Cyber- und Informationsraum
ITInformationstechnik-Übung

Die Provider für den Ernstfall üben bei Gelber Merkur 2025

Die Provider für den Ernstfall üben bei Gelber Merkur 2025

Datum:
Ort:
Gerolstein
Lesedauer:
4 MIN

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Netzwerke, Server und Satelliten sind die lebenswichtigen Organe der digitalisierten Welt. Mit diesen Mitteln Kommunikation und somit Führungsfähigkeit sicherzustellen, ist die Aufgabe der ITInformationstechnik-Truppen der Bundeswehr. Oberstleutnant Sascha Günther, Kommandeur des ITInformationstechnik-Bataillons 281 in Gerolstein, erklärt, wie das auch unter Gefechtsbedingungen funktionieren kann.

Eine große olivgrüne Satellitenschüssel mit zugehöriger Technik steht abgetarnt vor einem Gebüsch.

Keine leichte Aufgabe: In einer Gefechtssituation müssen die ITInformationstechnik-Kräfte mit ihrem Gerät bestmöglich mit der Umgebung verschmelzen. Hier zu sehen eine Anlage zur Satellitenkommunikation, versteckt auf einem alten Flugplatz mitten in Deutschland.

Bundeswehr/Maximilian Bosse

Der Strom kommt aus der Steckdose und das Internet aus der Telefonleitung? Ganz so einfach ist es oft leider nicht. Während es in fester Infrastruktur heutzutage kein Problem mehr ist, eine Verbindung zu jedem Ort auf der Welt herzustellen, ist das im Gelände schon deutlich schwieriger. Noch komplexer wird dies für Truppen, die im Ernstfall irgendwo auf NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebiet eingesetzt sind und dennoch untereinander kommunizieren müssen.

An dieser Stelle kommen die sogenannten Service Delivery Points (SDPService Delivery Point) der ITInformationstechnik-Bataillone ins Spiel. Mit ihnen kann binnen kürzester Zeit und von überall eine Anbindung gewährleistet werden, wie zuletzt bei der Übung Gelber Merkur 2025 unter Beweis gestellt wurde. Oberstleutnant Sascha Günther ist Kommandeur eines solchen Bataillons im rheinland-pfälzischen Gerolstein und erklärt, worauf es im Fall einer militärischen Eskalation ankommt:

Ein Soldat in Flecktarn blickt zum Porträt in die Kamera, hinter ihm sind Tarnnetze eines SDP zu sehen.

Der Kommandeur des ITInformationstechnik-Bataillons 281 gibt Auskunft über Fähigkeiten und Herausforderungen seiner Soldatinnen und Soldaten

Bundeswehr/Maximilian Bosse

Die Service Delivery Points sind das Herzstück der Übung Gelber Merkur. Wie kann man sich diese vereinfacht vorstellen? 

Zu Beginn dieses Jahres haben wir uns in den Verbänden der ITInformationstechnik-Truppen umorganisiert. Ein Service Delivery Point verbindet nun unterschiedliche Spezialfähigkeiten so, dass alle von uns bereitgestellten ITInformationstechnik-Services als „Gesamtpaket“ an jedem Ort bereitgestellt werden können. Das geht von Satellitenkommunikation über Netzwerktechnik bis hin zu Servern, mit denen wir spezielle Anwendungen für die unterschiedlichen Gefechtsstände bereitstellen. So können wir unsere ITInformationstechnik-Services schneller und flexibler bereitstellen, weil das Personal mit dem Material bereits eingespielt ist und nicht mehr erst für den einzelnen Auftrag zusammengeführt werden muss.

Welchen Vorteil erhoffen Sie sich von dieser Bündelung der Fähigkeiten?

Die Soldatinnen und Soldaten sind in der neuen Struktur besser aufeinander eingespielt, weil wir genau in den Teams gemeinsam trainieren, in denen wir auch tatsächlich eingesetzt werden. Das verbessert nicht nur unsere Fähigkeiten in der speziellen Aufgabe zur Bereitstellung von Informationstechnik, sondern auch unser Zusammenwirken in unseren militärischen Aufgaben, zum Beispiel die Sicherung der eigenen Fernmeldestelle, der Schutz vor Drohnenbedrohungen, das schnelle Verlegen, der Eigenschutz auf dem Marsch und vieles mehr. Kurz gesagt: Wir trainieren so, wie wir im Ernstfall kämpfen müssen.

Wie wäre das in der Praxis, wenn sich die Truppe, also die Bundeswehr, in einem realen Gefecht bewähren müsste? Welchen Stellenwert hätten die SDPsService Delivery Points dann? 

Moderne Kommunikation ist von der Verfügbarkeit von Informationstechnik abhängig. Ohne Informationstechnik kommen keine Aufklärungsergebnisse zu den militärischen Führungseinrichtungen und keine Befehle zur teils weit verteilten Truppe. Das wissen natürlich nicht nur wir, sondern auch jeder potenzielle Gegner. Deswegen sind Führungs- und Kommunikationseinrichtungen durchaus wertvolle Ziele gegnerischer Akteure. Unsere Einheiten müssen damit nicht nur gut im Einrichten und Betreiben von Informationstechnik sein, sondern zusätzlich immer auch den Schutz vor Sabotage und auch tatsächlichen Angriffen, aber auch vor Cyberangriffen berücksichtigen. 

Oberstleutnant Sascha Günther, Kommandeur ITBtl 281
Der beste Schutz gegen den direkten Angriff ist und bleibt es, eben nicht am Ort des Angriffs zu sein.

Es geht also bei der Übung nicht nur um den Betrieb eines solchen SDPService Delivery Point, sondern auch darum, wie das in einer dynamischen Gefechtssituation funktionieren würde? 

Genau das. Wir üben hier im Wesentlichen drei Aufgaben: zum einen natürlich das Bereitstellen unserer ITInformationstechnik-Services in einem beweglich geführten Gefecht. Dabei kommt es darauf an, die Systeme schnell auf- und abzubauen und den Standort flexibel zu wechseln, um der Truppe zu folgen und gleichzeitig die eigene Verwundbarkeit zu minimieren. Dazu kommen dann auch die allgemeinen Aufgaben, zum Beispiel das Sichern der Fernmeldestelle oder auch Maßnahmen gegen die zunehmende Bedrohung durch Drohnen. Und zu guter Letzt gilt es auch, ein zunehmend komplexes Netz aus Service Delivery Points stets so zu koordinieren, dass an allen Orten im richtigen Zeitfenster genau die Services verfügbar sind, die benötigt werden. Dabei wechselt die Übungstruppe ihre Aufbauorte zum einen planmäßig, um das Netz vor Angriffen zu schützen, aber zum anderen auch unplanmäßig, zum Beispiel, um einer aufgeklärten Bedrohung schnell auszuweichen. Der beste Schutz gegen den direkten Angriff ist und bleibt es, eben nicht am Ort des Angriffs zu sein.

Wo sehen Sie hier die Herausforderung für die übende Truppe und wie begegnen Sie dem als Vorgesetzter? 

Wir verändern gerade unsere Verfahren an vielen Stellen in unglaublicher Geschwindigkeit, um uns den sich ändernden Bedingungen auf dem Gefechtsfeld, aber auch dem rasanten technologischen Fortschritt anzupassen. Veränderungen schmerzen immer, der Mensch ist sprichwörtlich ein Gewohnheitstier. Dem begegnen wir zum einen dadurch, dass wir dies als Vorgesetzte einordnen und erklären, aber vor allem auch mit Ausbildung. Die Soldatinnen und Soldaten beweisen in der Übung täglich und in beeindruckender Weise, dass die Ausbildung Früchte trägt und vor allem ihre hohe Bereitschaft, auf die sich ändernden Rahmenbedingungen schnell zu reagieren.

Ein Soldat blickt auf einen Bildschirm mit einer Karte.

Nur wenn alle Instanzen tadellos zusammenarbeiten, klappt auch die Anbindung: Die Übungskontrolle behält den Überblick über den Standort der eigenen Kräfte sowie auch der (in der Übung nur simulierten) aufgeklärten Feindkräfte

Bundeswehr/Maximilian Bosse
Eine circa 40 Zentimeter große, handelsübliche Drohne im Schwebeflug.

Drohnen haben auf dem Gefechtsfeld des 21. Jahrhunderts ihren festen Platz und sind eine mitunter tödliche Gefahr für die Soldatinnen und Soldaten. Hat das kleine Fluggerät den Standort der Truppe aufgeklärt, muss schnell der eigene Standort …

Bundeswehr/Maximilian Bosse
von Maximilian  Bosse  E-Mail schreiben

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