Cyber- und Informationsraum
NATO-Übung

Die freiwillige Feuerwehr des Internets

Die freiwillige Feuerwehr des Internets

Datum:
Ort:
Kalkar
Lesedauer:
2 MIN

Cyberangriffe auf zivile oder militärische Infrastrukturen können katastrophale Folgen haben. Deutschlandweit verteilte „Incident Response Teams“ sollen im Ernstfall schnell verfügbar sein und das Schlimmste verhindern. Während der Übung berichtet uns Hauptmann Tobias S., wie bei Locked Shields der Ernstfall geprobt wird.

Zwei Soldaten in Uniform stehen sich im Gespräch gegenüber, im Hintergrund sind Computerbildschirme.

Hauptmann Tobias S. spricht im Interview über seine Funktion bei der Abwehr von Cyberangriffen während Locked Shields 2024

Bundeswehr/Lea Bacherle

Hauptmann Tobias S. ist Informatiker. Für die Übung Locked Shields hat sich der Reserveoffizier einmal mehr den Feldanzug angezogen und leitet den Bereich Web-Applikationen für das deutsche Team in Kalkar. Unter Web-Applikationen kann alles zusammengefasst werden, das eine Benutzeroberfläche vergleichbar zu einer klassischen Website hat. 

Bei Locked Shields sind diese Websites auch das Einfallstor für Angriffe des gegnerischen Red Teams aus Tallinn, Estland. Dieses versucht dann zum Beispiel, Satellitenkommunikation zu stören, zivile Infrastruktur lahm zu legen oder auch Behörden-Websites mit Fake News zu versehen und Daten daraus abzugreifen.

Eigentlich wollte ich gar nicht zur Bundeswehr, sondern direkt studieren. Als ich als Grundwehrdienstleistender vor Ort war, fand ich es dann aber super.

Vom Wehrdienst zur Speerspitze der Cyber-Reserve 

Der Weg zum Teamleader in der Cyberabwehr begann für den heute 36-Jährigen wie für viele andere auch als Grundwehrdienstleistender. Erst eher widerwillig eingezogen, konnte Tobias sich schnell für das Militär begeistern und blieb der Bundeswehr nach dem Wehrdienst als Reservist treu. Nach inzwischen zwei Laufbahnwechseln, erst in die Feldwebel- und schließlich in die Offizierlaufbahn, ist er nun Teil der sogenannten „Speerspitze Cyber-Reserve“, die Verstärkungskräfte eines „Incident Response Teams“.

Solche Teams sind im ganzen Land verteilt und sollen im Falle einer Cyberattacke Angriffe schnell und regional analysieren und zielgerichtet abwehren. Tobias beschreibt das als „die Feuerwehr des Internets“ und vergleicht die Teams mit den Kreisverbindungskommandos, deren Soldatinnen und Soldaten im Katastrophenfall ebenfalls herangezogen werden, um Amtshilfe zu leisten.

Zivilleben und Reservistendienst gehen Hand in Hand 

Ein blau-weißes Patch mit den Abbildungen eines Adlers und eines Löwen auf dem Arm eines Soldaten.

Das Patch des deutschen Teams zur diesjährigen Locked Shields bringt mit dem Adler für Deutschland und dem Löwen für Singapur die gegenseitige Verbundenheit zum Ausdruck

Bundeswehr/Lea Bacherle

Natürlich sind diverse Qualifikationen nötig, um im Ernstfall auf einen Cyberangriff reagieren zu können. Diese militärischen Ausbildungen und Lehrgänge bei Industrieunternehmen, mit denen die Bundeswehr ihre Soldatinnen und Soldaten schult, sind in der zivilen Berufswelt hoch angesehen. Für Tobias ist darüber hinaus auch die bei Übungen wie Locked Shields erlangte Handlungssicherheit ein Gewinn. 

Er ist schon das dritte Jahr in Folge als Teamleader in einer Schlüsselrolle dabei. Eines der herausragenden Merkmale der Übung ist aus seiner Sicht die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den Teammitgliedern. Dieses Mal sind neben Bundeswehr und verschiedenen zivilen Behörden und Unternehmen auch erstmals Militärangehörige der befreundeten Nation Singapur vertreten. Tobias stellt zum Abschluss fest, dass mit der veränderten Sicherheitslage auch die Wahrnehmung des Themas Cyberabwehr in der Öffentlichkeit deutlich gewachsen ist.

von Maximilian Bosse  E-Mail schreiben

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