Begriffe wie Robotik, künstliche Intelligenz und Digitalisierung sind nicht Science-Fiction, sondern bereits jetzt Realität. Die rasche technische Entwicklung und die Nutzung neuer, innovativer Technologien in den aktuellen Konflikten treiben die Streitkräfte an, sich weiterzuentwickeln.
In den Einsatzszenarien der Zukunft muss das Heer dazu fähig sein, gemeinsam mit seinen Partnern robust und reaktionsfähig, interoperabel und flexibel sowie zuverlässig handeln zu können. Das Gefechtsfeld von morgen ist transparent und gläsern. Das bedeutet, dass durch die unmittelbare Vernetzung aller Akteure, wie beispielsweise von Nachrichtendiensten und Sensoren sowie weiterer militärischer und ziviler Akteure, das Handeln der eigenen Truppe sehr schnell beobachtet und überwacht werden kann. Im Gefecht der Zukunft besteht daher nur derjenige, der binnen kürzester Zeit die richtige Entscheidung trifft und mit seiner Truppe die richtige Wirkung erzielt.
Klassische Konfliktschwellen verwischen
Der mögliche Gegner der Zukunft verfügt über weitreichende, vernetzte Waffensysteme, mit denen er in allen Dimensionen kämpfen kann. Damit ist er in der Lage, eine Art Schirm über strategisch wichtige Gebiete zu spannen. Somit werden auch die Landstreitkräfte in ihrer Bewegung erheblich einschränkt. Mit Cyberangriffen versuchen gegnerische Kräfte, die Kommunikation der eigenen Truppe zu stören, zu verfälschen oder gar zu unterbinden. Klassische Konfliktschwellen verwischen. Somit ist unklar, ob es sich um einen Zufall oder bereits um eine militärische Operation handelt. Konflikträume verlieren ihre Grenzen und die Zugehörigkeit von Akteuren ist auf den ersten Blick nicht erkennbar.
Digitalisierung der Landstreitkräfte – Warum?
Das Deutsche Heer muss künftig mit den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern und Verbündeten vernetzt sein, um gemeinsam agil und effizient auf dem Gefechtsfeld operieren zu können. Durch die Digitalisierung soll das Heer kompatibel und interoperabel werden. Das bedeutet, dass sich deutsche Landstreitkräfte durch technische Lösungen bruchfrei und problemlos mit den Systemen und Strukturen der NATONorth Atlantic Treaty Organization und ihrer Verbündeten koppeln lassen. Auch die Fähigkeitsbeiträge aus anderen Bereichen der Bundeswehr, wie beispielsweise Erkenntnisse aus dem Bereich Cyber- und Informationsraum sollen durch den Einsatz kompatibler Technologien problemlos integriert und synchronisiert werden können. Durch die Vernetzung erhält jeder Akteur, vom Soldaten im Gefecht bis hin zu den Kommandeuren in der Operationszentrale das Lagebild, das individuell benötigt wird, um die richtige Entscheidung treffen zu können.
Schrittweise Umsetzung
Die Digitalisierung ist ein notwendiger Prozess, der die Truppe bei laufenden Einsätzen erheblich fordert. Sämtliche Fahrzeuge müssen daher umgerüstet, Personal geschult und die Abläufe angepasst werden. Die Ausstattung aller 27.000 Gefechtsfahrzeuge des Heeres wird daher über einen mehrjährigen Zeitraum verteilt werden. Die Entwicklung der neuen digitalen Technik und die Ausstattung der Truppe wird schrittweise erfolgen: „Man muss kleine überschaubare Inseln schaffen, diese durchdigitalisieren, das zum Erfolg führen und dann das Ganze inselartig ausbreiten lassen. Wir starten nicht mit einer kompletten Division oder einer Brigade, also nicht mit 30.000 Leuten oder 10.000, sondern wir starten mit einem Gefechtsverband. Das sind knapp 1.500 Leute und 800 Fahrzeuge. Und die werden wir im System durchdigitalisieren“, skizziert Oberst Frank Pieper. Als Chief Digital Officer für Landbasierte Operationen trägt er die Verantwortung für den Digitalisierungsprozess des Deutschen Heeres.