Bundeswehrjob im Ausland – Freiheit und Verantwortung in Brunssum

Bundeswehrjob im Ausland – Freiheit und Verantwortung in Brunssum

Datum:
Ort:
Brunssum
Lesedauer:
3 MIN

Arbeiten im Ausland ist eine spannende Erfahrung. Für Sylvia und Bernd Göhler ist diese Chance Wirklichkeit geworden. Beide sind Angehörige der Bundeswehr. Gemeinsam arbeiten sie in den Niederlanden, sie ist Übersetzerin im Sprachendienst, er ist Flugmedizinischer Assistent im EATC European Air Transport Command, dem Europäischen Lufttransportkommando.

Sylvia Göhler vor dem Hauptquartier in Brunssum. Hinter ihr sieht man das Gebäude und Flaggen von NATO-Staaten.

Spannende Aufgaben im internationalen Umfeld: Sylvia Göhler vor dem NATO-Hauptquartier in Brunssum, Niederlande

JFC Brunssum/Leo Roos


Eine gewisse Abenteuerlust hat Sylvia Göhler schon mitgebracht, als sie 2005 zur Bundeswehr kam. Am Anfang stand eine Bewerbung als Fremdsprachenassistentin, Dienstort Kaufbeuren. „Das klang für mich unglaublich spannend“, berichtet sie. „Bundessprachenamt? Nie gehört… was ist das?“ Aber ihre Neugier war geweckt und das Eis war schnell gebrochen, meint sie im Rückblick: „Und bereut habe ich es nie!“

Viel Freiheit - volle Verantwortung

Einige Jahre später und nach ihrem Aufstieg zur Englisch-Übersetzerin, ist sie jetzt im Sprachendienst der Bundeswehrverwaltungsstelle in den Niederlanden angekommen – genauer gesagt: Sie ist der Sprachendienst. Denn hier sei sie eine „Einzelkämpferin“, erklärt die 39-Jährige lachend. „Das bedeutet viele Freiheiten, aber dafür auch volle Verantwortung und natürlich auch, dass ich sämtliche Aufgaben allein abdecken muss.“

Sylvia Göhler und Oberst Thiermann sitzen einem Tisch. Frau Göhler zeigt auf einen der Texte darauf.

"Rundum-Paket" mit Übersetzungen, Sprachberatung und Dolmetschen. Hier eine Besprechung mit dem Leiter der deutschen Delegation in Brunssum, Oberst Günter Thiermann.

Pressestelle Brunssum/Marco Kaus

Dieses Rundum-Paket umfasst vor allem Übersetzungen, darunter viele persönliche Dokumente und Verträge oder Vorschriften. „Für mich bedeutet das eine besondere Verantwortung“, meint Göhler. Schließlich könnten daran ganze Existenzen hängen, etwa wenn es um Zeugnisse oder andere personenbezogene Dokumente ginge. „Da heißt es dann besonders achtsam zu sein!“

Auch Besprechungsdolmetschen gehört zu ihren Aufgaben. Dadurch hatte sie die Chance, auch andere Dienststellen zu besuchen und die Niederlande so auch beruflich besser kennenzulernen.


Langweilig wird es nie

Daneben gebe es aber auch Aufgaben, die vielleicht weniger wichtig schienen, dafür aber umso mehr Abwechslung böten. „Ich bin natürlich auch die erste Ansprechpartnerin für die kleinen Englisch-Fragen zwischendurch“, schmunzelt die erfahrene Sprachexpertin.

Eine Vokabel hier, ein Anruf dort, noch eine kleine E-Mail dazu… Langweilig wird es nie!

Bloß keine Langeweile, neue Eindrücke und immer auf der Suche nach etwas Neuem. Das gilt auch für den persönlichen Lebensweg der beiden Göhlers. Sylvias Mann Bernd arbeitet im AECCAeromedical Evacuation Control Centre, dem Luftmedizinischen Kontrollzentrum innerhalb des EATC European Air Transport Command in Eindhoven. Hier werden medizinische Evakuierungsflüge in die ganze Welt organisiert und koordiniert. Internationale Teams mit medizinischen Expertinnen und Experten sorgen für eine sichere und schnelle Rückführung von rund 1.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr. Eine wichtige Aufgabe, denn eine effektive Rettungskette für Kranke und Verwundete ist ein wichtiger Bestandteil der multinationalen Einsätze der Bundeswehr.

Bernd Göhler sitzt in seinem Büro am Flugplatz. Durch das Fenster sieht man ein Transportflugzeug.

Sylvias Ehemann Bernd ist Oberstabsfeldwebel und organisiert medizinische Evakuierungsflüge in alle Welt

privat

Gemeinsam neue Wege gehen

Die damit verbundenen Rufbereitschaften ihres Mannes seien eine Herausforderung, abendliche Fahrten ins Büro oder Anrufe mitten in der Nacht keine Seltenheit, aber auch hier ziehen beide an einem Strang: „Eine spannende und wertvolle Aufgabe“, sagt seine Frau. Mit zuständig sei sie ohnehin, denn auch das EATC European Air Transport Command gehört zu ihren „Kunden“. „Mein Mann kann mir so ganz offiziell Übersetzungsaufträge schicken“, schmunzelt Göhler.

Ein pragmatischer Blick auf die Dinge und ein gewisser Optimismus sind gute Voraussetzungen, wenn der berufliche Weg ins Ausland führt. Man müsse bereit sein, ausgetretene Pfade zu verlassen und auf die Menschen zuzugehen, bestätigen beide. Ihr gemeinsames Motto sei deshalb:

Nicht warten, sondern selber rausgehen!

Diese Einstellung hat nicht nur zu Mitgliedschaften in lokalen Musik- und Sportvereinen, zu Begegnungen und Freundschaften, Erlebnissen und Erfahrungen geführt – sondern war sogar bei der Suche nach einer Bleibe hilfreich! Als sie dabei etwas planlos durch die Straßen fuhren, begegnete ihnen ein Ehepaar, denen der fremde Wagen auffällt und die spontan Hilfe anbieten. „Als sich herausstellte, dass wir nicht verschollen, sondern auf Wohnungssuche sind, stellte uns der freundliche Herr die `beste Maklerin der Stadt vor´ – seine Frau, die uns daraufhin beriet und schon bald zu unserem Haus verhalf!“

Sylvia Göhler macht ein Selfie mit ihrem Mann. Eng beieinander lächeln beide in die Kamera.

Gemeinsam für die Bundeswehr im Ausland: Für die Göhlers war das ein Volltreffer. Beruflich und privat.

privat

Solche Erlebnisse spontaner Hilfsbereitschaft habe sie in den Niederlanden häufig erlebt – die Freude darüber sei aber nicht ganz ungetrübt, denn „davon könnten wir uns in Deutschland manchmal eine große Scheibe abschneiden.“ Sie selbst möchte sich diese positive Einstellung bewahren – und auch mit nach Deutschland bringen, wenn die Zeit in Brunssum einmal zu Ende geht.

von Ulrich Veen  E-Mail schreiben

Mehr zum Thema