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Cyber- und Informationsraum
Militärisches Nachrichtenwesen

Informationen gewinnen – Erkenntnisse liefern

Landes- und Bündnisverteidigung
Datum:
Ort:
Grafschaft
Lesedauer:
3 MIN

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Jedem militärischen Führer oder jeder militärischen Führerin muss zu jeder Zeit ein umfassendes Lagebild zur Verfügung stehen, um die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit treffen zu können. Mit dieser Aufgabe befassen sich in der Bundeswehr die Kräfte des Militärischen Nachrichtenwesen, abgekürzt MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen im internationalen militärischen Sprachgebrauch auch Military Intelligence genannt.

Mehrere Soldatinnen und Soldaten stehen vor einer Karte.

Im Militärischen Nachrichtenwesen geht es darum, den militärischen Führern ein umfassendes Lagebild zur Verfügung zu stellen.

Bundeswehr/KSA

Jede Entscheidungsfindung (militärisch aber auch zivil) beginnt mit einer Lagefeststellung: Wie genau gestaltet sich die Situation mit all ihren Einflussfaktoren und welche Mittel stehen mir zur Verfügung, um mein Ziel zu erreichen?

Zwei dieser Faktoren lassen sich im Militärischen recht einfach beantworten: Das Ziel entspricht der Absicht der Führung und dem daraus abgeleiteten Auftrag. Die zur Verfügung stehenden Mittel leiten sich aus den verfügbaren Wirkmitteln und Kräften vor Ort ab. Aber wie bewertet man am besten die Situation? Diese ist oft komplex, besteht aus einer Unmenge miteinander verknüpfter Informationen über Klima, Bevölkerung, Kultur und nicht zuletzt den Gegner und kann unmöglich von einer Person alleine binnen Sekunden erfasst oder gar bewertet werden.

„Ohne Lagebild sind wir blind“

Die Erstellung des Lagebildes liegt in der Hand der Fachkräfte: Nach Regionen sortiert werden die durch die Aufklärungssensoren gewonnenen Informationen im Bereich der Lagebearbeitung miteinander verknüpft und ergeben so nach und nach ein immer umfassenderes Gesamtbild. „Dies besteht aus geographischen und kulturellen Gegebenheiten, ausgewerteten Daten und dem ein oder anderen Stimmungsbild.“, erklärt Michaela W., Lagebearbeiterin aus dem Kommando Strategische Aufklärung.

„Es ist ein bisschen wie bei einem Puzzle: Man verknüpft die einzelnen Teile miteinander und sucht fieberhaft nach dem fehlenden Puzzlestück, um das Bild ein bisschen kompletter zu machen.“ Das MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen befasst sich also damit, ständig die Situation vor Ort im Blick zu haben und darüber hinaus die einzelnen Informationen so zusammenzusetzen, dass ein bestmögliches Verständnis entstehen kann. Dabei gilt es Wissenslücken zu definieren und Kräfte – auch „Sensoren“ genannt –  zu identifizieren, mit denen die jeweiligen Informationen gewonnen werden können. Diesen Prozess nennt man Steuerung.

Das MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen verfügt hierbei über eine Vielzahl an Sensoren, deren Diversität nicht zu unterschätzen ist. Egal ob satellitengestützt, im Cyberraum oder durch see-, luft- oder landgestützte Fernmelde-/ Elektronische Aufklärung bis hinunter zum einzelnen Soldaten und einzelner Soldatin jeder Teilstreitkraft, der Lageinformationen beiträgt – das MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen findet einen Weg, um an die fehlenden Informationen zu gelangen.

Eine fehlerfreie Analyse für eine fehlerlose Einordnung

Ein Soldat vor einem Computer

Die gewonnenen Informationen werden aufbereitet und eingeordnet.

Bundeswehr/KSA

Die gewonnenen Informationen werden dann von Spezialisten und Spezialistinnen aufbereitet und analysiert. „Das ist wichtig, da die Informationen natürlich eingeordnet und auf ihre Richtigkeit hin beurteilt werden müssen“, erklärt Thomas S., eingesetzt im Bereich der Lagebearbeitung und Analyse. Es ist der nächste und vielleicht entscheidende Schritt zur Vervollständigung und Erweiterung des Lagebildes, mit dem Ziel der Bereitstellung von ebenengerechten Informationen an den Bedarfsträger.

„An einem einfachen fiktiven Beispiel erklärt, bedeutet das, dass es unsere Führung zwar sehr wohl interessiert, mit wie vielen gegnerischen Kräften in einem Einsatzgebiet gerechnet werden muss. Einen bestimmten Verband interessiert allerdings zum Beispiel nur, wie viele Panzer es genau sind, die sich in der Region beziehungsweise dem Gefechtsstreifen befinden.“, so Thomas. „Unser Ziel hierbei ist, jedem genau die Information zukommen zu lassen, die er in diesem Moment für sich braucht – nicht zu viel und vor allem nicht zu wenig.“

Informationen gewinnen – Erkenntnisse liefern

Wenn es um Erfolg oder Misserfolg und letzten Endes Leben oder Tod geht, ist ein klares Lagebild im militärischen Entscheidungsprozess ausschlaggebend. Das MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen unterstützt daher nicht nur die strategische Ebene (entspricht der Entscheidungsebene BMVgBundesministerium der Verteidigung) bei der Planung, Vorbereitung und Überwachung von Einsätzen, sondern dient vor allem auch den im Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten bei der Operationsführung. In seiner beratenden Funktion erfüllt das MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen gleichzeitig eine Warnfunktion, indem es weltweit aktuelle Veränderungen jederzeit mitverfolgt und somit Krisenherde frühzeitig erkennen kann.

Für Michaela ist das MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen daher mehr Berufung als Job: „Das teuerste Gut ist uns jedoch der Schutz der Truppe – vor allem im im Ausland – und unseres Landes. Und genau hier liegt aus meiner Sicht der Kernauftrag des MilNWMilitärisches Nachrichtenwesen: Wir sorgen dafür, dass unsere Führung im Inland und Ausland jederzeit möglichst gut vorbereitet sein kann und so selten wie möglich von Unvorhergesehenem überrascht wird – egal auf welcher Ebene. Und da die Welt im stetigen Wandel ist, wird es immer ein nächstes Puzzleteil geben, dass es zu finden gilt.

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