Symposium

„Andere schicken ist viel schwerer als selber gehen“

„Andere schicken ist viel schwerer als selber gehen“

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
2 MIN

Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoǧuz hat den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten in der aktuellen sicherheitspolitischen Situation gewürdigt und zugleich die Notwendigkeit von Seelsorge für alle Bundeswehrangehörigen herausgestrichen. „Wir haben die Zeitenwende alle nicht gewollt“, betonte die SPDSozialdemokratische Partei Deutschlands-Politikerin bei einem Symposium der Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr, aber jetzt, wo sie eingetreten sei, erinnere sie das Parlament und die Gesellschaft an ihre Verantwortung für die Bundeswehrangehörigen.

Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoǧuz

Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoǧuz

Michael Rohde / Militärseelsorge

Özoǧuz berichtete auch aus der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes. Sie nimmt eine doppelte Belastung der Soldaten wahr: Wenn sie hingehen in die Einsätze und Verpflichtungen, wissen sie nicht, was sie erwartet; wenn sie zurückkommen, will kaum jemand wirklich hören, was sie erlebt haben. Seelsorge für die Angehörigen der unterschiedlichen Religionen und Glaubensrichtungen sei deshalb so wichtig, „weil es Menschen sind, die wir in die Einsätze schicken.“

Symposium im Haus der Militärseelsorge

Symposium im Haus der Militärseelsorge

Michael Rohde / Militärseelsorge

Die Zeitenwende und ihre Herausforderungen für die Militärseelsorge“ war Thema des Symposiums und so berichteten auch zwei ranghohe Soldaten von ihren persönlichen Erfahrungen mit dieser kirchlichen Begleitung. Generalleutnant a.D. Rainer Glatz wies zum einen auf den berufsethisch orientierten Lebenskundlichen Unterricht hin, den die Militärgeistlichen erteilen und dessen Bedeutung durch die veränderte Situation noch zugenommen habe. Zum anderen betonte er den Wert der persönlichen Betreuung durch Militärgeistliche, nicht nur, aber insbesondere in den Auslandseinsätzen.

Generalmajor Bodemann, Bundestagsvizepräsidentin Özoǧuz und Militärbischof Felmberg

Generalmajor Bodemann, Bundestagsvizepräsidentin Özoǧuz und Militärbischof Felmberg

Michael Rohde / Militärseelsorge

Generalmajor André Bodemann, seit April Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, sieht die größte Herausforderung darin, dass Szenarien, die in der Bundeswehr jahrzehntelang professionell geplant und analysiert wurden, jetzt plötzlich real vorstellbar werden: „Wir haben neue Pläne geschrieben und ich habe eine Gänsehaut bekommen.“ Diese neuen Lageeinschätzungen würden auch an der Organisation der Seelsorge nicht vorbeigehen – manche Szenarien erforderten ganz andere Zahlen von Geistlichen und deutlich flexiblere Planungen. Denn für Bodemann ist klar: „Diesen Weg wollen wir mit Ihnen gemeinsam gehen.“

Musikalisches Zwischenspiel

Musikalisches Zwischenspiel

Michael Rohde / Militärseelsorge

Die Militärseelsorge stellt sich diesen Herausforderungen“, ging Militärbischof Bernhard Felmberg auf die Thematik ein. So werden sowohl die Soldaten an der NATO-Ostflanke von Seelsorgern begleitet, als auch diejenigen, die kurzfristig in Katastrophensituationen hineingeschickt werden – von der Erdbebenhilfe in der Türkei bis zur Evakuierungsaktion im Sudan.

Persönliche Worte von Bodo Winkler

Persönliche Worte von Bodo Winkler

Michael Rohde / Militärseelsorge

Der Anstoß zum Symposium war eine Personalie: Militärdekan Bodo Winkler wurde als Koordinator der Einsatzbegleitung der Militärseelsorge in den Ruhestand verabschiedet. Mit sehr persönlichen Worten dankten ihm Wegbegleiter, von ihm betreute Geistliche, der Militärgeneraldekan und der Militärbischof für seinen Dienst. Und ganz sicher sprach Winkler auch den anwesenden Parlamentariern, Generälen und kirchlichen Vorgesetzten aus dem Herzen, als er zusammenfasste, was ihn motiviert, sich für die Soldatinnen und Soldaten und die Militärgeistlichen in den Einsätzen zu engagieren und nach den besten Lösungen in herausfordernden Situationen zu suchen: „Andere schicken ist viel schwerer als selber gehen.“

von Walter Linkmann