Deutsche Vertretung in der Slowakei: Militärattaché in der Botschaft
Deutsche Vertretung in der Slowakei: Militärattaché in der Botschaft
- Datum:
- Ort:
- Slowakei
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In der deutschen Auslandsvertretung der Slowakei ist Oberstleutnant Rüdiger Heinrich Militärattaché und damit der Berater der Botschafterin in allen militärischen Belangen. Er ist aber auch zuständig für deutsche Staatsangehörige in Not. Deshalb hatte er am Pfingstwochenende besonders viel zu tun.
In der Hauptstadt Bratislava wimmelt es Pfingsten von Touristinnen und Touristen. Viele sind Deutsche – und einige haben Probleme. Im Bereitschaftsdienst erreichen ihn viele Anfragen wegen gestohlener Habseligkeiten, auch Opfer von Trickbetrug werden in der Botschaft vorstellig. „Nicht umsonst steht Taschendiebstahl als einer der ersten Punkte auf der Liste der Reisehinweise für die Slowakei. Besucherinnen und Touristen sollten sich unbedingt vor Reiseantritt informieren“, mahnt der 54-Jährige. Das Botschaftspersonal ist angehalten, Nothilfe zu leisten, wenn deutsche Staatsangehörige Opfer von Kriminalität werden. „Wir unterstützen mit vorläufigen Dokumenten und können auch die Verbindung zu Banken herstellen, bevor die Leute vor dem Nichts stehen“, erklärt er. Durch die voranschreitende Digitalisierung haben viele ihre Reisedokumente, Bahnverbindungen, Tickets und Hotinformationen auf dem Handy gespeichert. Wenn das abhandenkommt, ist die Not erst einmal groß.
Militärattaché unterstützt Truppe bei eVAenhanced Vigilance Activities
Als Militärattaché ist Oberstleutnant Heinrich der Berater der Botschafterin in allen Angelegenheiten der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die Beratung ist natürlich durch die Mission der Bundeswehr im Land seit März größer geworden. Und die Anzahl deutscher Soldatinnen und Soldaten in der Slowakei wird noch zunehmen: Das slowakische Parlament hat Anfang Mai der Stationierung von bis zu 1.200 deutschen Soldatinnen und Soldaten zugestimmt – 500 mehr als zunächst vorgesehen. So soll ab Mitte Juni eine verstärkte Jägerkompanie auf dem Militärgelände von Leŝt für eine neue, durch das Tschechien geführte multinationale Battlegroup zum Einsatz kommen. „Die Botschafterin ist sehr an der Bundeswehr interessiert. Sie verfolgt die Berichterstattung in den sozialen Medien und weiß meist eher als ich, wenn neue Beiträge veröffentlicht worden sind“, lächelt Oberstleutnant Heinrich.
Der erfahrene Stabsoffizier ist seit knapp zwei Jahren im diplomatischen Dienst und nutzt sein gutes Netzwerk in der Slowakei. Das braucht er auch, wenn es um die Abstimmung der militärischen Kooperation mit der slowakischen Armee geht. Denn beide Staaten leisten einen gemeinsamen Beitrag für die Operation IRINI im Mittelmeer.
Diese Vernetzung kommt auch den Soldatinnen und Soldaten am Flughafen Sliač zugute. „Mit dem Kontingent stehe ich ganz eng in Verbindung und konnte einige Tipps sowie Verknüpfungen zur lokalen Industrie geben“, erzählt Oberstleutnant Heinrich. Sehr zügig nach Ankunft und Aufnahme des Schutzauftrags sind logistische Prozesse, wie der Zugang zu Raffinerien für die Betankung oder Baustoffzentren für den Ausbau der Einsatzinfrastruktur, unerlässlich.
Wie wird man Militärattaché?
„Die Stehzeit auf dem Auslandsdienstposten liegt bei den Offizieren bei drei und bei den Unteroffizieren bei vier Jahren“, erklärt Oberstleutnant Heinrich. Nicht selten schließt sich ein erneuter Dienstposten im Ausland an. „Mein Wunsch ist es, im Anschluss noch eine zweite Verwendung als Militärattaché anzugehen“, so Heinrich, der auch seine Fremdsprachenkenntnisse weiter nutzen möchte. Die Auswahl erfolgt nach eigener Bewerbung oder nach Vorschlag von Vorgesetzten. Das kam besonders dem als Büroleiter eingesetzten Hauptfeldwebel Dennis R. entgegen. Er verfügt über ein Sprachleistungsprofil in Tschechisch und ist somit prädestiniert für eine Verwendung in diesem Sprachraum. Grundsätzlich ist das Erlernen der Sprache neben dem Lehrgang für den diplomatischen Dienst wesentlicher Teil der zweijährigen Ausbildung für das ausgewählte Personal.
Auch Lebenspartner müssen der Verwendung zustimmen und haben ebenfalls Anspruch auf die Sprachausbildung durch die Bundeswehr. „Das ist auch enorm wichtig, denn auch für die Familie gilt die Residenzpflicht“, erklärt Hauptfeldwebel R. Damit ist die Verlagerung des Lebensmittelpunkts ins Ausland gemeint. Sowohl das Verteidigungsministerium, als auch das Auswärtige Amt unterstützen die Integration der Familie in das neue Umfeld, besonders durch Vermittlung von Arbeitsmöglichkeiten, Kindergarten- und Schulplätzen. Damit kann sich das Duo in der Slowakei auch gut auf die eigene Arbeit konzentrieren. Die offene Informationsgewinnung aus Gesprächen und Veranstaltungen, die auch oft an Wochenenden stattfinden, ist Hauptquelle für die Beratung der Botschafterin.