Melde mich wie befohlen: Kommandant auf dem Leopard 2

Melde mich wie befohlen: Kommandant auf dem Leopard 2

Datum:
Ort:
Lohheide
Lesedauer:
3 MIN

Die Bundeswehr wächst seit 2016 wieder. Das spürt auch die Truppe. Junge Soldatinnen und Soldaten kommen nach erfolgreicher Ausbildung auf ihre Dienstposten. Sie tragen mit ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement zur Einsatzbereitschaft der deutschen Streitkräfte bei. Wer sind die neuen Soldatinnen und Soldaten? Was war ihre Motivation zur Bundeswehr zu kommen und was ist dort ihr Auftrag?

Oberfeldwebel J. steht mit verschränkten Armen vor einem Panzer.

An seine allererste Fahrt als Kommandant auf dem Kampfpanzer Leopard 2 denkt Oberfeldwebel J. immer noch begeistert zurück

Bundeswehr/Marcel Kieser

Tinos Weg zur Bundeswehr

Tino J. ist Soldat im Panzerbataillon 414 im niedersächsischen Lohheide, das zur niederländischen 43. Mechanisierten Brigade gehört. Der Auftrag des Bataillons besteht im Kern darin, feindliche Panzertruppen in allen Gefechtsarten bei Tag und Nacht zu bekämpfen. „Für die Bundeswehr habe ich mich letztlich entschieden, weil das Arbeiten in festen Strukturen wichtig für mich ist“, erklärt er. Nachdem sich der 38-Jährige bei Karriereberatern der Bundeswehr über Berufe und Werdegänge informiert hatte, ist er 2016 in die Bundeswehr eingetreten. Mittlerweile dient er als Panzerkommandant auf dem Kampfpanzer Leopard 2.

Die Ausbildung

Der gebürtige Magdeburger war zunächst in der Laufbahn der Mannschaften als Materialbewirtschafter eingesetzt. Dafür absolvierte er einen vierwöchigen Lehrgang in Neustadt am Rübenberge bei Hannover und machte den LKW-Führerschein. Aber er wollte mehr, ist in die Laufbahn der Unteroffiziere aufgestiegen und Panzerkommandant geworden. „Um das zu werden und ausbilden zu können, muss man lernbereit sein und sich auch durchsetzen können“, erklärt J.. Zwei Jahre war er dafür zur Ausbildung in der Panzertruppenschule in Munster stationiert. „Auf meinem Dienstposten entwickle ich mich jetzt dadurch weiter, dass ich das Gelernte an meine unterstellten Soldaten weitergebe und sie führe“, erzählt er.

Die Panzerbesatzung ist auf dem Panzer und hat eine Klappe geöffnet.

Besonders, wenn es draußen trocken ist, muss der Luftfilter überprüft werden, um die Luftzufuhr sicherzustellen

Bundeswehr/Marcel Kieser
Oberfeldwebel Jenrich prüft den Luftfilter des Panzers

Besonders, wenn es draußen trocken ist, muss der Luftfilter überprüft werden, um die Luftzufuhr sicherzustellen

Bundeswehr/Marcel Kieser

Der Auftrag

Der Oberfeldwebel führt das Hauptwaffensystem der Panzertruppe, den Kampfpanzer Leopard 2, auf dem Gefechtsfeld. Neben ihm besteht die Panzerbesatzung aus drei weiteren Soldatinnen oder Soldaten. Seine Aufgabe als Kommandant ist es, sowohl seinen Kraftfahrer, als auch seinen Richt- und Ladeschützen auf dem Fahrzeug zu führen. Das beinhaltet das Befehlen der Fahrtrichtung bzw. -strecke, die Zuweisung von Beobachtungsbereichen und das Festlegen der zu verschießenden Munition.

Zudem ist er für die Ausbildung und Erziehung seiner unterstellten Soldatinnen und Soldaten im allgemeinmilitärischen Aufgabenbereich verantwortlich. „Ich habe ein gutes Gefühl, wenn ich selbst ausbilden darf und meine Soldaten sich dabei auf mich verlassen“, sagt J.. „Außerdem gefällt mir der Zusammenhalt untereinander. Wir kommen alle aus verschiedenen Regionen Deutschlands, lernen die unterschiedlichsten Gepflogenheiten und Dialekte kennen und fühlen uns durch die Kameradschaft trotzdem als Einheit.„

Oberfeldwebel Jenrich sitzt vornübergebeut über einem Zettel, auf dem das Material aufgeführt ist.

Nach einer Übung wird das Material geprüft: Sind Werkzeug, Handöler, Spitzhacke und Vorschlaghammer vollzählig?

Bundeswehr/Marcel Kieser

Der 38-Jährige will in nächster Zeit noch Erfahrung auf seinem Dienstposten sammeln, um diese seinen unterstellten Kameradinnen und Kameraden bestmöglich vermitteln zu können. „Langfristig will ich mein Können aber auch in einem Auslandseinsatz unter Beweis stellen“, sagt der Oberfeldwebel. Er spielt auch mit dem Gedanken, Kompaniefeldwebel einer Panzerkompanie zu werden. „Heute steht aber erst einmal die Handwaffenausbildung meiner Soldaten auf dem Dienstplan“, erklärt er.

Das sagt Tinos Chef

Bis Ende 2020 hat die 2. Kompanie des Panzerbataillons 414 ihren Auftrag als Teil der Very High Readiness Joint Taskforce (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ), dem schnell verlegbaren Eingreifverband der NATO, wahrgenommen. „Da der Auftrag inzwischen unter anderem auf Verbände der 10. Panzerdivision übertragen wurde, wird einiges an Material und Großgerät an diese Kräfte weitergegeben“, erklärt der Kompaniechef der 2. Kompanie. „Vor dem Hintergrund, dass das Panzerbataillon 414 im August neuer Leitverband der einsatzgleichen Verpflichtung Enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence) wird, besteht unser Hauptauftrag gerade darin, die dafür vorgesehenen Kräfte vorzubereiten und umfassend auszubilden.“

Oberfeldwebel J. hat dabei die Aufgabe, Soldatinnen und Soldaten, die aus der Grundausbildung kommen, militärisch weiter auszubilden und zu einer fest verbundenen Kampfgemeinschaft auf dem Kampfpanzer werden zu lassen. Die Inhalte, die für die Ausbildung auf dem Dienstposten notwendig sind, seien momentan nicht leicht abzubilden, so F.. Denn die angespannte Ressourcenlage kombiniert mit den Hygienebestimmungen wegen der Corona-Pandemie fordern von den Ausbildern viel Improvisationstalent. „Umso wichtiger sind daher Soldaten wie Oberfeldwebel J., die auch unter den gegebenen Bedingungen dafür sorgen, dass der Kampfpanzer sicher geführt wird und die Soldatinnen und Soldaten ihre Waffen- und Geräteausbildung erhalten“, fasst sein Kompaniechef zusammen.

von Carlotta  Witt  E-Mail schreiben