Anerkannte Mission

Eva Holthuis: als deutsche Militärpfarrerin in Polen

Eva Holthuis: als deutsche Militärpfarrerin in Polen

Datum:
Ort:
Zamość
Lesedauer:
4 MIN

„Meine Tür steht immer offen“, betont die evangelische Militärpfarrerin Eva Holthuis. Sie ist seit Mitte September bei der Air and Missile Defence Task Force in Polen eingesetzt, welche einen Beitrag zur Sicherung des polnischen Luftraums leistet und damit die Luftverteidigung an der NATO-Ostflanke stärkt.

Schulterschlaufe mit Kreuz und den Wörtern „Domini sumus“

Schulterschlaufe der Evangelischen Militärseelsorge

Bundeswehr / Theresa Krumholz

Das symbolische Kreuz mit dem Motto der Evangelischen Militärseelsorge „Domini sumus – Wir gehören dem Herrn“ trägt die Militärgeistliche jeden Tag mit sich.

Wer ist Eva Holthuis?

Eine Militärpfarrerin steht vor Soldatinnen und Soldaten und liest etwas vor.

Militärpfarrerin Eva Holthuis bei ihrem ersten Feldgottesdient der anerkannten Mission in Polen

Bundeswehr / Theresa Krumholz

Mit ihrer offenen Art und ihrem ganz persönlichen Motto „Wir. Garantieren. Gastfreundschaft.“ hat die 59-jährige Pfarrerin, die das Evangelische Militärpfarramt Wesel leitet, schnell Anschluss an das 2. Kontingent gefunden. Sie ist bereits seit 2018 in der Militärseelsorge tätig und dies ist ihre zweite Auslandsverwendung. Zu Hause warten auf sie ihre drei Töchter und ihr Mann. Ihre Erfahrungen in der Gemeinde-, Krankenhaus-, und Notfallseelsorge kann sie sehr gut in der Militärseelsorge einbringen.

„Mich auf die unterschiedlichen Menschen und auf ihre Bedürfnisse einzustellen, sowohl sozial, psychologisch als auch geistlich“, gefällt ihr an der Militärseelsorge am besten.

Wir. Garantieren. Gastfreundschaft.

Die Militärpfarrerin und ihr Hilfssoldat stehen vor ihrer Bürotür. Auf dieser sind Plakate.

Das Motto „Wir.Garantieren.Gastfreundschaft.“ haben die Militärpfarrerin und OStGefr Robert S. verinnerlicht

Bundeswehr / Theresa Krumholz

Mit der genannten Gastfreundschaft sollen Türen geöffnet werden, auch im übertragenen Sinne. Dadurch werden Räume für Bedürfnisse, Nöte und Fragen geöffnet. Die Hauptaufgabe ihres Dienstes im Ausland ist es, da zu sein, wo Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst tun, und ihnen als Gesprächspartnerin zur Verfügung zu stehen. In solchen Gesprächen wird sie auch als geistliche Ansprechpartnerin in Anspruch genommen. „Sich erstmal als Mensch unter Menschen zu zeigen, mit allem, was zu mir gehört: Barrierefrei, inklusiv und unkompliziert – daraus ergibt sich der Rest“, beschreibt Militärpfarrerin Holthuis ihre Aufgaben. Besonders wichtig ist es ihr, die Soldatinnen und Soldaten auch dort aufzusuchen, wo sie arbeiten. Hier bei der Air and Missile Defence Task Force gibt es dislozierte Stellungen, in welchen die Soldatinnen und Soldaten in einem Schichtsystem ihren Dienst tun. „Ich besuche sie dort regelmäßig, um einerseits für Gespräche da zu sein, aber auch aus Interesse für ihren Dienst.“

Die Besonderheit Ausland

Eine Militärpfarrerin und ihr Unterstützungssoldat stehen nebeneinander.

Eva Holthuis ist die neue Militärpfarrerin bei eVAenhanced Vigilance Activities POLPetrol, Oil and Lubricants. Sie und Oberstabsgefreiter Robert S. stehen für alle Soldatinnen und Soldaten im Kontingent zum Gespräch zur Verfügung.

Bundeswehr / Theresa Krumholz

Die Arbeit im Ausland ist besonders. Die Soldatinnen und Soldaten leisten ihren Dienst in einer Extremsituation. Diese zeichnet sich durch den Schichtdienst, durch die eingeschränkte Freizeit und durch das Getrenntsein von der Familie und den Freunden aus. „Auch ich lerne hier viel. Ich sehe, wie die Menschen lernen, mit der über Monate hinweg eingeschränkten Situation umzugehen, und trotzdem nie die Freude an ihrem Dienst verlieren. Das beeindruckt mich sehr“, sagt Holthuis. Ihrer Meinung nach ist dabei das gegenseitige Vertrauen unfassbar wichtig. Als Militärpfarrerin ist sie für alle Soldatinnen und Soldaten, zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Beamtinnen und Beamten da und zwar unabhängig von Dienstgrad oder Ebenen. Das und auch ihre Pflicht zur Verschwiegenheit macht sie zu einer großen Stütze für das gesamte Kontingent. Was sie anbietet, ist „das Gespräch auf Augenhöhe im Vertrauen unter Menschen. Das kann den Soldatinnen und Soldaten helfen, denn die Verschwiegenheit gilt in allen Bereichen und aus Verschwiegenheit folgt Vertrauen.“

Feldgottesdienst

Soldatinnen und Soldaten singen beim Feldgottesdienst aus einem Gesangbuch.

Gemeinsamer Gesang hilft vielen Soldatinnen und Soldaten, eine Pause im Alltag zu machen

Bundeswehr / Theresa Krumholz

Jeden Sonntag wird dem gesamten Kontingent angeboten, an einem Gottesdienst teilzunehmen. Ihren ersten Gottesdient bei der Air and Missile Defence Task Force in Polen, am 17. September 2023, hat die Militärpfarrerin auch genutzt, um sich den Soldatinnen und Soldaten vorzustellen. Durch jeden Gottesdienst zieht sich ein roter Faden, ein Thema. Doch wie bereitet sie sich auf einen Gottesdienst vor?

Bereits zu Beginn einer Woche versucht sie die Stimmung im Kontingent aufzufangen. Was beschäftigt die Soldatinnen und Soldaten, wie bestreiten sie ihren Alltag? Denn jeder Gottesdienst wird von dieser Stimmung vor Ort geprägt, um eine „Ermutigung für die nächste Woche mitzugeben“. Sie stellt sich auch immer die Frage, wer vor ihr sitzt und wie sie mit Worten und Liedern diese Ermutigung gestalten kann.

Der Gottesdienst wird dann am kommenden Sonntag gefeiert. Hinter dem Betreuungszelt sitzen Soldatinnen und Soldaten auf Bierbänken in einem lockeren Halbkreis zusammen und genießen den Gottesdienst. „Ich möchte einen barrierefreien Gottesdienst gestalten. Ich bin zwar evangelische Militärpfarrerin, aber das bedeutet nicht, dass auch der Gottesdienst davon geprägt wird. Es sind Menschen aller Prägungen, aller Wertesysteme, aller Konfessionen zu meinem Gottesdienst eingeladen“, betont Holthuis.

Ihr erster Feldgottesdienst steht unter dem Motto „Ein Psalmwort für die Feldhosentasche“. Als kleine Erinnerungsgabe haben die Gäste ein komprimiertes Minihandtuch mit dem biblischen Psalm 139 Vers 5 „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“ bekommen.

Nach dem Feldgottesdient sind alle zu einem Getränk und etwas Gebäck eigeladen, um Gespräche zu ermöglichen und den Gottesdienst ausklingen zu lassen.

von PAO eVA POL