Team Deutschland: Gut angezogen und aufgestellt
Team Deutschland: Gut angezogen und aufgestellt
- Datum:
- Ort:
- Köln
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Ausstattung mit der offiziellen Teambekleidung ist für Olympioniken stets ein Highlight. Denn damit gehören sie für jeden sichtbar zum Team Deutschland. Vorfreude und Spannung steigen. Auch die Sportsoldatinnen und -soldaten der Bundeswehr fiebern den Spielen entgegen. Wir trafen einige von ihnen in Köln und fragten, was sie derzeit bewegt.
Es ist eine „Roadshow“ der besonderen Art. Der Deutsche Olympische Sport Bund, DOSB, stattet die Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmer mit der neuen Teambekleidung aus. Doch wegen der Corona-Pandemie ist es schwierig, das „Team Deutschland“ an einem Ort zeitgleich einzukleiden. Zu hoch ist immer noch das Ansteckungsrisiko. Darum fährt ein Truck quer durch Deutschland, die Sportlerinnen und Sportler finden sich ein und können unter hygienischen Bedingungen ihre Ausstattung mit dem Bundesadler in Empfang nehmen. Etwa 90 Ausrüstungsteile führt jeder Olympionike und jede Olympionikin neben seinen Sportgeräten mit. Ein bewegender Augenblick für die meisten von ihnen, wie Sportsoldat Stabsunteroffizier David Kuhn bestätigt. Er gehört auch – nunmehr sichtbar – zum Team Deutschland.
Wichtige Unterstützung
Der Karateka fährt als Trainingspartner für seine Karate-Teamkollegen Noah Bitsch und Jonathan Horn mit nach Tokio. „Ich bin zwar ein bisschen traurig, dass ich mich nicht für eine Teilnahme qualifizieren konnte, aber dennoch stolz, dass ich mitfliegen darf“, sagt der 23-Jährige von der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Mainz. „In Tokio stehe ich unter anderem für Trainings und Übungen der Athleten bereit. Denn ‘sich locker zu machen‘ und aufzuwärmen ist ein wichtiger Aspekt im Wettkampfgeschehen. Es dient der Motivation und mentalen Vorbereitung auf einen Kampf“, berichtet er. Das ist an Trainingsgeräten nur schwer umsetzbar. Zunächst geht es für ihn und die weiteren Karate-Kämpfer nach Okinawa ins Trainingslager. Am Ursprungsort des Karate erhoffen sich die Athleten eine besondere Inspiration und gute Bedingungen zur unmittelbaren und zugleich finalen Vorbereitung. Darauf freut sich Kuhn sehr.
Nicht immer einfach
Stabsgefreiter Amanal Petros ist ebenfalls mit dabei. Der Marathonläufer dient bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr im westfälischen Warendorf und freut sich unbändig auf seine Teilnahme an den Olympischen Spielen: „Man nimmt als Spitzensportler viel auf sich und trainiert hart auf einen solchen Höhepunkt hin.“ Umso härter habe ihn und seine Teampartner die durch die Pandemie bedingte Absage im vergangenen Jahr getroffen. „Das war ein herber Schlag für uns alle“, erinnert sich der 26-Jährige. Insbesondere die intensiven Trainingseinheiten blieben ohne Ziel. Zwei Monate lang hatte Petros mit anderen Läuferinnen und Läufern in Kenia auf 2.500 Metern Höhe trainiert. Rund 200 Kilometer pro Woche. „Diesen Trainingseffekt können wir nicht wieder herholen. Eine Alternative gab es wegen Corona bislang nicht.“ So trainierte er weitestgehend auf sich gestellt, was aber als Soldat der Bundeswehr „für mich sicher leichter war, als für manch anderen bzw. andere. Dafür bin ich sehr dankbar!“ Bundeswehrsportlerinnen und -sportler werden für ihr Training von soldatischen Pflichten weitestgehend entbunden und sind wegen ihrer Besoldung von Sponsorenverträgen unabhängig.
Die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele, die am 23. Juli in Tokio starten, war für Bundeswehr-Soldatin Yasmin Kwadwo ebenfalls nicht immer leicht: „Ich war sehr froh, dass ich während des Lockdowns meine Schwester Keshia als Trainingspartnerin an meiner Seite hatte“, erzählt sie. Zwar seien die beiden normalerweise Konkurrentinnen in der 4x 100 Meter Staffel, „aber wir konnten uns gut gegenseitig motivieren und pushen“. Die Obergefreite ist wie Petros bei der Sportfördergruppe in Warendorf stationiert und fliegt nach ihrer Nominierung gemeinsam mit ihrer Schwester – sie ist Polizeimeisteranwärterin bei der Bundespolizei – und der Leichtathletikmannschaft nach Tokio. Die beiden halfen sich in der Vorbereitung auch gegenseitig über den einen oder anderen schlechten Tag hinweg. Doch all diese Strapazen sind vergessen, der Fokus liegt nunmehr auf den Wettkämpfen.
Durchgeboxt durch eine schwere Phase
Die 35-jährige, dreifache Boxweltmeisterin Hauptgefreiter Nadine Apetz, hat sich als erste Deutsche im Boxen für Tokio qualifiziert. Die Sportsoldatin der Sportfördergruppe Bruchsal ist seit 2018 bei der Bundeswehr. Auf die Frage, ob sie mit einer Medaille rechne, antwortet sie augenzwinkernd: „Je nachdem, wie ausgelost wird, habe ich gute Chancen“. Nachdem die Olympischen Spiele 2020 nicht stattfinden konnten, wurde die Qualifizierung der Sportlerinnen und Sportler immer wieder verschoben. Das war problematisch für Nadine, die sich immer wieder auf neue Termine einstellen musste. Auch die Trainingssituation war sehr unbefriedigend. „Das Training fand zeitweise gar nicht statt und ich konnte erst Ende letzten Jahres wieder an einem Wettkampf im Ring teilnehmen.“ Boxen ist ein körpernaher Kontaktsport und war damit während des Lockdowns nicht durchführbar, Trainingsstätten waren geschlossen. „Das war schwer für mich,“ sagt sie, freut sich aber nun, dass es endlich losgeht. „Ich bin voll motiviert!“
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