Religiöse Vielfalt

Seelsorge kann auch belastend sein

Seelsorge kann auch belastend sein

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
2 MIN

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Einen besonderen Charakter hatte die Bremer Bürgergruppe, die auf Einladung eines Bundestagsabgeordneten Berlin besuchte: 48 Menschen aus sieben unterschiedlichen Religionen und Glaubensgemeinschaften informierten sich unter anderem über Fragen der Militärseelsorge.

Im Haus der Evangelischen Militärseelsorge

Im Haus der Evangelischen Militärseelsorge

Walter Linkmann / Militärseelsorge

Nach einem mehrtägigen Programm mit Besuchen im Reichstagsgebäude, im jüdischen Museum und im religionsverbindenden „House of One“, traf die Bremer Gruppe den evangelischen Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg in seinem Dienstgebäude am Bahnhof Zoo.

Nach der allgemeinen Darstellung der Aufgaben der Militärseelsorge in der Bundeswehr kam das Gespräch schnell auf die besonderen „Knackpunkte“: Wie ist das mit der Unverletzlichkeit des Beichtgeheimnisses, wenn die Geistlichen z.B. von Straftaten erfahren? Felmberg erläuterte nicht nur die gesetzlichen Regelungen, sondern auch seine eigene Erfahrung: „Im Miteinander von Menschen gibt es eine ganz starke Währung – das Vertrauen.“ Da sei das gesetzlich garantierte Beichtgeheimnis ein wertvolles Gut, auch wenn Extremfälle sicher eher selten vorkämen: „Und wenn jemand so etwas anspricht, dann zeigt das ja meist, dass er es loswerden, dass er sich dem stellen will. Und vielleicht kann die Seelsorge ihm auf diesem Weg sogar helfen.“

Interessierte Gesprächsteilnehmende

Interessierte Gesprächsteilnehmende

Walter Linkmann / Militärseelsorge

Wie steht es allgemein mit dem Vertrauen in kirchliche Amtsträger, wurde das nicht in den vergangenen Jahren arg ramponiert? Aber, so der Bischof, letztendlich würden die Gemeindemitglieder – auch die Bundeswehrangehörigen – ihre Geistlichen danach beurteilen, wie sie selbst sich verhalten und wie sie arbeiten. Dazu konnte er auf die aktuelle sozialwissenschaftliche Studie zur Militärseelsorge verweisen, nach der mehr als 90 Prozent der Soldatinnen und Soldaten die Arbeit der Militärseelsorge begrüßen – weit mehr als nur der Anteil der Kirchenmitglieder in den Streitkräften.

Als Hauptthema des Gesprächs kristallisierte sich die persönliche Situation – und manchmal auch Belastung – der Geistlichen heraus. Wie ist das, in einem Kriegsgebiet eingesetzt zu sein und sich nicht selbst verteidigen zu können und zu dürfen? Wie gehen die Militärpfarrerinnen und -pfarrer damit um, belastende Dinge zu hören, die sie mit niemandem teilen können? Gibt es posttraumatische Belastungsstörungen auch bei Geistlichen, die im Einsatz waren? In den Antworten, im Gespräch und auch zwischen den Zeilen wurde immer wieder deutlich, dass dieser Beruf Belastungen mit sich bringt – trotz professionellem Rollenverständnis, Supervisionsangeboten und der eigenen Spiritualität.

Militärbischof Felmberg stellt sich den Fragen des Plenums

Militärbischof Felmberg stellt sich den Fragen des Plenums

Walter Linkmann / Militärseelsorge

Einen bedenkenswerten Schluss fand das Gespräch in der Frage, warum die Öffentlichkeit so wenig über die Situation der Soldatinnen und Soldaten erfahre? Bestimmt ist das gesellschaftliche Interesse an diesem Themenkreis mindestens genauso wichtig wie die Frage nach dem Informationsangebot. Das konnte man als Aufruf zu mehr zivilgesellschaftlicher Neugier auf das Leben in der Bundeswehr verstehen, und dafür ist die Bremer Gruppe mit ihrem langen, intensiven Austausch ein gutes Beispiel.

von Walter Linkmann

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