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Manchmal fehlen die Worte. Manchmal ist es unbeschreiblich. Manchmal möchte man verstummen. Viele Soldat*innen, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, müssen andere Wege finden, um ihre Gefühle, ihre Eindrücke, ihre Ängste, aber auch ihre Hoffnungen auszudrücken.

Fotografie als Mittel, Gefühle auszudrücken

Fotografie als Mittel, Gefühle auszudrücken

Lina Cordes

Oberstarzt Dr. Helge Höllmer, Leiter des Zentrums für seelische Gesundheit am Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg, und Volko Lienhard, Fotograf und Kunsttherapeut aus Hamburg, haben gemeinsam mit Militärdekan Michael Rohde vom Evangelischen Militärpfarramt Hamburg I neue Wege des Zugangs zu diesen oft verborgenen Ebenen der Seele gesucht – und gefunden. Die Insel Rügen bot dazu einen hervorragenden Rahmen. Was häufig in Seminaren eher als Störung empfunden wird, war hier beabsichtigt, um über künstlerische Bearbeitung diese als nutzbar teilweise als sinnvoll zu verstehen. Die Teilnehmer bekamen Aufträge, Motive zu finden, die konkreten Lebens- und Gefühlssituationen entsprachen, um diese mit ihrem Smartphone zu fotografieren und dann mit Hilfe einer App zu bearbeiten. Selbst Bilder, die unter extremen, negativen und destruktiven Bedingungen entstehen, können in eine konstruktive Form umgewandelt werden.

Erstaunliche und faszinierende Ergebnisse zeigten sich bei der Präsentation und Besprechung der Kunstwerke. Bilder einer Exkursion nach Prora, einem riesigen teilsanierten Gebäudekomplex an der Ostseeküste, zeigten Lost Places, die Teile der Wirklichkeit in der Psyche der Teilnehmer widerspiegelten: Einblicke, die mit Worten nur schwer beschreibbar sind. Auch Hoffnung und Zukunftsperspektiven fanden ihren Weg durch die Kunstwerke in die Gruppe. „Nur schwer zu versprachlichende Wahrnehmungen, Empfindungen und innere Zustände wurden durch die Werke ausdrückbar und sichtbar, für sich selbst und für den Betrachter. Die Menschen fühlten sich verstanden, gesehen und konnten sich auch selbst in ihren Werken betrachten. Dies zeigte sich immer wieder befreiend und gibt Hoffnung, in der sprachlichen Psychotherapie wieder neue Räume zu schaffen“, beschrieb Helge Höllmer die Erkenntnisprozesse. Die erschaffenen Kunstwerke sind so faszinierend, dass die Teilnehmer überlegen, sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: „Eine hervorragende Idee“, unterstützt Michael Rohde diese Absicht. „Es ist ein großes Privileg, so tiefe Einblicke in die Erlebenswelt erhalten zu dürfen. Ich hoffe sehr, dass diese Form der Verarbeitung auch im Rahmen der Therapie zu Fortschritten führen wird. Ohne das Arbeitsfeld Seelsorge für unter Dienst- und Einsatzfolgen leidende Menschen (ASEM) der Evangelischen Militärseelsorge wären diese Erfahrungen nicht möglich.“

von Johanna Hullmann-Gast

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