Streitkräftebasis

Von der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schule ins Gesundheitsamt

Von der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schule ins Gesundheitsamt

Datum:
Ort:
Bayern
Lesedauer:
5 MIN

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Amtshilfe in der Corona-Krise: Ein Arzt und eine Ärztin der Sonthofener Schule ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben unterstützen im Gesundheitsamt des Landkreises Oberallgäu. Die Fachleute der Streitkräftebasis beraten vor allem Einrichtungen.

Eine Frau in Uniform und ein Zivilist sitzen zusammen in einem Büro. Die Frau erklärt dem Zivilisten etwas.

Oberfeldarzt Dr. Claudia Hagene unterstützt in der Corona-Krise im Gesundheitsamt Oberallgäu. Hier bespricht sie einen Fall mit einem Mitarbeiter, der Kontaktpersonen ermittelt.

Bundeswehr/Felicia Englmann

Wieder ein neuer Fall im Oberallgäu. Ein Kind hat sich mit dem Coronavirus infiziert, ist aber noch in die Kindertagesstätte gegangen. Arbeit für Oberfeldarzt Dr. Mark Jeschonneck und sein Team im Gesundheitsamt des Landratsamts: Jetzt gilt es, die Kontaktpersonen zu ermitteln, das Kind und die Familie in Quarantäne zu schicken. Auch die Kindertagesstätte muss geschlossen werden. Mit der Einrichtung telefoniert der Arzt selbst, um sie fachgerecht zu beraten. Oberfeldarzt Dr. Jeschonneck und seine Kameradin Oberfeldarzt Dr. Claudia Hagene unterstützen im Rahmen der Amtshilfe in der Corona-Krise im Gesundheitsamt des Landkreises Oberallgäu. Im militärischen Alltag sind beide im Dezernat Medizinischer Schutz an der Schule ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben in Sonthofen eingesetzt. Seit 1. April 2020 lösen sie sich im wöchentlichen Wechsel ab, bis Ende Juni soll der Einsatz dauern: Während Dr. Jeschonneck im Gesundheitsamt unterstützt, ist Dr. Hagene im Dienst in der Jägerkaserne und umgekehrt. Die Ärztin und der Arzt unterstehen nicht dem Zentralen Sanitätsdienst, sondern der Streitkräftebasis. 

Ansprechpartner auf Augenhöhe

Ein Mann mit Sakko und Krawatte sitzt zurückgelehnt an einem Schreibtisch. Hinter ihm ein Gemälde mit Bergen.

Dr. Alfred Glocker leitet das Gesundheitsamt Oberallgäu und ist froh über die Unterstützung durch die Bundeswehr.

Bundeswehr/Felicia Englmann

Landratsamt und Jägerkaserne liegen in Sonthofen nur wenige Gehminuten voneinander entfernt – und aus der räumlichen ist in der Krise jetzt auch eine ganz persönliche Nähe geworden. Die Büros des Gesundheitsamts befinden sich im ganzen Gebäude des Landratsamtes verteilt, die Zusammenarbeit ist trotz der hygienebedingten Distanzierung herzlich. „Das Miteinander von ziviler und militärischer Einrichtung klappt super“, sagt Oberfeldarzt Dr. Jeschonneck nach zweieinhalb Monaten Einsatz in der Amtshilfe. „Den geben wir nicht mehr her“, scherzt ein Kollege aus seinem Team. „Ich bin sehr dankbar und sehr, sehr glücklich über die Unterstützung durch die Bundeswehr“, sagt der Leiter des Gesundheitsamts Oberallgäu Dr. Alfred Glocker. Schon zu Beginn der Pandemie im März waren die Möglichkeiten seiner Behörde erschöpft, denn aktuell ist dort nur die Hälfte der Ärzte-Stellen besetzt. Insbesondere für die Beratung von Kliniken, Senioren- und Pflegeeinrichtungen, Kindertagesstätten, Asylbewerberunterkünften oder anderen Einrichtungen werden Ärzte und Ärztinnen in der Corona-Krise jedoch dringend gebraucht – ebenso wie für medizinische Spezialfragen, die vom Bürgertelefon weitergeleitet werden. „Es braucht ärztliche Kompetenz, zu entscheiden, ob man zum Beispiel eine Kinderbetreuungsgruppe sperrt“, erklärt Oberfeldarzt Dr. Hagene. Für medizinische Einrichtungen sind sie Ansprechpartner auf Augenhöhe. Oberfeldarzt Dr. Jeschonneck sagt, dass zum medizinischen Sachverstand zusätzlich auch Überzeugungskraft gehöre, „dass die Leute auch wirklich in häusliche Isolation gehen“. 

Gemeinsam stark gegen Corona

Ein Soldat und eine Zivilistin sitzen zusammen in einem Büro, auf dem Tisch vor ihnen liegen Akten.

Oberfeldarzt Dr. Mark Jeschonneck unterstützt in der Corona-Krise im Gesundheitsamt Oberallgäu.

Bundeswehr/Felicia Englmann

Der Landkreis Oberallgäu ganz im Süden Deutschlands und die kreisfreie Stadt Kempten haben 225.000 Einwohner, für die das Gesundheitsamt zuständig ist. Bis Mitte Juni gab es dort knapp 300 Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. 17 Menschen sind an COVID-19Coronavirus Disease 2019 verstorben. Gerade vor der Kontaktbegrenzung kamen auf einen Infizierten im Extremfall bis zu 3.000 Personen, die kontaktiert, befragt und benachrichtigt werden mussten. Viel Arbeit für eine kleine Behörde, die zudem die Testkapazitäten im Landkreis erhöhen, Behelfskrankenhäuser vorbereiten und Fieberpraxen einrichten musste. Zur Hilfe kamen unter anderem pensionierte Mediziner und Medizinerinnen, Beamte aus anderen Ämtern und Medizinstudierende. Gesundheitsamts-Chef Dr. Glocker sagt: „Wir haben es geschafft, vor die Welle zu kommen – auch durch die große Unterstützung durch die Führungsgruppe Katastrophenschutz, die wir hier erfahren haben.“ Zu diesem Krisenstab des Landratsamts gehören, wie in allen Landkreisen, auch die Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr, die lokal beraten und die Amtshilfeanträge mit erstellen. Oberst Volker Quante, Kommandeur der Schule ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben, stand stets als Ansprechpartner zur Verfügung und sagt: „Das ist eine super Arbeit, die die Ärzte da leisten.“

Erfahrene medizinische Fachleute

Eine Frau im Feldanzug steht neben einer Projektionswand und hält einen Vortrag.

In der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schule ist Oberfeldarzt Dr. Claudia Hagene unter anderem in der Lehre tätig. Ihre Erfahrungen aus dem Gesundheitsamt konnte sie bei einem Lehrgang für Arbeitssicherheit bereits weitergeben.

Bundeswehr/Justin Figurski

An der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schule ruhte der Lehrbetrieb auf dem Höhepunkt der Corona-Krise nahezu vollständig. Daher konnten die beiden Fachleute aus dem Bereich Wissenschaften „die Ärmel hochkrempeln“, wie es ihr Kommandeur Oberst Quante nennt, und intensiv im Gesundheitsamt helfen. Als Dezernatsleiter für Medizinischen Schutz ist Oberfeldarzt Dr. Jeschonneck in der Lehre tätig, beratendes Element des ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkommandos und verantwortlich für Notfallversorgung in den Laboren der Schule. Die stellvertretende Leiterin Oberfeldarzt Dr. Hagene ist zusätzlich zu diesen Aufgaben auch Betriebsärztin der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schule. Beide sind zudem erfahrene, ehemalige Truppenärzte. „Wir sind versiert im Umgang mit Patienten“, sagt Dr. Hagene. Das nutze beim Einsatz im Gesundheitsamt – und im Gegenzug helfen die Erfahrungen und der Wissensvorsprung aus der Amtshilfe, das Hygienekonzept für die Sonthofer Jägerkaserne zu optimieren und die zukünftigen Fachkräfte für Arbeitsschutz auszubilden.


Begeistert von der Zusammenarbeit

Zwei Soldaten im Feldanzug und eine Zivilistin im weißen Kittel stehen in einem Labor.

Oberfeldarzt Dr. Mark Jeschonneck (Mitte) ist an der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schule Dezernatsleiter für Medizinischen Schutz. Hier ist er in einem der Labors der Schule.

Bundeswehr/Michael Lukaszewski

Die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schule hat aber nicht allein mit medizinischem Fachpersonal in der Corona-Krise unterstützt. Soldatinnen und Soldaten standen und stehen für das Einsatzkontingent der „Helfenden Hände“ bereit, der Bereich Wissenschaften hat an technischen Verfahren zu Tests und Desinfektion gearbeitet, Desinfektionstrupp und Instandsetzungsbereitschaft standen und stehen bereit. Der Lehrbetrieb in Sonthofen und Stetten am kalten Markt wird nun auch schrittweise wiederaufgenommen und ausgebaut. 

Eine Frau im Dienstanzug arbeitet in einem Büro an einem Computer.

Oberfeldarzt Dr. Claudia Hagene und ihr Kamerad teilen sich im Gesundheitsamt Oberallgäu im Wechsel ein Büro. Von dort aus führen sie im Rahmen der Amtshilfe telefonisch Beratungsgespräche.

Bundeswehr/Felicia Englmann

Drei Monate Einsatz in der Corona-Krise – für Oberfeldarzt Dr. Jeschonneck eine spannende Zeit, die vor allem von einem harmonischen Miteinander geprägt war: „Ich habe zum ersten Mal bei einer Amtshilfe unterstützt und war begeistert von der Zusammenarbeit.“ Ein Fall Anfang April sei ihm besonders nahegegangen: Ein hochbetagter Risikopatient war an COVID-19Coronavirus Disease 2019 erkrankt und lebte allein zu Hause. Die Prognose für den Patienten war alles andere als gut. „Das hat mich sehr beschäftigt“, erzählt Dr. Jeschonneck. Glücklicherweise überlebte der Patient und konnte nach einem stationären Krankenhausaufenthalt gesund entlassen werden. Oberfeldarzt Dr. Hagene erinnert sich an einen ähnlich berührenden Fall – eine ältere Frau, deren Mann bereits an COVID-19Coronavirus Disease 2019 verstorben war, befand sich alleine in häuslicher Quarantäne und litt zusätzlich zu dem Verlust stark unter der Isolation. Trotz belastender Momente sind der Arzt und die Ärztin glücklich über den Einsatz. Dr. Hagene sagt: „Ich wusste: Ich tue etwas Konstruktives, das wirklich sinnvoll ist. Und man sieht an den Infektionskurven, dass man etwas bewegt hat.“

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