Panzergrenadiere im Grabenkampf

Soldaten laufen mit Waffen durch einen Graben
Panzergrenadiere im Gefecht

Kampf um den feindlichen Graben

Der Feind hat im Wald einen Panzerabwehrgraben gezogen und sich gut verschanzt. Die eigenen Panzergrenadiere sollen den Weg freikämpfen.

Grenadiere im Gefecht der verbundenen Waffen

In einem Waldstück haben sich gegnerische Kräfte eingegraben. Ihre Stellungen werden durch einen breiten Panzerabwehrgraben geschützt – unpassierbar für Fahrzeuge. Panzergrenadiere des Bataillons 401 aus Hagenow haben den Auftrag erhalten, die feindliche Stellung einzunehmen. Mit Unterstützung eines Spähtrupps des Aufklärungsbataillons 6 aus Eutin und Kameraden des Panzerpionierbataillons 803 machen sie sich daran, ihre Mission zu erfüllen.

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  • Ein mit Zweigen getarnter Spähwagen Fennek steht im Gelände
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    Kenne Deinen Feind

    Ein möglichst komplettes Lagebild ist eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz der eigenen Kräfte. Aufklärer sind die Augen und Ohren der Brigade. Nicht der Kampf ist ihr Auftrag, sondern das unbemerkte Ausspähen des Gegners. Spähtrupps bestehen gewöhnlich aus zwei Spähwagen Fennek. Diese modernen Fahrzeuge sind leise, nur leicht bewaffnet, verfügen aber über eine umfangreiche Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung mit Tagesoptik, Wärmebildkamera und Laserentfernungsmesser. 

    Ein getarnter Scharfschütze liegt im Gelände

    Perfekt getarnt: Auftrag des Scharfschützentrupps ist es, die aktuellen Bewegungen des Feindes aufzuklären

    Bundeswehr/Christoph Kassette

    Die Aufklärungstruppe operiert bei Tag und Nacht, oft weit vor den eigenen Hauptkräften und bis zu 72 Stunden auf sich gestellt im feindbesetzen Gebiet. Auch ein Scharfschützentrupp des Panzergrenadierbataillons 401 trägt vor dem Angriff seinen Anteil zur Aufklärung und Verdichtung des Lagebilds bei. Lange vor der Annäherung der Hauptkräfte positionieren sich diese Spezialisten wenige hundert Meter von der gewählten Einbruchstelle entfernt. Gut versteckt beobachten sie jede Bewegung des Gegners und melden sie ans Bataillon. Die Aufklärungsdrohne Mikado ist für den Einsatz im Nah- und Ortsbereich gedacht. Sie liefert Livebilder im Tages- oder Wärmebildmodus in einem Radius von ungefähr einem Kilometer. Mikado ist vergleichsweise leise unterwegs und planmäßig bei jedem Panzergrenadierzug verfügbar. So erhält der Kompaniechef vor Ort permanent wertvolle Echtzeitinformationen. Er führt den Angriff selbst.

  • Ein Schützenpanzer Marder fährt im Gelände und wirbelt Staub auf
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    Ruhe vor dem Sturm?

    Dank ihrer gründlichen Aufklärung sind die Panzergrenadiere über die Grabensperre des Gegners und dessen Stärke im Bilde. Der Chef der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 401 beauftragt einen seiner Züge mit der Erstürmung der feindlichen Stellung. Seine Männer haben am Sammelpunkt ihre Schützenpanzer Marder getarnt und die Ausrüstung vorbereitet. 

    Auf Befehl des Kompaniechefs setzen sich die Grenadiere in Bewegung Richtung Angriffsziel. Völlig unbemerkt geht das kaum, dafür sorgen die je 600 PS starken und recht lauten Dieselaggregate der Schützenpanzer. Auch die Staubwolken zeigen dem Gegner, dass etwas im Anmarsch ist. Geschwindigkeit und eine gute Koordination der eigenen Bewegung sind deshalb wichtig für die Panzergrenadiere. Innerhalb ihrer gepanzerten Fahrzeuge sind die Männer vor feindlichem Beschuss und Splittern geschützt. So weit wie möglich tragen die Marder die Panzergrenadiere an die Stellung des Gegners heran. Weil die Marder den Panzerabwehrgraben aber noch nicht überwinden können, müssen die Grenadiere ihren geschützten Transporter verlassen. Während die Grenadiere sich den feindlichen Stellungen nähern, würde im Ernstfall die Artillerie die feindliche Stellung ins Visier nehmen. So wird der Gegner geschwächt und gezwungen in Deckung zu gehen. Überwacht wird die Aktion durch die Drohne Mikado.

  • Soldaten laufen aus einem Schützenpanzer Marder ins Gelände
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    Sturm und Einbruch

    Um unnötige Verluste zu vermeiden, verzichtet der Kompaniechef auf einen frontalen Angriff auf das feindliche Stellungssystem. Die vier Marder seines Grenadierzuges preschen mit hoher Geschwindigkeit bis an eine Waldkante, die der Gegner nicht einsehen kann. Dort verlassen die Grenadiere ihren Schützenpanzer und stoßen in Richtung des Feindes vor. Der Moment des Absitzens, wie das Verlassen des Schützenpanzers genannt wird, ist ein sehr verletzlicher. Daher üben die Grenadiere diesen Vorgang regelmäßig. Denn der Innenraum des Marders ist eng und die Beweglichkeit der Grenadiere mit ihrer persönlichen Schutzausstattung und den mitgeführten Waffen eingeschränkt. 

    Kaum ist der Marder zum Stillstand gekommen und die Heckluke abgesenkt, springen die Männer ab und verschwinden unter Führung des Truppführers im Wald. Bei der Bewegung in die linke Flanke des Gegners bleiben sie idealerweise möglichst lange unbemerkt und umgehen dessen gut ausgebaute Verteidigungsanlagen. Während sich die Männer durch den Wald vorarbeiten, nehmen die Schützenpanzer den Feind aus einer kaum einsehbaren Feuerstellung mit ihren 20-Millimeter-Maschinenkanonen unter Feuer. Die HEHigh Explosive-Geschosse (High Explosive) der Marder sind besonders effektiv, um den Grenadieren Deckungsfeuer zu geben. Gerade im Wald entfaltet die HEHigh Explosive-Munition eine für feindliche Schützen verheerende Splitterwirkung, die im Ernstfall durch Holzsplitter der getroffenen Bäume noch verstärkt würde.

  • Soldaten laufen mit Waffen durch einen Graben
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    Nahkampf um das Grabensystem

    Nur etwa 50 Meter vom feindlichen Graben entfernt, haben die Grenadiere ihre Ausgangsposition vor dem Sturm erreicht. Die generischen Stellungen sind vom eigenen Feuer bereits stark beschädigt und der Gegner in seine Deckung gezwungen. Zur Vorbereitung des Sturms gliedern sich die Panzergrenadiere in kleinere Stoßtrupps auf. Der sogenannte Sturmtrupp ist mit Sturmgewehren G36, Handgranaten und Granatpistolen vergleichsweise leicht bewaffnet, aber dafür sehr beweglich. Die Maschinengewehrschützen mit ihren MG5 werden in einer eignen Gruppe zusammengefasst und belegen den Feind mit Dauerfeuer. Jetzt kann der Sturmtrupp blitzartig aus der Flanke in die gegnerischen Stellungen einbrechen.

    Soldaten mit Waffe im Anschlag stehen in einer Stellung

    Immer das Ziel im Blick: Der Feind verteidigt seine Stellung hartnäckig

    Bundeswehr/Christoph Kassette

    Nachdem die Gegner an der Einbruchstelle des Sturmtrupps vernichtet wurden, kämpfen sich die Grenadiere im Grabensystem voran. Schnelles und entschlossenes Vorgehen ist wichtig, denn so wird der Feind daran gehindert, sich festzusetzen oder gar Gegenangriffe durchzuführen. Gut platzierte Handgranaten zwingen ihn dazu, entweder in Deckung zu gehen oder auszuweichen. Durch beständiges aggressives Vorrücken treiben die Grenadiere den Feind aus seinen Stellungen und vernichten ihn nach kurzem Feuerkampf. Die Grabenstellung ist eingenommen.

  • Ein Pionierpanzer Dachs mit ausgefahrener Schaufel steht vor einem Sandberg im Gelände
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    Konsolidierung und das Öffnen der Sperre

    Aber noch ist der Kampfauftrag nicht abgeschlossen. Noch immer ist der gegnerische Panzerabwehrgraben intakt. Rund 3,70 Meter breit und fast zwei Meter tief verhindert er das weitere Vorrücken der eigenen Kräfte. Damit die Gefechtsfahrzeuge den Grenadieren folgen können, muss das Hindernis beseitigt werden.

    Nun schlägt die Stunde der Panzerpioniere. Sie unterstützen die Grenadiere im Kampf, fördern die eigene Bewegung oder hemmen die des Feindes – je nach Auftrag. Die Soldatinnen und Soldaten des Panzerpionierbataillons 803 setzen den Pionierpanzer Dachs ein. Der Dachs basiert auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 1 und ist somit im Gelände sehr beweglich. Neben einem Räumschild ist er mit einem großen beweglichen Baggerarm zum Räumen, Schieben, Graben oder Heben ausgestattet. Unter Sicherung der Schützenpanzer fährt der Dachs mit bereits ausgefahrenem Baggerarm aus seiner gedeckten Stellung an den Panzerabwehrgraben heran und beginnt diesen einzuebnen. Im Ernstfall wäre der Pionierpanzer in dieser Situation besonders gefährdet, deshalb muss alles schnell gehen. 

    Zügig wird Erdreich abgetragen und die Grabensohle aufgefüllt. Zuletzt reißt der Dachs den aufgeschütteten Wall ab. Der Durchbruch ist geschaffen, sodass Folgekräfte durch die Bresche nachrücken können. Der Pionierpanzer zieht sofort wieder in der Deckung unter. Kaum ist er an der Waldkante verschwunden, stößt der Panzergrenadierzug vor, um den Raum zu sichern. Auftrag ausgeführt!

    von Markus Tiedke