Streitkräftebasis

Oberstleutnant Schulz leitet das Kreisverbindungskommando Meißen

Oberstleutnant Schulz leitet das Kreisverbindungskommando Meißen

Datum:
Ort:
Sachsen
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Kristina Schulz ist die erste Frau Oberstleutnant der Reserve der Streitkräftebasis bundesweit, die ein Kreisverbindungskommando führt. Die Sächsin koordiniert zurzeit im Landratsamt Meißen die Amtshilfe der Bundeswehr in der Corona-Pandemie. Privat wird aus ihr am Wochenende manchmal die historische Figur Adelheid von Landsberg.

Porträt einer Soldatin

Oberstleutnant Kristina Schulz leitet als Reservistin das Kreisverbindungskommando Meißen in Sachsen. Sie ist die erste Frau in dieser Position.

Bundeswehr/Anne Weinrich

Mit dem Laptop sitzt Frau Oberstleutnant der Reserve, Kristina Schulz, in der Außenstelle des Gesundheitsamtes Riesa. Zwischen den Terminen der Corona-Amtshilfe beantwortet die 37-Jährige Mails des Lagezentrums in Dresden und Anfragen aus dem Landratsamt. Die Radebeulerin ist Leiterin des Kreisverbindungskommandos Meißen und berät zurzeit das Landratsamt des Landkreises zur Unterstützung durch die Bundeswehr während der Corona-Pandemie.

In den letzten Wochen war sie in Pflege- und Seniorenheimen, Krankenhäusern und Gesundheitsämtern tätig – „also überall dort, wo unsere Soldatinnen und Soldaten während der Pandemie unterstützen, aber natürlich auch im Landratsamt“, erzählt sie. Die Kreisverbindungskommandos sind Teams aus Reservistinnen und Reservisten, die während der Corona-Pandemie im Einsatz sind: Sie beraten die Krisenstäbe der Landratsämter über Unterstützungsmaßnahmen und koordinieren vor Ort in ihren Landkreisen den Amtshilfe-Einsatz der Streitkräfte. Oberstleutnant Kristina Schulz leitet seit Anfang des Jahres das Kreisverbindungskommando Meißen – ein Team von sieben Reservisten, dass während der Pandemie besonders gefordert ist – und ist seit 2015 als Reservistin für die Truppe aktiv.

Oberstleutnant der Reserve und einzige Frau in dieser Funktion

Eine Soldatin mit Mundschutz bekommt von einem Soldaten mit Mundschutz die Schulterstücke ausgetauscht.

Oberst Klaus Finck beförderte im Januar Kristina Schulz zur Frau Oberstleutnant. Sie ist die erste Frau unter allen sächsischen Leitern der Kreis- und Bezirksverbindungskommandos.

Bundeswehr/Anne Weinrich

Fast immer ist Oberstleutnant Kristina Schulz dann vor Ort die einzige Frau mit diesem Dienstgrad. Die Sächsin war zwölf Jahre Soldatin und diente bis 2014 als Luftfahrzeugtechnischer Offizier am Bundeswehr-Standort in Holzdorf. Dort war sie unter anderem für die Umrüstung des Hubschraubers NHNATO-Helicopter-90 zum Rettungshubschrauber und die Vorbereitung der Helikopter für den Auslandseinsatz zuständig. In ihrer aktiven Dienstzeit wurden während des Elbe-Hochwassers in 2013, von Holzdorf aus, Einsätze mit Hubschraubern vom Typ Bell UH-1D, NHNATO-Helicopter-90 und CH-53 geflogen, unter anderem um mit abgeworfenen Big Packs Deiche zu verstärken.

Schulz schwärmt von ihrem Dienst mit den Helis: „Wenn die Maschinen fliegen und alles von der Planung bis zum Warten sowie Instandsetzen am Ende funktioniert, dann macht mich das glücklich.“ Noch heute hört sie, wenn eine NHNATO-Helicopter-90 heranfliegt.

Nach ihrem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik kam Kristina Schulz als Luftfahrzeugtechnische Offizierin an den Hubschrauber-Standort Holzdorf. Nach zwölf Jahren als Zeitsoldatin begann 2014 ihre zivile Karriere bei einem Luftfahrtzulieferer. Nach dem Wechsel an den Bodensee stand 2017 eine weitere berufliche Veränderung an: „Für mich stand fest, dass ich einen Job mit Führungsaufgabe in der Luftfahrt haben und gleichzeitig in der Heimat leben möchte“, erzählt sie. Doch in Sachsen ging nur eins. „Ich habe mich für die Führungsfunktion entschieden.“

Größtmögliche Transparenz als Rezept für gutes Führen

Eine Frau im Porträt vor der gläsernen Scheibe eines Labors.

Im Zivilberuf koordiniert Oberstleutnant Kristina Schulz als Abteilungsleiterin den Betrieb eines Reinraums.

Bundeswehr

Am Fraunhofer Institut für Photonische Mikrosysteme in Dresden koordiniert sie als Abteilungsleiterin den Betrieb eines Reinraums und führt ein 42-köpfiges Team. In ihrem Büro in der Landeshauptstadt ziert ein kleines Modell einer NHNATO-Helicopter-90 ihren Schreibtisch. „Meine Aufgabe ist es, mich um die passenden Rahmenbedingungen für den Reinraumbetrieb zu kümmern, dazu gehört beispielsweise die Bereitstellung von Material, die Ordnung und Sicherheit im Reinraum, aber auch die Prozesskontrolle und die Fertigungsplanung sowie -steuerung. Aktuell bin ich auch in die Entwicklung neuer Technologien eingebunden. Für all diese Aufgaben habe ich ein gut qualifiziertes und motiviertes Team“, erklärt sie.

Organisation ist meine Stärke, ich gestalte sehr gern. Und es ist schön, Mitarbeiter so zu motivieren, dass sie von sich aus ihren Job machen. Mein Rezept ist dabei größtmögliche Transparenz, denn wenn das Team versteht, warum etwas sinnvoll ist, klappt es mit der Motivation von ganz allein.“ Das sei die klassische Auftragstaktik, die sie bei den Streitkräften gelernt habe, also nicht das „Wie?“ detailliert zu erklären, sondern das Ziel vorzugeben.
Zugute kommt Kristina Schulz dabei ihre Zeit bei der Bundeswehr: „Stressresistenz, Menschenkenntnis, Priorisierung, Durchsetzungsfähigkeit – all das habe ich bei den Streitkräften gelernt“, erzählt sie. „Nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern mit den Leuten gemeinsam und mit einer gewissen Hartnäckigkeit etwas bis zum Ende durchzuziehen, das macht mir Spaß und das motiviert mich.“

Privat aktiv im Mittelalterverein

Eine Frau in einem Mittelalterkostüm mit langer Schleppe.

Im Mittelalterverein „Mark Meißen 1200 e.V.eingetragener Verein“ verkörpert Kristina Schulz die historische Person Adelheid von Landsberg.

Bundeswehr

Entspannung findet Schulz mit einem Buch auf der heimischen Couch in Radebeul und beim Bogenschießen. „Dabei muss man sich auf sich selbst fokussieren. Das hilft beim Abschalten von der Arbeit“ und natürlich bei einem ihrer Hobbys, der Mitgliedschaft im Mittelalterverein „Mark Meißen 1200 e.V.eingetragener Verein“ Zum Vereinsleben gehört z.B. das „Reenactment“: Veranstaltungen, bei denen geschichtliche Ereignisse möglichst authentisch nachgespielt werden. Wenn Kristina Schulz am Wochenende mit ihrem Verein an einer Mittelalterveranstaltung teilnimmt, schlüpft sie in die Rolle der Adelheid von Landsberg. Nicht nur ihre Kleider sind komplett selbstgenäht und bestickt, auch die Truhen und andere Möbelstücke, die denen aus dem 12. und 13. Jahrhundert nachempfunden sind, hat sie selbst geschreinert. Gerade schnitzt sie in ihrer Holzbastelwerkstatt in Radebeul ein mittelalterliches Schachspiel aus viereckigen Lindenholzstücken und bestickt einen Almosenbeutel – unverzichtbares Accessoire des Adels im 12. und 13. Jahrhundert.

„Etwas Sinnvolles für die Heimatregion tun“

Eine Soldatin im Gespräch mit zwei Personen in Schutzanzügen

Oberstleutnant Schulz besucht die Kameraden und Kameradinnen vor Ort bei der Amtshilfe in Alten- und Pflegeheimen.

Bundeswehr/Anne Weinrich

Als Reservistin zieht sich Oberstleutnant Schulz immer dann die Uniform an, wenn sie mit ihren Kameradinnen und Kameraden vom Kreisverbindungskommando übt oder wie zurzeit, da die Amtshilfe der Bundeswehr gefragt ist. „Etwas Sinnvolles für meine Heimatregion zu tun, das mit meinem Zivilberuf vereinbar ist und gleichzeitig an der positiven Wahrnehmung des Soldatenberufs mitzuwirken, ist toll“, freut sie sich. Einmal wöchentlich hat sie in den letzten Monaten während der Corona-Pandemie an den Sitzungen des Krisenstabs im Meißener Landratsamt teilgenommen. „Wie organisieren wir die Durchhaltefähigkeit über einen längeren Zeitraum, wo bringen wir die Soldaten unter, wie verpflegen wir sie und vor allem, wie lässt sich die Arbeit optimieren, das sind die Fragen, die mich permanent begleiten.“

von Cornelia Riedel  E-Mail schreiben

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