Time-Out-Seminar

Geschichte Litauens erleben – Einsatz verstehen

Geschichte Litauens erleben – Einsatz verstehen

Datum:
Ort:
Litauen
Lesedauer:
2 MIN

Die Teilnahme an Auslandseinsätzen gehört für die Soldatinnen und Soldaten zu einer ihrer Hauptaufgaben. Nicht in vielen einsatzgleichen Verpflichtungen (egV) gibt es die Möglichkeit, im Land herumzureisen. Im Rahmen eines Time Out Seminars wird den Soldaten des deutschen Kontingentes enhanced Forward Presence Litauen (DEU Ktgt eFPenhanced Forward Presence LTU) gemeinsam mit dem Militärpfarrer eine geschichtliche Reise ins litauische Vilnius ermöglicht.

Pfarrer und Bischof stehen vor dem Altar einer evangelischen Kirche.

Militärpfarrer Claus Wagner bedankt sich beim Bischof der lutherischen Kirche Mindaugas Sabutis

Markus Mader

Einsatzgleiche Verpflichtungen bedeuten meist ungewohnte Belastungen. Um vom Militäralltag abzuschalten, führte die Militärseelsorge mit den deutschen Kontingentangehörigen in Litauen ein Time-Out-Seminar durch. Hier wird zu einem gemeinsam erarbeiteten Thema mit geschichtlichem oder kirchlichem Hintergrund eine mehrtägige Freizeit gestaltet.

Geschichte zum anfassen

Nach langer russischer Herrschaft wurde vor rund 100 Jahren das unabhängige Litauen ausgerufen. So jung der Staat ist, so wechselvoll ist seine Geschichte. Vor wenigen Wochen verbrachten Soldatinnen und Soldaten der 1. Battle Company  (1. Kampfkompanie) der enhanced Forward Presence Battlegroup Litauen zwei Tage in einem Time-Out-Seminar unter der Leitung von Militärpfarrer Claus Wagner und Stabsfeldwebel Manuela A. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begaben sich dabei auf die Spuren der litauischen Geschichte in der Landeshauptstadt Vilnius. Die Begegnung mit dem Bischof der lutherischen Kirche in Litauen, Mindaugas Sabutis, wird dabei besonders nachdrücklich in Erinnerung bleiben. Er beschrieb eindrucksvoll die Geschichte der evangelischen Kirche.

Zwei in zivil gekleidete Soldaten stehen in einem Museumsraum vor einer Schautafel.

Auf die Spur der litauischen Geschichte begeben sich die Soldaten der eFPenhanced Forward Presence BG LTU in Vilnius

Markus Mader
Das Trauma sitzt tief

In Vilnius erfuhren die Soldatinnen und Soldaten, wie tief die Erinnerungen an die Zeit als Litauische Sozialistische Sowjetrepublik noch immer im Bewusstsein der litauischen Bevölkerung verankert sind. Wie war es, in einem totalitären Staat zu leben? Wie erlebte die Bevölkerung den Kalten Krieg? Ein Besuch im Museum der Okkupationen und Freiheitskämpfe, eine Art Gedenkstätte, verschaffte den deutschen Besucherinnen und Besuchern einen ersten Eindruck. Anhand eines Fragebogens konnten die Soldatinnen und Soldaten auf die Spur der fünf Jahrzehnte gehen und zogen ein eindeutiges Fazit. „Der Besuch im Museum hat mir deutlich gemacht, wie wichtig der Auftrag der Bundeswehr hier in Litauen ist“, resümiert ein Teilnehmer des Seminars.

Für viele Litauerinnen und Litauer bedeutete das Leben in dieser Zeit Verfolgung und Zensur in einem heute kaum vorstellbaren Ausmaß. Das Museum ist in einem ehemaligen KGB Hauptquartier untergebracht und erzählt die Geschichte von Tausenden Litauerinnen und Litauern, die ums Leben kamen, sowie vom Widerstand litauischer Partisanen bis in die 1950er Jahren gegen die Sowjets. Für viele der Soldatinnen und Soldaten wird nun greifbar, was der Schutz des Baltikums bedeutet und warum die Litauerinnen und Litauer die Präsenz der Bundeswehr schätzen und einfordern.

Nach dieser mehrtägigen Erfahrung können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerüstet wieder ihren militärischen Auftrag zum Schutz der NATO-Ostflanke aufnehmen.

von Markus Mader