, zum Beispiel über geophysikalische Messmethoden. Das bedeutet, dass durch den Einsatz von elektromagnetischem Equipment auch ohne physikalischen Eingriffe wie Bohrungen „in den Boden geschaut“ werden kann. Die Geo-Spezialisten verlegen dabei hunderte Meter an Kabel mit Sonden, die nach der Messung wieder eingepackt werden. So bleiben keine sichtbaren Spuren zurück. Mit dieser Methode ist es möglich, knapp 400 bis 500 Meter (je nach Geologie) in den Boden zu schauen und dessen verschiedene Strukturen abzubilden. Hierdurch kann beispielsweise das Vorhandensein von Hohlräumen oder Wasseransammlungen geprüft und aufgezeigt werden, um Empfehlungen zur späteren Lage der geplanten Gebäude vorzunehmen.

Zwei Soldaten knien auf einer Wiese und verschrauben zwei Rohe miteinander.

Marius P. und sein Einsatztrupp bereiten eine Bodenabschreitung mithilfe des CMD Explorer, einer geophysikalischen Sonde auf Basis von Elektromagnetik, vor

Bundeswehr/Pia Martino
Ein Patch in Nahaufnahme auf einer Uniform.

„Mente et Malleo – Mit Geist und Hammer“ ist das Motto des Einsatztrupps

Bundeswehr/Pia Martino

Eine Ressource spielt eine elementare Rolle: Wasser!

„Durch uns läuft auch die Vorarbeit zur Trink- und Wasserversorgung im Einsatz. Einfache Liegenschaften haben zum Beispiel fast alle Brunnen. Sie alle wurden nicht nur durch ZGeoBwZentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr erkundet, sondern nach der Bohrung auch abgenommen und vermessen. Diese Arbeiten werden durch Kameras und Bohrlöcher durchgeführt, um eine ausreichende Wasserversorgung im Einsatz sicherzustellen“ erklärt Marius P.

Bei diesen Arbeiten spielt der Ort keine Rolle. „Neben Liegenschaften in der Bundesrepublik war unser Trupp auch in Feldlagern wie im Kosovo, Afghanistan, dem Niger oder Mali unterwegs“, so der Geowissenschaftler. Geologische Erkundungen sind in nahezu jedem Einsatz unerlässlich. Dementsprechend bekommen die in diesem Fachbereich eingesetzten Soldatinnen und Soldaten auch viel von der Welt zu sehen.

Volle Konzentration auf den Kernauftrag

Marius P. gefällt vor allem der Kontrast aus Wissenschaft und soldatischem Handwerk. Bei der Bundeswehr kann er sich im Gegensatz zur freien Wirtschaft voll auf sein Fachgebiet konzentrieren: „Hier gibt es keine Auftraggeber, die alles so günstig wie möglich haben wollen, sondern ich kann mich auf die Erfüllung meines Auftrags als Kernkompetenz konzentrieren!“

Im Nachhinein ist er über seine Entscheidung, zur Bundeswehr zu gehen, sehr glücklich: „Ich kann durch mein Fachwissen einen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung leisten und tun, was ich mir seit meiner Kindheit gewünscht habe: Soldat zu sein und einen Beruf zu haben, der mir jeden Tag aufs Neue Spaß macht!“

von Pia Martino  E-Mail schreiben

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