Cyber- und Informationsraum

Digitalisierung auf dem Gefechtsfeld – Der Anteil CIRCyber- und Informationsraum am Battle Management System

Digitalisierung auf dem Gefechtsfeld – Der Anteil CIRCyber- und Informationsraum am Battle Management System

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
5 MIN

Dynamische Entwicklungen, schnellere Abläufe, vor allem aber digital – so wird das Gefechtsfeld von morgen beschrieben. Um mit diesen Entwicklungen Schritt halten zu können, bedarf es zukunftsorientierter Lösungen in den Streitkräften. Eine dieser Lösungen ist das Battle Management System (BMSBattle Management System) der Firma Systematic. Dieses digitale Führungssystem wird künftig präzise, aktuelle und schnelle Lagebilder liefern – nahezu in Echtzeit. Doch bevor das System Lageinformationen verarbeiten kann, müssen Softwarepakete richtig programmiert, Server aufgesetzt und die Systeme in den Gefechtsfahrzeugen richtig konfiguriert werden. Zuständig ist dafür das Zentrum für Softwarekompetenz der Bundeswehr mit seiner Außenstelle in Munster. Dort führt das Dezernat mobile Führungssysteme umfangreiche Tests an und mit dem neuen Führungssystem durch.

Ein Soldat sitzt im Fahrzeug und pflegt Daten in das BMS ein.

Schon in Bruchteilen von Sekunden werden aufgeklärte Gefahren in Informationen umgewandelt und mit dem Gefechtsstand geteilt.

Bundeswehr/Stefan Uj

Aus gedeckter Position beobachtet der Spähtrupp im Fennek das weit offenliegende Gelände vor sich. Alles scheint ruhig. Gerade als der Fahrzeugkommandant beschließt, den Beobachtungshalt zu beenden, entdeckt er zwei feindliche Fahrzeuge. Schnell fliegen seine Finger über das Display vor ihm, auf dem die Umgebungskarte abgebildet ist. Er wählt die militärischen Symbole, die den Feindfahrzeugen entsprechen, per Touch-Steuerung aus und bestätigt seine Eingabe. Sekunden später erscheinen diese auf dem Großbildschirm im Gefechtsstand und werden so Teil des Lagebilds. Während der Bataillonsstab die Informationen verarbeitet, um Entscheidungen für das Gefecht vorzubereiten, werden alle vernetzten Gefechtsteilnehmer mit den gesammelten Daten versorgt. Dank digitaler Übertragungswege kann die Führung militärischer Operation so präziser und zugleich schneller erfolgen als bisher. Möglich macht dies das neue digitale Führungssystem der Landstreitkräfte.

Ein Soldat erklärt den anderen in einem lockeren Halbkreis die aktuelle Situation in der Übung.

Bevor ein Übungsabschnitt beginnt, werden alle Teilnehmenden durch den Leitenden in die aktuelle Situation eingewiesen - so kennt jeder Einzelne seine persönliche Aufgabe.

2021 Bundeswehr/Stefan Uj

Die streitkräftegemeinsame Technologie ermöglicht die Digitalisierung von landbasierten Operationen und damit präziseres Führen auf dem Gefechtsfeld von morgen. Und das nicht nur für die Bundeswehr. Denn die zu Grunde liegende Software „Sitaware“ wird bereits von einigen NATO-Partnern verwendet und ist durchaus einsatzbewährt. Mit der Integration des Systems in die Verbände der Bundeswehr trägt das digitale Führungssystem auch zur Stärkung der Interoperabilität innerhalb des Staaten-Bündnisses bei. Dies wird insbesondere dadurch sichtbar, dass die Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ als erste Brigade der Bundeswehr die neue Technologie erhalten wird. Denn sie wird die Führung für die Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) 2023 übernehmen und damit verantwortlich für die Geschicke der schnellen Eingreiftruppe der NATO sein.

Von Anfang an dabei

Portraitaufnahme des Herrn Oberstleutnant B. vor dem Wappen des Zentrums für Softwarekompetenz.

Für eine reibungslose Implementierung und Nutzung des Systems ist Oberstleutnant R. (* geändert durch die Redaktion) mit seinem Team zuständig.

2021 Bundeswehr/Stefan Uj

Damit die Panzergrenadierbrigade 37 zeitgerecht ihren Auftrag übernehmen kann, müssen noch letzte Tests an und mit der Software durchgeführt, Server aufgesetzt und die Systeme in die verschiedenen Fahrzeuge integriert werden. „Dafür sind mein Team und ich zuständig“, erklärt Oberstleutnant R. (* geändert durch die Redaktion) vom Zentrum für Softwarekompetenz der Bundeswehr (ZSwKBw). Er ist an der Außenstelle in Munster Sachgebietsleiter Technik Einsatzprüfung für mobile Führungssysteme und Testleiter für das neue digitale Führungssystem. In dieser Rolle ist er mit seinen Soldatinnen und Soldaten für die Erprobung und Konfiguration der Software und für die Integration des gesamten Systems in die bestehenden Fahrzeuge verantwortlich. Und letztlich unterstützt sein Team auch die Einsatzprüfung des Systems, die zusammen mit den Heereskameraden des Stab Test und Versuch in Munster durchgeführt wird.

„Unser Ziel ist, die Einsatzreife des Systems in diesem Jahr nachweisen zu können, damit das neue Führungssystem bei der Zertifizierungsübung für VJTF23 in der ersten Jahreshälfte 2022 von der Panzergrenadierbrigade 37 genutzt werden kann“, blickt Oberstleutnant R. optimistisch in die Zukunft.

Zu diesem Zeitpunkt werden Soldatinnen und Soldaten aus dem militärischen Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum mehr als zwei Jahre in den Beschaffungs- und Integrationsprozess des neuen digitalen Führungssystems eingebunden gewesen sein. Denn „bereits bei der ersten Sichtung von möglichen Produkten sind die Expertinnen und Experten vom ZSwKBw in eine Analysephase eingebunden und geben ihre fachliche Einschätzung ab“, ordnet R. die Rolle des ZSwKBw in der Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr ein, das für Rüstungsprojekte die Verantwortung trägt.

Immer vom Nutzer her gedacht

Doch die eigentliche Arbeit begann erst, nachdem die Software „Sitaware“ des Herstellers Systematic GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung den Zuschlag als Grundlagensoftware des BMSBattle Management System erhielt. Nach der Erprobung und Konfiguration des gesamten Softwarepakets, das als Bündel von der BWI GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung bereitgestellt wird, galt es, das System an die bestehenden Plattformen – also die Hardware in den Fahrzeugen, die zum Einsatz kommen sollen – anzupassen. Dabei werden alle Bestandteile der Software auf Herz und Nieren getestet und bereits erste Kinderkrankheiten beseitigt. Im Anschluss wurde das Zusammenspiel der Software für das BMSBattle Management System mit den Systemen für Kommunikation auf den Fahrzeugen getestet. „Wir arbeiten da oft wie ein Eisberg im Verborgenen. Aber diese Arbeit ist wichtig, damit man hinterher die Spitze des Berges – nämlich das funktionierende System beim Nutzer – auch wirklich sehen kann“, würdigt R. die Leistung seines Teams. Zugleich betont er: „Wir gucken dabei immer, wie muss das System für den späteren Nutzer funktionieren.“

Die konkreten Vorgaben für die Erprobung kommen vom Stab Test und Versuch, also der Stelle des Heeres, die eng mit dem ZSwKBw in Munster zusammenarbeitet. Mit einem vorgefertigten Ablauf, der vom Heer als Szenario bereitgestellt wird, werden taktische Abläufe dargestellt, die realen Gefechtsszenarien nahekommen. Das bietet die Grundlage, um technische Funktionalitäten der bereitgestellten Software zu prüfen. Oberstleutnant R. beschreibt diese Vorgaben als „Drehbuch, das sich an taktischen Szenarien orientiert. Dadurch werden verschiedene Testparameter überprüft, insbesondere die Übermittlung der militärischen Symbole zwischen den Führungsebenen.“ Denn das ist die Hauptanforderungen an das BMSBattle Management System: präzise und schnelle Übertragung von Informationen.

Die Entwicklung ist nicht zu Ende

Ein Soldat zeigt mit seiner rechten Hand auf den Monitor des Systems.

Die Zertifizierungsübung zur VJTF23 wird die erste Bewährungsprobe für das neue digitale Führungssystem. Bis dahin werden noch einige Tests durchgeführt.

Bundeswehr/Stefan Uj

Noch mehrere Testzyklen werden die Soldatinnen und Soldaten um Oberstleutnant R. absolvieren, ehe das neue digitale Führungssystem seine Einsatzreife erreichen wird. Anfang 2022 stünde dann einer Ausstattung der ersten Fahrzeuge der Panzergrenadierbrigade 37 und der Testung des Systems unter Gefechtsbedingungen bei der Zertifizierungsübung nichts mehr im Wege.

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Nahezu zwei Jahre werden die Expertinnen und Experten der Außenstelle in Munster dann das Rüstungsprojekt begleitet haben. Doch auch mit dem Meilenstein der Einsatzreife endet dieses Projekt nicht. Systemupdates müssen eingespielt und das System an weitere Fahrzeugplattformen angepasst werden. Dann werden zukünftig alle Gefechtsfahrzeuge der Brigade „Freistaat Sachsen“ bis zum Kampfpanzer mit dem neuen digitalen Führungssystem ausgestattet sein.

von Patrick Schüring  E-Mail schreiben

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