Achtzehn Jahre - achtzehn Bücher

Achtzehn Jahre - achtzehn Bücher

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
3 MIN

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Angelika Dörfler-Dierken

Angelika Dörfler-Dierken

Walter Linkmann / Militärseelsorge

„Zuerst kommt heute nicht die Wissenschaft“, sagt der Laudator in seiner Rede, „erst einmal kommt die Kollegin.“ Um diese Kollegin nämlich zu verabschieden, sind Freunde, Mitarbeiter und Weggefährten zusammengekommen. Viele an ihren Computerbildschirmen, aber eine Handvoll auch in Realpräsenz im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) in Potsdam.

Achtzehn Jahre lang hat Wissenschaftliche Direktorin Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr geforscht, bzw. zunächst an dessen Vorgänger-Institution, dem Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr in Strausberg. Achtzehn Bücher hat sie in diesen Jahren geschrieben oder herausgegeben. Das nötigt dem Redner Dr. Heiko Biehl, Leiter Abteilung Forschung i.V. am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, wissenschaftlichen und menschlichen Respekt ab: „Jedes Jahr ein neues Buch – manch einer liest nicht mal so viel …“

Wer zuhört, merkt schnell, dass hier Leute zusammen sind, die gerne forschen und arbeiten. Die noch beim Mittagessen akademische Grundsatzdiskussionen weiterführen und Thesen prüfen. Die einen neuen Gedanken erst einmal in alle Richtungen wenden und überlegen, aus welcher Forschungsperspektive man zu welchen Erkenntnissen kommt.

Militärbischof Felmberg bei seiner Festrede

Militärbischof Felmberg bei seiner Festrede

Walter Linkmann / Militärseelsorge

Dörfler ist evangelische Theologin und die Expertin für die ethischen Grundlagen der Inneren Führung und die Geschichte der Militärseelsorge. Ihre Berufung ging seinerzeit vom evangelischen Militärbischof Dr. Hartmut Löwe aus und heute ist es dessen vierter Nachfolger Dr. Bernhard Felmberg, der die Festrede hält. Er würdigt die Wissenschaftlerin, die in drei Richtungen Brücken geschlagen habe: zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen Militär und Kirche und zwischen den Konfessionen und Religionen. Zugleich dankt er ihr für die vielfältige Zusammenarbeit in den Gremien und bei den Publikationen der Militärseelsorge: „Für Ihre kritische Wegbegleitung, für die Wegweisung, aber vor allem für Ihr Brückenbauen danke ich Ihnen im Namen der Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr. Wir hoffen auf Fortsetzung Ihres Wirkens, als Pontifica und Hodegäh, als Brückenbauerin und Wegbegleiterin.“

„Wie die Jungfrau zum Kind“, sei sie zur Bundeswehr gekommen, behauptet Angelika Dörfler in ihrer Abschiedsvorlesung, um dann doch zu relativieren: Eigentlich habe die Frage von Krieg und Frieden, von Gewalt, die „im Kopf beginnt“, sie und ihre Familie schon immer begleitet. „Im Predigerseminar reifte in mir der Entschluss: Ich will mich beschäftigen mit den Ideen, die Menschen in den Krieg treiben. Insofern bin ich ganz richtig angekommen bei den Militärgeschichtlern.“

Hier steht eine, die sich bewusst als Zivilistin versteht und zugleich hohe Identifikation und tiefe Einsichten in die Bundeswehr hat. Die fasziniert ist von den Selbstbildern und „rhetorischen Selbstinszenierungen“ der Soldaten. Die sprachfähig ist, um Partei zu ergreifen für die Idee der Inneren Führung. Sie ist überzeugt, dass die Bundeswehr sich mit Glauben und Theologie befassen muss – weil man Menschen nicht ohne Gewissen denken kann. Und dass die Gläubigen sich mit dem Militär befassen müssen; ein „ziemlich blinder Fleck“ sei das in der akademischen Theologie.

Abschied mit einer Urkunde und einem Geschenk der Kollegen

Abschied mit einer Urkunde und einem Geschenk der Kollegen

Walter Linkmann / Militärseelsorge

Und wieder ist da der überraschende Extra-Gedanke, diese eine Kurve mehr in ihren Ausführungen: Gerade kritisiert sie die verkappten Überreste der mittelalterlichen „Ständeethik“ und meint, eine fromme Überhebung kirchlicher Kreise denen gegenüber wahrzunehmen, an deren Händen „Blut klebt“. Als Bundeswehrangehöriger beginnt man, innerlich zu nicken. Durch die Aussetzung der Wehrpflicht sei die Entscheidung zum Dienst plötzlich gesellschaftlich „begründungspflichtig“ geworden. Und dann – gewissermaßen ins Nicken hinein: „Und das ist gut so!“ Hier spricht eine, die Partei ergreifen kann, die dabei aber das Denken nicht einstellt. Und das ist gut so.

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