Opfer hören – Täter nennen
Opfer hören – Täter nennen
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 1 MIN
Als Pavlo Shvarts 2018 zunächst als bischöflicher Visitator die Leitung der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine übernahm, war sie vor allem von inneren Konflikten geprägt. Heute steht Bischof Shvarts vor anderen Herausforderungen; er organisiert humanitäre Hilfen für die Menschen in den umkämpften Städten und fährt selbst mit Konvois etwa nach Charkiw.
Jetzt war Shvarts in Deutschland zu Gast und besuchte unter anderem den Bischof für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr Dr. Bernhard Felmberg in Berlin. Intensiv tauschten sich die beiden Geistlichen über die Situation in den Kriegsgebieten und die humanitäre Lage aus sowie über die Frage, wie Deutschland die Menschen in der Ukraine unterstützen kann. Auch das Thema der kirchlichen Haltung zu Waffenlieferungen kam zur Sprache. Ist es angemessen, im Gottesdienst um Ausrüstung zur Luftverteidigung zu beten? „Mit jeder Rakete, die abgeschossen werden kann“, so der ukrainische Gast, „werden vielleicht hundert Menschenleben gerettet.“
Konkret vereinbarten die beiden Bischöfe eine Unterstützung in der Seelsorge, zum Beispiel mit den deutschen Erfahrungen in der Betreuung traumatisierter Soldatinnen und Soldaten.
Nach dem Gespräch nahmen die beiden Delegationen am Ukraine-Friedensgebet der Evangelischen Kirche in Deutschland im Berliner Dom teil. Hier dankte Pavlo Shvarts ausdrücklich für alle Gebete für sein Land: „Wir beten um gerechten Frieden. Dazu gehört, dass den Opfern Gehör geschenkt wird. Dazu gehört auch, dass die Täter beim Namen genannt werden.“
Vertreter ukrainischer, russischer und deutscher Kirchen beteiligten sich am Friedensgebet. Zum Gebet gehörte der eindrückliche Gesang der Schola des Collegium Orientale Eichstätt, einer internationalen ökumenischen Einrichtung, in der Studierende aus unterschiedlichen östlichen Kirchen miteinander studieren, beten, leben und singen. Mit der Gemeinde im Berliner Dom vereinigten sie sich zur Fürbitte im Ukraine-Krieg: „Kyrie eleison – Herr, erbarme dich!“