Militärbischof auf Truppenbesuch in Litauen

Militärbischof auf Truppenbesuch in Litauen

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
3 MIN

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Ein Bischof spricht zu Soldatinnen und Soldaten.

In Gedanken bei den Flutopfern: „Mögen das Leid und die Verzweiflung noch so groß sein – Gott ist immer für uns da.“

Maurice Fateiger/Bundeswehr
Der Evangelische Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr, Dr. Bernhard Felmberg, hat am 20.07.2021 seinen ersten Truppenbesuch im Ausland durchgeführt. Er besuchte die deutschen Soldatinnen und Soldaten der Enhanced Forward Presence Battlegroup (eFPenhanced Forward Presence) in Litauen.

Dabei war das Datum des Besuches in vielerlei Hinsicht besonders: Zum einen jährten sich die Ereignisse um den militärischen Widerstand zum 77. Mal und zum anderen beging Militärbischof Dr. Felmberg am 20.Juli seinen 56. Geburtstag. Der Presseoffizier der Enhanced Forward Presence Battlegroup in Litauen hatte die Möglichkeit vor Ort mit ihm über seine Arbeit und über die gesammelten Eindrücke seines ersten Truppenbesuches im Ausland zu sprechen.

Zwei Menschen gehen über ein Kasernengelände.

Ankunft in Rukla – Der evangelische Militärpfarrer der 9. Rotation eFPenhanced Forward Presence Rüdiger Glufke (li.) begrüßt Militärbischof Dr. Felmberg

Maurice Fateiger/Bundeswehr

Herr Militärbischof Dr. Felmberg, können Sie uns kurz beschreiben, welches Aufgabenspektrum das Amt des Evangelischen Bischofs für die Seelsorge in der Bundeswehr beinhaltet?

In meiner Funktion als Evangelischer Militärbischof nehme ich die kirchliche Leitung der Militärseelsorge wahr und vertrete diese nach außen. Daneben verantworte ich das Schrifttum der Militärseelsorge, führe die Geistlichen in ihre Aufgaben ein und bin ihr Seelsorger. Anders als Militärgeistliche, die ein Evangelisches Militärdekanat oder -pfarramt leiten, stehe ich als Militärbischof in keinem Dienstverhältnis zur Bundeswehr, sondern werde durch den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland berufen.

Ein Bischof führt ein Gespräch mit einem Kompaniefeldwebel.

Informationen aus erster Hand – Militärbischof Dr. Felmberg im Gespräch mit den Soldaten der Battlegroup in Litauen.

Maurice Fateiger/Bundeswehr

Sie hatten aufgrund des Pandemiegeschehens nun zum ersten Mal in Ihrer bisher 10-monatigen Amtszeit die Möglichkeit, Soldatinnen und Soldaten im Einsatz zu besuchen. Was sind Ihre Eindrücke von dem Truppenbesuch in Litauen?

Ich habe Soldatinnen und Soldaten kennenlernen dürfen, die über alle Ebenen und Dienstgradgruppen hinweg ihren Auftrag hier in Litauen mit großer Motivation, Hingabe und Profession versehen. Mir war es dabei besonders wichtig, mit den Kontingentangehörigen ins Gespräch zu kommen und aus erster Hand zu erfahren, was zum Beispiel die herausfordernden Momente in einer so langen Abwesenheitsphase von zu Hause sind. Welche Gedanken beschäftigen die Soldatinnen und Soldaten? Gibt es mentale Probleme, bei denen wir helfen können oder bereits erfolgreich helfen konnten? Unter dem Strich konnte ich durch das Feedback der Soldaten feststellen: Das Psychosoziale Netzwerk (PSNPsychosoziales Netzwerk) greift und wir konnten und können als Militärseelsorge hier vor Ort unseren wesentlichen Beitrag dazu leisten, seelischen Erkrankungen präventiv entgegenzuwirken.

Auf einem Stubenschild steht der Name des Bischofs. Im Hintergrund erstreckt sich ein langer Flur.

Nah bei der Truppe – Militärbischof Dr. Felmberg übernachtete Tür an Tür mit den Kontingentssoldaten.

Maurice Fateiger/Bundeswehr

Sie haben während Ihres Truppenbesuches auf jegliche, Ihnen normalerweise aufgrund Ihres Amtes zustehenden, Annehmlichkeiten verzichtet und in der normalen Truppenunterkunft übernachtet, warum?

Als Seelsorger musst du nah am Menschen sein. Das gilt im zivilen wie im militärischen. Du musst stets ansprechbar und auch in der Lage sein, dich in die Situation deines Gegenübers hineinzuversetzen. Nur wenn ich mit denselben äußerlichen Einflüssen und der Umwelt konfrontiert werde, kann mir dieses als Seelsorger gelingen. Dieses Selbstverständnis wird aktiv von allen Militärgeistlichen gelebt. Insofern stellte sich für mich persönlich diese Frage gar nicht, in einem Hotel oder direkt bei der Truppe zu übernachten. Ich gebe aber gerne zu:  Bei deutlich über 20 Grad nächtlicher Außentemperatur und aufgeheizten, nicht klimatisierten Containern war die Nacht durchaus anstrengend. Aber so konnte ich persönlich nachvollziehen, dass dieses auf Dauer mit Sicherheit auch eine keinesfalls zu verharmlosende Belastung für die Soldatinnen und Soldaten darstellen kann.

Ein Pfarrer und ein Bischof gehen in Richtung des Altars.

Feldgottesdienst - Militärbischof Dr. Felmberg (li.) und Militärpfarrer Glufke schreiten gemeinsam zum Altar.

Maurice Fateiger/Bundeswehr

Was war für Sie persönlich das Highlight des Truppenbesuches?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, mit den Soldatinnen und Soldaten einen Feldgottesdienst feiern zu können. Die aktuellen Geschehnisse in Bezug auf die Flutkatastrophe in der Heimat sind auch hier in Litauen omnipräsent. Dieses habe ich deshalb bewusst auch zum Inhalt meiner Predigt gemacht. Denn die Soldatinnen und Soldaten sind in ihren Gedanken bei den Menschen, die ihr Hab und Gut und im schlimmsten Fall sogar einen geliebten Menschen verloren haben oder immer noch verzweifelt nach vermissten Angehörigen suchen. Ich habe sie ermutigt, für diese Menschen zu beten. Denn durch das Gebet kann die Seele neuen Raum erhalten und Hoffnung erwachsen. Auch Jesus Christus hat in tiefster Verzweiflung und in Angesicht seines Todes zu Gott gebetet. Sein Leidensweg und seine Auferstehung bezeugen: Auf Gottes Hilfe ist Verlass. Mögen die Not, das Leid und die Verzweiflung noch so groß sein – Gott spendet uns Trost und ist immer für uns da.

von Timo Radke

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