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Nachgefragt

Inspekteur des Heeres: Jeder Beitrag stärkt ukrainische Fähigkeit zur Verteidigung

Landes- und Bündnisverteidigung
Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Mit dem Satz „Die Bundeswehr steht mehr oder weniger blank da“ machte Generalleutnant Alfons Mais, der Inspekteur des Heeres, zu Beginn des Ukraine-Kriegs auf die begrenzten Fähigkeiten der Bundeswehr aufmerksam. Was hat sich seitdem geändert? Und was bedeutet dieser Krieg jetzt und künftig für das Heer? Mais gibt Antworten in „Nachgefragt“.

Der ranghöchste Soldat des deutschen Heeres spricht bei „Nachgefragt“ über Nachholbedarf in seiner Teilstreitkraft und über Waffenlieferungen an die Ukraine.

„Wir sind sehr gut dazu in der Lage, uns auf Aufträge mittel- und langfristig einzustellen. Das kriegen wir organisatorisch sehr gut hin“, bekräftigt Mais. Aber: „Unsere Blankheit beginnt da, wo wir Dinge von heute auf morgen machen müssen.“ Die „Fähigkeit zum Kaltstart“ habe das Heer nicht mehr. Das habe er mit seinem Post, der Schlagzeilen machte, ausdrücken wollen.

Zweites Thema bei „Nachgefragt“: Die Waffenlieferungen an die Ukraine. Machen ganze sieben Panzerhaubitzen aus deutscher Produktion wirklich in der aktuellen Lage einen Unterschied? „Das hört sich nicht so viel an“, räumt Mais ein. Aber zusammen mit den fünf niederländischen Panzerhaubitzen sei das fast eine komplette Batterie.  „All diese Unterstützungsleistungen muss man sich wie ein großes Mosaik vorstellen. Jeder Beitrag stärkt die ukrainische Verteidigungsfähigkeit und ist wertvoll“, betont Mais und bekräftigt:  Die deutschen Panzerhaubitzen seien im besten Zustand, weil sie frisch aus der Wartung kämen. „Das war der beste Weg, es so zu tun.“ 

Die Ukraine brauche neben tragbaren Abwehrwaffen in der aktuellen Phase des Krieges eben auch schweres Gerät: „Am Ende des Tages macht es immer die Mischung. Sie brauchen das ganze Portfolio, um die größte Wirkung zu erzielen“, resümiert der General. In diesem Zusammenhang geht Mais auch auf die Ausbildung ukrainischer Artilleristen in Deutschland ein, die vor wenigen Tagen angelaufen ist. Sie folge einem im Heer schon lange bewährten Prinzip: „Vormachen, erklären, nachmachen lassen, verbessern und üben.“ Ziel sei es, die Systeme danach „möglichst bedienungssicher“ an die ukrainischen Soldaten zu übergeben.

Ein aktuelles Bild des Leistungsstands des Heeres hat sich Mais kürzlich während der Übung „Wettiner Heide“ in Bergen gemacht. Hier trainierten unter deutscher Führung neun Nationen mit rund 7000 Soldaten und Soldatinnen die Verlegung von schnellen Eingreifkräften der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Die Übung war schon lange geplant. Die Stimmung der Übungstruppe jedoch, stellte Mais bei seinem Besuch fest, habe sich durch den Ukraine-Krieg völlig gewandelt. Der Inspekteur konkret: „Die Soldatinnen und Soldaten stellen sofort den Bezug her zu dem, was sie abends in den Nachrichten sehen. Da ist ein Gefühl der Anspannung.“

Für das Heer, dessen oberster Soldat er ist, wünscht sich Mais vor allem, „dass wir weiterhin sehr gutes Personal bekommen.“ Menschen, nicht Waffensysteme seien der Kern des Heeres. „Das sind rund 63.000 Männer und Frauen im Heer, die am Ende des Tages den Kopf hinhalten. Um die müssen wir uns kümmern.“ Die notwendige materielle Vollausstattung sei nicht weniger dringlich. Vor allem im Bereich der Digitalisierung, sei man „Dekaden hinter dem Stand der Technik“. Das mache ihm große Sorgen, resümiert Mais. 

Zur Person: Generalleutnant Alfons Mais wurde am 24. April 1962 in Koblenz geboren und ist heute der 21. Inspekteur des deutschen Heeres. Alle rund 63.000 Soldaten und Soldatinnen dieser Teilstreitkraft befehligt er. Mais begann seine militärische Karriere 1981 bei den Heeresfliegern, diente zweimal in Afghanistan und zweimal auf dem Balkan.

von Stefanie Brauner

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