Funkkreis

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Warum geht man nicht wieder zu dem alten System zurück?
Das Auswahlverfahren, wie wird das aussehen?
Wie soll besoldet werden?
Mit welchem Vorgesetztenverhältnis wird das geregelt?

(A): Hauptmann Matthias Lehna

(B): Oberst i. G. Kai Hartmann

C): Bootsmann Hendrick Kappe, Personalbearbeiter

(D): Oberstabsgefreiter Sebastian Mewes

(E): Oberstabsgefreiter Kai Schmidt


(A): Das waren Stimmen aus der Truppe zum Thema Korporal. 5.000 Dienstposten soll es in zehn Jahren dazu geben. 1.000 werden schon nächstes Jahr geschaffen. Zu dem Thema heute bei uns zu Gast im Funkkreis: Oberst i. G. Kai Hartmann. Guten Tag, Herr Oberst.

(B): Guten Tag, Herr Hauptmann Lehna.

(A): Ja, der Korporal kommt, und um Korporal zu werden, gibt es bestimmte Voraussetzungen. Herr Oberst, können Sie schon gleich eigentlich sagen, was braucht man für Voraussetzungen, um Korporal werden zu können?

(B): Ja, mit dem Korporal betreten wir ja Neuland. Das letzte Mal haben wir ja vor gut 20 Jahren/25 Jahren Dienstgrade entsprechend neu eingeführt. Der Korporal ist dementsprechend Neuland. Was wir tatsächlich haben, ist, dass jetzt die Auswahlverfahren gestartet haben. Es ist so, dass Dienstposten entsprechend ausgeschrieben sind, und um Korporal zu werden, müssen Sie sich auf einen Korporal-Dienstposten Ihrer Einheit, Ihres Verbandes entsprechend bewerben. Und dazu müssen Sie mindestens drei Jahre im Dienstgrad Oberstabsgefreiter gewesen sein, müssen noch eine Restdienstzeit von drei Jahren vor sich haben. Da reicht dann aber auch eine Verpflichtungserklärung, und Sie müssen natürlich die Voraussetzungen für den Dienstposten mitbringen.

(A): Und die wären da genau?

(B): Die Voraussetzungen für den Dienstposten hängen von dem Dienstposten selber ab. Ein Scharfschütze zum Beispiel wird sicherlich andere Voraussetzungen erfüllen müssen, als im Bereich der Pioniere beispielsweise erforderlich ist. Es ist sehr dienstpostenspezifisch.

(A): Ah ok, ich verstehe. Also drei Jahre als Oberstabsgefreiter, mindesten drei Jahre Restdienstzeit und dann sind theoretisch formal die ersten Voraussetzungen erfüllt. Aber jetzt mal ganz banal. Wie sollen überhaupt die neuen Dienstgradklappen ausschauen?

(B): Ja, um auf die Frage zu antworten, muss ich Sie noch ein wenig um Geduld bitten, denn es ist tatsächlich so, dass bei den Korporal-Dienstklappen der Bundespräsident nicht nur mitspricht, sondern letztendlich auch die entsprechende Anordnung trifft. Da gibt es die sogenannte Anordnung des Bundespräsidenten über die Dienstgradabzeichen und Uniform der Soldaten. Und genau in dieser Anweisung entscheidet dann der Bundespräsident auf unseren Vorschlag hin, wie das dann aussieht, und dementsprechend ist diese Änderung in der Finalisierung. Ich kann vielleicht nur so viel sagen, dass wir beabsichtigen, nach der bisherigen Logik unserer bisherigen Dienstgrade zu bleiben, die sich ja bewährt hat, aber ansonsten brauchen wir da noch ein bisschen Zeit.

(A): So wie man anfangs der Folge ja schon hören konnte, gibt es reges Interesse aus der Truppe. Ich übergebe an die Marine.

(C): Mein Name ist Hendrick Kappe. Ich bin Personalbootsmann auf der Fregatte „Hamburg“ und zum Thema Korporal habe ich folgende Frage: Das Auswahlverfahren, wie wird das aussehen? Müssen sich Bewerber nur gegen Mitbewerber der eigenen Einheit durchsetzen oder ist es ähnlich wie bei den BSBerufssoldat-Auswahlkonferenzen gesamtheitlich?

(B): Ja, also mit dem Auswahlverfahren betreten wir in der Tat Neuland. Die ersten Dienstposten wollen wir ja in den Jahren 2021/22 besetzen. Diese Dienstposten wurden mittlerweile ausgeschrieben. Auf diese Dienstposten kann man sich bewerben und zwar, wenn man, dass ist wichtig, in dem entsprechenden Verband verwendet wird, in dem dieser Korporal-Dienstposten zu besetzen ist. Darüber hinaus müssen Sie natürlich die Voraussetzung dieses Dienstpostens erfüllen, also die sogenannten dienstpostengebundenen Voraussetzungen. Zusätzlich muss man drei Jahre Oberstabsgefreiter sein und noch eine dreijährige Restdienstzeit haben. All diese Details, vielleicht noch dazu, hat dann auch Ihr Personalbearbeiter in der Einheit oder im Verband und es wird auch im Intranet veröffentlicht. Wichtig ist da bei allen: Das Votum der Vorgesetzten vor Ort wird maßgeblichen Einfluss darauf haben, wer dann für diesen Korporal-Dienstposten ausgewählt wird.

(A): Gut, ok. Ich denke, da schließt sich die zweite Frage von dem Personalbootsmann noch mit an, und die spielen wir jetzt ein.

(C): Auf der Fregatte „Hamburg“ haben wir zwei Dienstposten für den Korporal. Wenn diese beiden belegt sind, wo ist dann der Anreiz für andere Soldaten, sich zum Korporal zu bewerben?

(B): Ja, also erst mal, glaube ich, liegt es in der Natur der Sache, dass Spitzenämter, und über die reden wir hier ja, in ihrer Anzahl begrenzt sind. Also nicht beliebig verfügbar sind. Dann ist es regelmäßig so, wenn der Dienstposteninhaber oder die Dienstposteninhaberin dann ausscheidet oder beispielsweise versetzt wird, wird dieser frei und entsprechend nachbesetzt. Jetzt befinden wir uns ja gerade in der Phase der Implementierung. Dort haben wir das so geregelt, dass wir nicht alle Korporal-Dienstposten auf einen Schlag ausbringen, sondern wir das über die nächsten Jahre strecken. Es wird also regelmäßig Ausschreibungen und regelmäßig Bewerbungsmöglichkeiten in den jeweiligen Verband entsprechend geben. Wichtig ist uns ja, die kleine Kampfgemeinschaft in dem jeweiligen Verband zu stärken. Der Korporal soll ja in seiner Profession aufwachsen, und er soll letztendlich der oder die Wissens- und Erfahrungsträgerin sein. Daher ist die Möglichkeit, sich zu bewerben, immer auch auf den jeweiligen Verband bezogen, um dessen Korporal-Dienstposten es geht.

(A): Ja, ok gut, ich denke, da kommt noch mal Klarheit rein. Ich würde jetzt gerne von der Marine zum Heer wechseln. Wir haben dort einen Kameraden, der auch eine spannende Frage hat. Ich gebe die einfach mal so weiter.

(D): Mein Name ist Sebastian Mewes. Ich bin Oberstabsgefreiter in der 5. Kompanie des Logistikbataillons 172 in Beelitz. Der Korporal/Stabskorporal soll als militärischer Führer auf der Mannschaftsebene dienen. Mit welchem Vorgesetztenverhältnis wird das geregelt? Ist er dann automatisch jedem Mannschaftsdienstgrad nach § 5 vorgesetzt?

(B): An der Vorgesetztenverordnung wird sich nichts ändern. Dafür gibt es auch keinen Anlass. Korporale werden also nicht allen andern Mannschaften automatisch vorgesetzt sein, sondern allenfalls dort, wo die Aufgabe beziehungsweise der Auftrag dies zeitlich und örtlich erfordert.

(A): Gut, jetzt von der Vorgesetztenverordnung gleich ein Sprung, denn der gleiche Kamerad würde nämlich noch gerne wissen, wie sich das international alles einordnet. Wir hören noch mal seine Frage.

(D): Wo ordnet man den Korporal/ Stabskorporal im internationalen Bereich ein? Wieder bei OR-4 wie den Oberstabsgefreiten oder sogar bei OR-5 wie den Unteroffizier?

(B): Also die beiden Korporal-Dienstgrade sollen in der Tat als höchste Mannschaftsdienstgrade einsortiert werden. Der Prozess läuft auch derzeit im Hintergrund. Über die genaue Einstufung ist noch nicht entschieden. Ich selber gehe aber davon aus, dass eine Einstufung von OR-4 erfolgen wird.

(A): Ich will noch die letzte Frage von dem Kameraden aus dem Heer einbringen. Es ist eine sehr knifflige Frage. Mal schauen, wie da Ihre Antwort drauf ist.

(D): Warum hat man die Unteroffiziere ohne Portepee aus dem Truppendienst entfernt, um jetzt festzustellen, dass man eine Lücke in der Befehlsstruktur hat, um diese nun mit einem neu geschaffenen Dienstgrad in der Mannschaftslaufbahn wieder zu schließen? Warum geht man nicht wieder zu dem alten System zurück?

(B): Ja, das ist in der Tat eine komplexe Frage. Kurz und einfach gesagt: 2002 und 2005 haben wir die Laufbahnen das letzte Mal neu sortiert, also die Laufbahn der Unteroffiziere und der Mannschaften. Damals stand die zivilberufliche Qualifikation für militärische Verwendungen im Vordergrund. Wir kennen das heute noch unter den Begriffen der zivilen Aus- und Weiterbildung, also ZAW, beziehungsweise mit der Möglichkeit, mit einem höheren Dienstgrad entsprechend eingestellt zu werden. Für Verwendungen im Truppendienst gab es damals und gibt es auch heute auf der Ebene der Unteroffiziere keine wirklich passende zivilberufliche Entsprechung. Deshalb hatte man damals entschieden, sich auf der Ebene der Unteroffiziere ohne Portepee auf die sogenannten Fachlaufbahnen zu konzentrieren und im Truppendienst oberhalb der Ebene der Mannschaften als nächste Ebene den Feldwebel anzusiedeln. Das heißt auch in unserer heutigen Logik, die unverändert gilt, steht der Korporal nicht in Konkurrenz zu den Unteroffizieren ohne Portepee, die andersartige Aufgaben wahrnehmen. Jetzt muss man der Vollständigkeit halber sagen, dass Mannschaften damals in der Regel auch nur vier bis acht Jahre in den Streitkräften Dienst leisteten. Längere Verpflichtungszeiten waren ja damals, die Älteren werden sich erinnern, eher die Ausnahme. So, nun gibt es zwei wesentliche Gründe, die uns 15 Jahre später zu der Einführung der neuen Spitzendienstgrade bewogen haben. Erstens: die Aufgaben. Mannschaften nehmen heute, anders als früher, auf Grund der deutlich längeren Verpflichtungszeiten und der Einsatzrealitäten einfach umfangreichere oder breitere oder höherwertige Tätigkeiten wahr. Und zweitens: Wir wollten das Leistungsprinzip wieder stärken. Zuletzt durch die bis zum Oberstabsgefreiten gebündelten Dienstposten war das ja etwas in den Hintergrund getreten.

(A): Um das Stichwort Leistungsprinzip wieder aufzunehmen, wie ist überhaupt die Besoldungsstufe des Korporals?

(B): Ja, die Frage ist einfach zu beantworten. Die Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes mit der entsprechenden Tabelle ist ja beschlossen, das heißt, Korporale werden in der Besoldungsgruppe A6 und Stabskorporale in der Besoldungsgruppe A6 mit Zulage vergütet.

(A): Da habe ich jetzt persönlich noch mal eine Frage. Ist das nicht vielleicht auch problematisch in Einheiten, wenn die Unteroffiziere, die frisch von ihren Unteroffizierslehrgängen kommen, sich diesen ehemaligen altgestandenen Mannschaftssoldaten gegenübersehen und dann wahrscheinlich sogar niedriger besoldet werden? Wie soll das dann im gesamtinternen Einheitsgefühl zusammenpassen?

(B): Naja die Situation haben Sie ja immer, wenn Sie jemanden vergleichen, der neu einsteigt, ohne Erfahrung, der immer auf einer niedrigeren Erfahrungsstufe und Besoldungsstufe einsteigt, als jemand, der schon lange bei den Streitkräften dabei ist. Das haben Sie immer bei diesen Verzahnungsämtern. Es ist immer nur bedingt möglich, dass Sie das höchste Amt einer Laufbahn, das ja am Ende erreicht wird, mit viel Erfahrung vergleichen mit dem Einstiegsamt einer anderen Laufbahn. Das heißt, das haben wir bei den Mannschaften und Unteroffizieren, bei den Unteroffizieren zu den Feldwebeln, das haben Sie aber auch bei den Feldwebeln zu den Offizieren. Also immer, wenn Sie diese Verzahnungsämter vergleichen, vergleichen Sie eigentlich ein Stück weit Äpfel mit Birnen. Also gibt es diese Konkurrenz in der Praxis, wenn Sie Gleiches mit Gleichem vergleichen, nicht.

(A): Ok, also das sogenannte Senioritätsprinzip wird hier auch weiter angewandt.

(B): Korrekt. Also der Oberstabsgefreite beziehungsweise der Korporal und der Stabskorporal sind ja die Spitzendienstgrade in der Laufbahn der Mannschaften des Truppendienstes. Korporal/Stabskorporal können Sie werden, nachdem Sie drei Jahre Oberstabsgefreiter waren oder sind, dementsprechend natürlich auch über die entsprechende Erfahrung verfügen, dass Sie dann auch die Verwendung fortführen, quasi auf der Ebene der Korporale dann von diesen Erfahrungen profitieren. Und das drückt sich dann natürlich auch in der entsprechenden Besoldungshöhe aus.

(A): Hier haben wir noch einen Kameraden der Luftwaffe mit einer Frage zu einem Sonderfall.

(E): Mein Name ist Kai Schmidt, Oberstabsgefreiter. Ich arbeite im Kommando Luftwaffe im Stabsquartier. Wie sehen Sie die Problematik, wenn ein Soldat aufgrund von familiären, persönlichen, gesundheitlichen Gründen versetzt werden muss, wo es keinen Dienstposten Korporal gibt.

(B): Ja, also genau so, wie Sie sagen. Über einen Sonderfall werden wir dann auch gesondert entsprechend entscheiden. Also momentan sind wir erst mal in der Einführungsphase, in der Implementierung. Wenn wir auf den Zielzustand gucken, wir visieren ja in etwa 5.000 Dienstposten für die Korporale an, dann wird die Personalführung sicherlich auch eine Möglichkeit haben, dort dann entsprechend zu reagieren.

(A): Dann bedanke ich mich erst mal für das Gespräch. Ich denke mal, es sind einige Fragen beantwortet worden, die offen waren. Wer weitere Fragen hat, der kann natürlich auch in den Shownotes oder im Intranet nachgucken. Bei bundeswehr.de gibt es dazu auch interessante Beiträge. Informationen sind da, und nicht zuletzt kann man sich auch an seinen Personalführer wenden, der ebenfalls weiterhelfen kann. Herr Oberst, haben Sie noch irgendwelche Anmerkungen zu dem neuen Korporal, was man als Mannschaftssoldat wissen sollte?

(B): Ja, also ich möchte vielleicht abschließend anmerken, dass der Korporal wirklich eine Chance ist, dass wir Aufgaben, die im Truppendienst jetzt durch die Laufbahn der Mannschaften im Truppendienst wahrzunehmen sind, eher stärker in den Vordergrund bringen. Wir werden das Leistungsprinzip stärken. Das ist ja auch etwas, was von den Mannschaften im Programm Innere Führung immer deutlich gefordert wird und wurde. Ich glaube, dass wir dem dann auch entsprechend Rechnung tragen, und es war wirklich unser Bemühen, das Auswahlverfahren so einfach und administrativ wenig aufwendig wie möglich auszugestalten mit der Beurteilung. Und vor allem den Vorgesetzten vor Ort eine starke, wenn nicht sogar die ausschlaggebende Mitsprachemöglichkeit einzuräumen. Auch das war eine Forderung im Übrigen bei der inneren Führung, die erhoben worden ist und wir aufgegriffen haben. Insofern glaube ich wirklich, dass der Korporal die Laufbahn der Mannschaften im Truppendienst attraktiver macht und es uns auch ermöglicht, die Aufgaben wirklich sachgerechter wahrzunehmen und auszubringen.

(A): Dann bedanke ich mich vielmals und wünsche einen schönen Tag.

(B): Ja, vielen Dank, Herr Hauptmann. Alles Gute Ihnen!